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Wie geht es weiter? Aus für Ascherslebener Gildefest? Organisator Martin Rothe wirft das Handtuch

Nach dem 25. Jubiläum ist Schluss: Martin Rothe gibt die Organisation des Ascherslebener Gildefests ab. Das sind die Gründe.

Von Katrin Wurm 02.07.2025, 08:15
Für Martin Rothe war des 25. Aschersleber Gildefestes das letzte, welches er organieiert hat.
Für Martin Rothe war des 25. Aschersleber Gildefestes das letzte, welches er organieiert hat. (Foto: Frank Gehrmann/Archiv)

Aschersleben/MZ - Paukenschlag nach dem Jubiläum: Martin Rothe, seit 2022 Veranstalter des Gildefestes, wird künftig nicht mehr am Ruder stehen. „Das 25. Gildefest war atmosphärisch ein voller Erfolg, steht aber finanziell und organisatorisch vor Herausforderungen, die ich allein nicht mehr schultern kann“, sagt Rothe im Gespräch mit der MZ. Sein Rückzug überrascht viele – doch für ihn ist die Entscheidung konsequent.

Eintrittsgelder reichen nicht aus

„Beide Abende sind gut angekommen, wir haben ein qualitativ sehr hochwertiges Programm geboten mit regionalen und auch überregionalen Acts“, blickt Rothe zurück. „Zum Beispiel die Rammstein-Coverband Völkerball. Wenn man auf ein Konzert der Band möchte, zahlt man mindestens 40 Euro. Zum Gildefest war das deutlich günstiger – und es gab zusätzlich noch mehr Programm auf der Bühne.“ Genau dieser Anspruch an Qualität habe aber seinen Preis: „Allein von den Eintrittsgeldern hätte ich keinen Künstler bezahlen können.“

Qualitativ hochwertige Künstler – wie das Tina-Turner-Double vor zwei Jahren – haben ihren Preis, sagt Martin Rothe.
Qualitativ hochwertige Künstler – wie das Tina-Turner-Double vor zwei Jahren – haben ihren Preis, sagt Martin Rothe.
(Foto: Frank Gehrmann/Archiv)

Denn viele Besucher nutzten die Möglichkeit, vor 17.30 Uhr auf das Festgelände zu gelangen – da war der Eintritt frei. „Das war bewusst so geregelt, auch um Familien den Zugang zum Rummel zu erleichtern. Doch ein hochwertiges Programm gibt es eben nicht zum Nulltarif.“ Andere Stadtfeste in der Region – etwa in Quedlinburg oder Bernburg – würden keinen Eintritt verlangen, seien aber städtisch organisiert. „Das Gildefest hingegen ist privat organisiert, das Risiko liegt bei mir. Und in Sachen Qualität legen mein Team und ich immer eine ordentliche Schippe drauf. Ich finde, das Programm dieses Jahres kann man kaum toppen.“

Nebenkosten steigen gewaltig

Doch nicht nur Gagen und Bühnenkosten machen dem Veranstalter zu schaffen. Die Ausgaben für Sicherheit steigen stetig – ebenso die Versicherungskosten pro Besucher. „Klingt wenig, wenn man pro Gast nur ein paar Cent zahlt, aber bei 15.000 Gästen summiert sich das enorm.“ Ohne Sponsoring sei die Durchführung ohnehin nicht möglich – und auch wenn Rothe dankbar sei für jahrelange, treue Partner, sei es immer schwieriger, neue Unterstützer zu finden.

Gibt es eine Zukunft für den Rummel?
Gibt es eine Zukunft für den Rummel?
(Foto: Frank Gehrmann/Archiv)

Seit Anfang des Jahres liegt sein beruflicher Fokus auf dem Filmpalast Aschersleben, dessen Geschicke er von den langjährigen Betreibern Heidrun und Matthias Uhde übernommen hat. „Mein Fokus soll jetzt auf dem Kino liegen“, erklärt er. Trotzdem bleibt Rothe der Veranstaltungsbranche verbunden – als DJ, Techniker oder vielleicht auch als Organisator größerer Einzelkonzerte in Aschersleben. „Ich habe da ein paar Ideen – aber das Gildefest braucht jetzt neue Kräfte und tragfähige Partnerschaften.“

Wird der Rummel bleiben?

Die Kaufmannsgilde, deren Vorsitzender Rothe weiterhin bleibt, ist informiert. Wie es 2026 mit dem Gildefest weitergehe, stehe allerdings in den Sternen. „Der Rummel sollte unbedingt weiter organisiert werden – auch mit kostenfreiem Eintritt. Das kommt gut an bei den Leuten.“ Ob es ein Bühnenprogramm geben werde? Unklar. „Dafür müsste sich jemand finden, der das organisiert und für den es sich finanziell rechnet.“ Rothe hofft, dass sich künftig auch die Stadt Aschersleben dem Thema stärker annimmt – ob als Mitveranstalterin, Unterstützerin oder Vermittlerin.

Rückblick: Seit 1998 verwandelt sich Aschersleben – in den ersten Jahren in der Innenstadt, später auf der Herrenbreite – am letzten Maiwochenende in einen farbenfrohen Rummel aus Marktständen, Fahrgeschäften, Imbissbuden und Showbühnen. Das Fest lockt nicht nur Einheimische, sondern auch Gäste aus der gesamten Region an.