Auf "Hackedicht-Tour" Auf "Hackedicht-Tour": Von Gruppenzwang bis Sauftot

Aschersleben - Mit Eisi Gulp konnten Schüler und Lehrer der Albert-Schweitzer-Schule Aschersleben in dieser Woche einen Promi als Gast begrüßen. Den Comedian und Schauspieler kennt man unter anderem als kiffenden Vater des Polizisten Eberhofer in den gleichnamigen Fernseh-Krimis. Womit wir schon beim Thema wären.
Denn mit seiner „Hackedicht“-Schultour betreibt er Alkohol- und Drogenprävention auf ganz andere Art - locker, cool, manchmal deftig, tanzend. Gleich zu Beginn der Aufklär-Show zeigt sich der schlanke Rosenheimer mit der hohen Stirn als professioneller Tänzer und zieht die Jungen und Mädchen der Klassen 7 und 8 damit schnell auf seine Seite.
Auf „Hackedicht-Tour“ in Aschersleben: Antworten der Schüler sind vorprogrammiert
Ausruhen und sich berieseln lassen? Fehlanzeige! Ganz unvermittelt kommt der Comedian auf die Schüler zu und fragt. Warum wir Alkohol trinken zum Beispiel. Die Antworten sind erwartbar: „Weil ich mich dann anders fühle.“ „Beim gemütlichen Beisammensein.“ Eisi Gulp ergänzt: „Nach ein paar Bierchen traut man sich schon mal was!“ Es geht um Gruppenzwang, „der Mensch macht gerne einfach mit“, um die Suche nach dem Glücksgefühl.
Eisi Gulp, der mit seiner Tour im Auftrag des Kinderschutzbundes und der Knappschaft unterwegs ist, möchte den jungen Leuten die Augen öffnen und zum kritischen Nachfragen anregen.
Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass junge Menschen hinterfragen, wenn sie von jährlich 900 bis 1.100 Drogentoten hören. „Das sind nur die Opiat-Toten“, sagt er. Die Zahl berücksichtige nicht die jährlich bis zu 75.000 Menschen, die sich in Deutschland „zu Tode gesoffen haben“.
Und sie sagt nichts aus über die 120 Menschen pro Tag, die an den Folgen ihrer Nikotinsucht sterben.
Er klärt auf über die Zusammensetzung von Koks und Ecstasy und meint: „Sich von einem Drecksdealer Tabletten oder Pülverchen andrehen zu lassen ohne zu wissen, was drin ist und dafür seine Kohle herzugeben, das ist doch wirklich strunzdumm.“
Auf „Hackedicht-Tour“: Die Reaktionen sind ausschließlich positiv
Nach der ersten Hälfte des fast zweistündigen Programms, in der Pause, sind ausschließlich positive Reaktionen zu vernehmen. Drei Mädchen in der zweiten Reihe äußern sich geradezu begeistert: „Er ist kreativ und bringt es so rüber, wie wir es jemandem erklären würden“, sagt die 17-jährige Lea. Saskia, 15, und Vanessa, 16, finden das auch.
Erfahrungen mit Alkohol oder Drogen haben alle drei nach eigenen Aussagen noch nicht gemacht. „Ich bin ein vernünftiges Kind. Ich trinke gar nicht“, beteuert Vanessa mit bestimmter Miene.
Trotzdem findet sie mit Blick auf ihre Altersgenossen in der Schule wichtig, dass rechtzeitig Aufklärung betrieben wird. Paul, 18 Jahre alt, findet es gut, dass Eisi Gulp sein Programm „quatschig macht“. Die Botschaften dahinter würden trotzdem verstanden, sagt er, und auch Leon und Adrien, 14 und 15 Jahre alt, finden die Tour „sehr unterhaltsam“.
Auf „Hackedicht-Tour“: Umgang mit Alltagsdrogen wird vorgelebt
Schulleiterin Katrin Jelitte hat den Eindruck, „dass die Inhalte des Programms manchen doch zum Nachdenken bringen.“ Nach ihrer Beobachtung hat sich das Alter, in dem Alkohol und Nikotin konsumiert werden, stark nach vorn verlagert. Oft sei es der leichtfertige Umgang von Erwachsenen mit sogenannten Alltagsdrogen, der den Kindern und Jugendlichen vorgelebt werde.
Um das Thema abzurunden und zu vertiefen, gab es im Anschluss an die „Hackedicht-Tour“ noch eine Weiterbildung für Lehrer und einen thematischen Elternabend. „Wir finden, es liegt in unserer Verantwortung, bei diesem Thema auch mit den Eltern zusammenzuarbeiten“, so die Schulleiterin. (mz)
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