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Aus Pflicht und Liebe gehandelt

Von Marion Pocklitz 06.09.2004, 18:14

Frose/MZ. - Es gab wohl nur zwei Gründe für Reinhard Kürbis, die Dinge zu verändern. Doch die waren gewaltig: Zum einen ist da die Liebe zu den Pferden und zum anderen die Pflicht, als alteingesessener Froser gerade hier, an der Domäne, etwas anzupacken. Also entschloss er sich 1999 kurzerhand, das Areal zu kaufen.

Nach und nach ist aus der Domäne ein kleines Schmuckstück geworden. Und so ganz nebenbei findet hier ein gutes Dutzend Mädchen aus der Region auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. "Die Kinder hier zu haben ist einfach toll. Das ist eigentlich das Schönste an der Sache. Doch an dem Gelände selbst gibt es noch so viel zu tun", winkt Reinhard Kürbis ab.

Auf die Domäne, die im Jahre 960 erbaut sein soll, war die Familie eher zufällig gestoßen: Der Sohn, damals angehender Bauingenieur, hatte ein Thema für seine Diplomarbeit gesucht. "Ganz früher war die Domäne einmal ein Frauenkloster, dann Volksgut und schließlich stand das Objekt viele Jahre leer. Es war total verwildert, dreckig und verrümpelt. Also musste etwas passieren. Und ein Pferd war schließlich auch schon vorhanden. Nur war das im Reinstedter Reitstall untergebracht", ergänzt seine Frau, Sigrid Kürbis.

In der Froser Domäne war genug Platz für Pferde. Nur die Ställe mussten erst einmal hergerichtet werden. Als das soweit war, war das eine Pferd dort recht einsam. Also kam noch ein zweites hinzu, erinnert sich Frau Kürbis an den Anfang - ein Neuanfang für die Domäne und ein Anfang für die Reit- und Fahrtouristik Kürbis.

Heute stehen 13 Pferde und ein Fohlen im Stall. Diese werden nun auch von den Kindern mit versorgt, gepflegt und geritten.

Für die Grundbegriffe des Reitens und natürlich für die richtige Ausbildung steht den Mädchen - Jungen sind leider noch nicht dabei - ein Reitlehrer zur Verfügung. Und dieser macht seine Arbeit mit viel Herz, schwärmt Sigrid Kürbis. "Ich bin ja selbst mit Pferden großgeworden. Hier kann ich meine Erfahrungen weitergeben und ich freue mich, wenn dann diese Arbeit Früchte trägt", wirft Trainer Klaus Hildebrandt ein. Und die Früchte können sich durchaus sehen lassen. Seit zwei Jahren nehmen die Mädchen mittlerweile an Reitturnieren teil, und Reitschülerin Josephin ist kürzlich in Westdorf Kreismeisterin geworden. Jedes Kind hat seinen Reitplan, der mit dem Stundenplan der Schule abgestimmt ist, erläutert der Trainer. Dann gebe es auch keine Probleme mit den Hausaufgaben und dem Lernen. Und in den Sommerferien seien die Kinder jeden Tag bei den Tieren. "Hätte Herr Kürbis nicht die Domäne gekauft, dann gebe es hier keine Pferde. Ich bin so froh, dass er das Objekt erworben hat und uns die Möglichkeit gibt, hier reiten zu lernen", freut sich Kreismeisterin Josephin.

"Die Kinder fühlen sich hier sehr wohl. Es ist ihr Domizil. Sie können so oft bei uns sein, wie sie wollen. Eigentlich sind wir eine große Familie. Doch gebe es nicht die Unterstützung der Eltern, die sogar als Fanblock mit zu den Reitturnieren kommen, dann wäre vieles anders", erzählt Sigrid Kürbis weiter. Doch das Schönste für sie sei, die Entwicklung der Kinder und auch der Domäne zu beobachten.

Auf 25 000 Quadratmetern Fläche bietet das Areal nicht nur Platz für eine Koppel, sondern auch für Ställe, Lagerhallen, ein Wohnhaus und für so manches Fest. Vier große Veranstaltungen gibt es im Jahr. So die Hegeringjagd, am 1. Mai einen Reitertag, auf den sich immer ganz Frose freut, ein Erntedankfest und natürlich die Herbstjagd, erklärt Reinhard Kürbis. Was nun noch fehle, das sei eigentlich eine Reithalle. Denn im Winter müsse die Halle in Reinstedt in Anspruch genommen werden. "Das ist sehr umständlich. Meine feste Absicht ist, hier noch eine Reithalle zu bauen. Doch dazu müssen einige Dinge geklärt werden. Ob das noch in diesem Jahr klappt oder erst im nächsten, das wird sich zeigen", so der Geschäftsmann. Weiterhin fest hält er auch an seinem Ziel, einen Reiterhof mit Pensionsplätzen zu schaffen. "Aber es geht immer nur so viel, wie eben möglich ist", sagt Reinhard Kürbis.