Baustopp in Ascherslebener Hecknerstraße Baustopp in Ascherslebener Hecknerstraße: Bankgebäude verliert die Schokoladenseite
Aschersleben/MZ. - Sofortiger Baustopp in der früheren Deutschen Bank-Filiale in Ascherslebens Hecknerstraße / Augustapromenade. Es fiel am Montagnachmittag sogar Passanten auf: das plötzliche Verstummen allen Baulärms.
Noch bis gegen 15 Uhr sprühten im Kellergeschoss die Funken. Hart zupackende Bauarbeiter entfernten dort mittels Winkelschleifer Eisenteile von den Wänden und demontierten einen alten Materialaufzug. Männer mit Presslufthammer stemmten eine Wand auf, andere trugen die oberste Schicht eines Betonfußbodens ab. Draußen vor der Tür reinigte ein Arbeiter mit Wasserstrahl den repräsentativen Eingang und den Pfeiler des Hauses an der Ecke Hecknerstraße / Augustapromenade; er hinterließ ungewollt eine unfertige Arbeit, über die heute sicher mancher Passant den Kopf schütteln wird.
Der Baustopp hat eine kritische Dimension. Immerhin will hier der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) 1,9 Millionen Euro in den Bau von 25 Wohnungen investieren. Der Geschäftsführer des ASB-Kreisverbandes, Peter Billing, zeigte sich betroffen. Er begründete das Einstellen der Arbeiten damit: "Der riesige Tresor muss aus dem Haus. Das geht leider nur - und wir haben alle Alternativen prüfen lassen - über einen Teilabriss des Hauses. Er betrifft die Eck-Fassade mit den beiden schönen Eingängen."
Billing befürchtet nicht nur Bauverzögerungen, was die künftigen Mieter der durchweg barrierefreien Wohnungen zweifellos in Sorge versetzen wird, sondern vor allem auch große Abstriche an der Attraktivität des Hauses. Denn aus Kostengründen wird die Ecke mit den zwei pompösen Eingängen, dem Erkervorbau, Balkon und zahlreichen Zierelementen nicht wieder so nachgebaut werden können. Doch gerade diese Schokoladenseite hatte den Reiz des Gebäudes ausgemacht, für dessen 25 Wohnungen es bereits mehr als 90 ernsthafte Interessenten gibt.
Kopfschütteln bei Sachsen-Anhalts Bauminister Karl-Heinz Daehre (CDU). Er nahm am Montag an einer Veranstaltung im Bestehornhaus teil. Vorher sah er sich die abzureißende Fassade des gegenüber liegenden, 1907 bis 1908 erbauten einstigen Bankgebäudes an. Über seinen Tisch in Magdeburg gingen auch mehrere Fördermittelanträge für das besagte Objekt. Zum Teilabriss, von dem er schon gehört hatte, befragt, meinte er entrüstet: "Hier kann nicht jeder machen, was er will. Wer an diesem Gebäude etwas abreißen will, sollte sich schnellstens nach Magdeburg begeben. Dort klären wir die Sache."
Weil die Zeit drängt, beginne aber schon am Dienstag der Abriss des Erkers, bedauert Peter Billing.