Aus marodem Haus schmucken Laden gemacht
Aschersleben/MZ. - "Das Haus war so baufällig, dass nicht einmal ein Taxator etwas Finanzierbares an dem Haus gefunden hat. Nur für das 120 Quadratmeter große Grundstück mussten wir drei Mark der DDR pro Quadratmeter bezahlen", erinnert sich Wolfgang Schmidt noch gut an die Zeit. Dann begann der Abriss. "Alle haben mitgeholfen, die Eltern, Schwiegereltern und Kinder. Wir haben fast Tag und Nacht geschuftet", erzählt Ehefrau Petra.
"Zu DDR-Zeiten war das Beschaffen von Waren ein Problem. Private waren das fünfte Rad am Wagen", erklärte Schmidt. Viele Blumen und Grünpflanzen hat er in seinem eigenen Garten gezogen und von privaten Gartenbesitzern aufgekauft. Ob Erfurt, Berlin oder die Großmärkte in Leipzig und Magdeburg, überall hin waren Schmidts mit dem Trabi und Hänger unterwegs, um für die Kunden Waren heranzuschaffen. Selbst Palmen aus dem Spreewald fehlten nicht.
Aus dem gelernten Landwirt Wolfgang Schmidt ist längst ein Florist mit vielen eigenen Ideen geworden. Immer, wenn Gelegenheit ist, besucht er Weiterbildungslehrgänge. Vieles hat er in seinem eigenen großen Garten ausprobiert. Er veredelt Rosenstöcke, erntet Blumensamen und lässt viele Sorten Blumen in seinem Garten blühen. Und das hat seinen guten Grund, denn gemeinsam mit Ehefrau Petra betreibt er einen ambulanten Handel mit Blumen und Grünpflanzen. "Wir waren schon früh mit unseren Angeboten, das meiste aus dem eigenen Garten, vor den Kaufhallen präsent, und das bis Magdeburg", berichtet die Hobbygärtnerin. "Die beiden Kinder waren meist mit vor Ort", fügt sie hinzu. Mit dem eigenen Blumenladen sei es dann aber mit dem ambulanten Handel vorbei gewesen.
Auf die Wende hat Familie Schmidt schnell reagiert. Die erste Ware wird aus Braunschweig geholt, weil es in der hiesigen Region noch keinen Blumengroßhandel gibt. Heute wird die gesamte Ware ins Haus gebracht. Für ihre treuen Kunden hat sich Familie Schmidt vieles einfallen lassen. Vier Mal im Jahr laden Schmidts zu den Jahreszeiten zum Basteln ein. Dazu gibt es auch einen kleinen Umtrunk. "Der Höhepunkt des Jahres ist im November die Adventsausstellung mit Gestecken, weißem Glühwein und frisch gebackenen Waffeln", so Wolfgang Schmidt. Immer fleißig mit dabei ist die Floristin Nicole Baude.
Ganz groß hat sich das Blumenhaus Schmidt auf die Hochzeitsausstattung vorbereitet. In einem Katalog können die Heiratswilligen aus einer großen Anzahl von Braut-, Auto- und Tischschmuck sowie Anstecker für den Bräutigam wählen. Und das in aller Ruhe in den häuslichen vier Wänden. Wer etwas Besonderes haben will, für den lässt Wolfgang Schmidt vor dem Standesamt weiße Tauben aufsteigen. Zum vierten Mal hat sich das Blumenhaus Schmidt erfolgreich an einer Hochzeitsmesse in einem Autohaus beteiligt.
Aber auch das gehört zum Angebot: Trauerfloristik. Natürlich ist das Blumenhaus auch Fleurop angeschlossen und liefert Bestellungen in Aschersleben und Umgebung aus. Wer im Frühjahr seine Bepflanzung der Balkonkästen gemacht haben möchte, der kann sich auch hierher wenden. Sollte einer einen Geburtstag oder ein Jubiläum am Sonntag vergessen haben, der kann von sieben bis zehn Uhr im Blumenhaus Schmidt seinen Blumenstrauß kaufen.