Ausbildung in Aschersleben Ausbildung in Aschersleben: Ehemalige Azubis bleiben der Region treu

aschersleben/MZ - Großartig feiern kann Christoph Steinbrecher nicht. Er muss noch in die Spätschicht bei Rumelca und ist damit eigentlich schon längst angekommen im normalen Berufsleben. Die Feier wird er sicher nachholen. Vielleicht nach der Freisprechung, die ihn und seinen einstigen Schulkameraden Hannes Pulze zum „richtigen“ Zerspanungsmechaniker macht. Beide haben am Mittwoch ihre Berufsschulzeugnisse erhalten. Beide freuen sich über Spitzen-Ergebnisse. Beide haben sich mit der Aschersleber Firma Rulmeca denselben Ausbildungsbetrieb gesucht.
Lobende Worte
Eine Wahl, die weder die Lehrlinge selbst noch die Chefs im Betrieb bereut haben. Ausbilder Nico Wasserberg jedenfalls findet nur lobende Worte für die beiden jungen Männer aus Hettstedt. „Wir können sie guten Gewissens in die Praxis entlassen“, sagt er. „Praxis“ ist in diesem Fall Rulmeca, denn Christoph und Hannes werden übernommen und künftig Kollegen auf Augenhöhe sein. Seit 1995 wird bei Rulmeca für den eigenen Bedarf ausgebildet. „Das macht Sinn, denn damit wissen wir, was wir haben. Die Gefahr von Fehlbesetzungen sinkt. Und wir haben alle, die bleiben wollten, übernommen“, sagt Wasserberg.
Vielfältiges Aufgabenfeld
Der 23-jährige Hannes Pulze hat Abitur, aber das Abi „war nicht so doll“, bekennt er freimütig. Studieren wollte er damit nicht. Eine Ferienarbeit bei einer Erdbau-Firma führte ihn auf das Rulmeca-Gelände. „Mir gefiel der Umgang dort“, sagt er rückblickend. „Alles ging so gesittet zu. Das hat man gleich gemerkt.“ Als er erfuhr, dass dort Lehrlinge gesucht werden, hat er sich beworben. Zerspanungsmechaniker fangen mit dem Einmaleins an: Feilen vor allem. Eine Arbeit, die Hannes anfangs wenig Spaß brachte. „Als es zum Bohren und Drehen an die Maschinen ging, wurde es besser.“ Inzwischen steht er an einer CNC-Drehmaschine, freut sich auf den ersten Facharbeiter-Lohn und findet im Nachhinein gut, Grundlegendes so gründlich gelernt zu haben. Christoph Steinbrecher sieht das ähnlich. Auch er hatte Schiss vorm Studium und entschied sich deshalb erstmal für einen Beruf. Die Metallbranche lag nahe, „wegen meiner Schrauberei am Moped“, wie er sagt. Übers Arbeitsamt hat er sich informiert und ist auf Rulmeca gestoßen. Seine Erwartungen haben sich mehr als erfüllt, meint er. „Ich hatte mir die Arbeit nicht so vielfältig vorgestellt.“
Von der Lehre ins Lehramt
Überhaupt keine Vorstellung von seinem künftigen Beruf hatte der 19-jährige Dario Balke aus Staßfurt. Nach dem Abschluss an der Tierparkschule bewarb er sich da und dort, im Achslagerwerk Staßfurt wurde er zum Einstellungstest eingeladen und schließlich angenommen. Und: Auch er äußert sich überrascht . „Wir machen alles von der Kleinteilproduktion bis zur Großteilfertigung. Das macht schon Spaß“, sagt er. Er wird laut Vertrag zunächst für ein halbes Jahr vom Betrieb übernommen. Dario will aber weiterlernen und die Fachhochschulreife in Magdeburg erwerben. Anschließend möchte er Maschinenbau auf Lehramt studieren und Berufsschullehrer werden. Er kann sich durchaus vorstellen, in der Region zu bleiben. Wer weiß, vielleicht ist er eines Tages der Kollege seiner einstigen Lehrer und erinnert sich an das Gefühl, Lehrling zu sein.