Auftritt Auftritt: Getragen von einer akustischen Wolke
HOYM/MZ. - "Spaß soll es machen, das Chorleben", sagt Horst Eisenkolb. Und Spaß macht es, ganz besonders sogar, wenn ein Auftritt zum Erlebnis wird, von dem die Mitglieder des Männerchores Hoym von 1844 noch lange zehren werden. Wie der am Sonnabend in der Frauenkirche Dresden.
"Wenn wir irgendwo singen, sind wir ja meist unter uns", meint Eisenkolb mit "uns" die Sänger selbst, Mitglieder befreundeter Chöre, Angehörige und Bekannte und, na ja, die 50, vielleicht 60 Musikliebhaber, die sich ins Konzert verirren. Anders in Dresden. "Es war voll, das Publikum international", erzählt er von Touristen aus ganz Deutschland, Litauen, Polen, Ungarn, Japan... - alle auf Besichtigungstour. "Als wir angefangen haben zu singen, war es auf einmal mucksmäuschenstill und alle blieben stehen." Unter der Leitung von Heidi Godulla stimmten die Männer pünktlich um 14.30 Uhr wie abgemacht zuerst "O du stille Zeit" an, ein Volkslied nach einem Gedicht von Joseph von Eichendorff nach einer Melodie Cesar Bresgens; dann noch "Da Pacem Cordium", beides "getragene Titel", die wunderbar die einzigartige Akustik der Frauenkirche unter Beweis stellten. "Ich habe mich von einer akustischen Wolke getragen gefühlt", versucht Eisenkolb seine Eindrücke in Worte zu fassen, "und meine eigene Stimme im Raum schweben gehört." "Nein", schüttelt er energisch den Kopf, "so ein Erlebnis lässt sich nicht toppen."
Ein Erlebnis, das von vorn bis hinten geplant war, denn "man kann sich ja nicht einfach in die Frauenkirche stellen und lossingen". Frithjof Stuckatz aus Dresden machte es möglich. Die Hoymer kennen ihn schon lange. Bereits 2007 führte er sie durch Dresden, organisierte einen kurzen Gastauftritt in der Semperoper, der dann im letzten Moment mangels Chorleiter - "ohne geht überhaupt nicht" - ins Wasser fiel. Das passierte ihnen kein zweites Mal. Im Vorfeld haben sich die Männer mit Chorleiterin Godulla auf die beiden Lieder geeinigt "und dann geübt, ist ja klar". Ein letztes Mal sogar noch in Dresden. "Das Ansingen fand unter einer riesigen Blutbuche statt", mehr schlecht als recht, erzählt Eisenkolb, "der Baum fing alles ab, wie eine Schallmauer". Nach "verpatzter" Generalprobe und ganz in zivil - "es sollte ja wirken wie aus der Lamäng heraus" - marschierte der Hoymer Chor in die Frauenkirche. "Unser Auftritt ist richtig gut angekommen. Im Anschluss hat der Pfarrer noch zur Andacht aufgerufen", so Eisenkolb. Begonnen hatte der aufregende Tag bereits halb sechs Uhr morgens, als der Bus in Hoym losfuhr. "Als Chor machen wir einmal im Jahr einen Ausflug", erklärt er. Mit an Bord die Ehefrauen der Sänger, Verwandte, Freunde und Gäste, darunter diesmal die Bürgermeisterin der Stadt Seeland, Heidrun Meyer, und Hoyms Ortsbürgermeister Klaus-Dieter Andree. Angekommen in Dresden ging es zunächst aufs Wasser, punkt zehn legte der Raddampfer "Leipzig" zur Elbfahrt ab. Anschließend stand eine Besichtigung des Schlosses Pillnitz auf dem Programm, dann der Besuch der Frauenkirche, ehe es nach einer kurzen Freizeit hieß, zurück nach Hoym zu fahren, um zum Anpfiff des kleinen Finales wieder zu Hause zu sein.