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Ascherslebener Künstler Dieter Hecht Ascherslebener Künstler Dieter Hecht: Ein Bild für David Bowie

Von Susanne Thon 27.01.2016, 17:56
Dieter Hecht in seinem Atelier und in seinem Element.
Dieter Hecht in seinem Atelier und in seinem Element. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Es ist noch gar nicht so lange her, da hat er ihm zum Geburtstag gratuliert: Die Pop-Legende David Bowie dem Ascherslebener Dieter Hecht. Kunst verbindet. Und verband auch die beiden. Die Nachricht vom Tod Bowies, sie hat nicht nur die Musikwelt erschüttert. Auch die Kunstszene, zu der Hecht gehört, trauerte. Denn Bowie war nicht nur das Chamäleon der Popgeschichte, sondern auch Maler. Kunstliebhaber. Und als solcher hatte er erst im vergangenen Jahr einen echten Hecht erstanden. In einer Galerie in New York.

Es war wie so oft im Leben der Zufall, der Dieter Hecht in eine der meistbesuchten Metropolen der Welt geführt hat: „Im richtigen Moment die richtigen Leute getroffen“, sagt er. Und dann kauft auch noch ein Weltstar wie David Bowie eines seiner Bilder. Unglaublich! Dabei war die Ausstellung nicht sein erster Auftritt auf internationalem Parkett. Seit vier Jahren sind Hechts Bilder ganzjährig in Galerien auf der ganzen Welt zu sehen - in den USA, in Litauen, Frankreich... Nur Aschersleben fehlt noch im Ausstellungsreigen.

Spöttisch belächelt

Dass er es einmal so weit bringen würde, er eines Tages von seiner Kunst leben könne, damit hat der 60-Jährige noch vor zehn Jahren nicht gerechnet. Gut, da ist schon eine gewisse künstlerische Veranlagung, und als gelernter Keramiker, der zu DDR-Zeiten eine Werkstatt in Leipzig hatte, war er auch seit eh und je kreativ. Doch „nach der Wende war mit der Töpferei nicht mehr viel anzufangen“. Woraufhin Hecht umsattelte, mehrere Diskotheken betrieb und seine Kreativität fortan nur noch in der Freizeit auslebte.

Er probierte sich an den verschiedensten Materialien aus - und entdeckte während eines längeren Krankenhausaufenthaltes schließlich die Malerei für sich. Zog schnurgerade Linien, brachte geometrische Formen zu Papier ... Eine recht konstruktivistische Angelegenheit. Farblich sehr zurückhaltend. Weshalb er in der Klinik auch eher spöttisch belächelt wurde, so nach dem Motto: Das wird doch sowieso nichts. Aber Hecht gab nicht auf, dachte sich: Jetzt erst recht.

Und hatte Erfolg. Nach geraumer Zeit zeigte er seine Arbeiten zum ersten Mal auf der Konradsburg bei Ermsleben - inzwischen war er nach Meisdorf gezogen - und bekam daraufhin prompt einen Anruf von einem Galeristen aus Nürnberg, der auf ihn aufmerksam geworden war, Hechts erste große Ausstellung in der Albrecht-Dürer-Stadt arrangierte und so die Lawine ins Rollen brachte. Die Hecht am Rollen hielt. „Ich bin da schmerzfrei“, erzählt er, dass er auch gern mal seine Bilder ins Auto lädt, um direkt bei den Galerien vorzufahren. Weil „in echt“ besser ist als ein Foto.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Wie ein depressiver Künstler die buntesten Bilder malt.

Hecht selbst entwickelte sich, wie er sagt, von Bild zu Bild weiter. Er experimentiert viel, schafft Strukturen. Verwendet Pigmente, nutzt Mischtechniken - und Chemikalien, damit sich Risse bilden. „Bevor ein Bild entsteht, habe ich mindestens zwei Leinwände versaut“, sagt der Autodidakt.

Farbwahl hat mit Gefühlslage nichts zu tun

Gerade sei er dabei, „Schwarz als Farbe herauszubringen“. Picasso hatte eine Blaue Periode, und eine in Rosa. Hechts ist schwarz. Die Farbe, die eigentlich gar keine ist, dominiert die aktuellen Werke. Es handelt sich dabei um die Weiterentwicklung seiner ersten Arbeiten. Die er, wenn er sie heute betrachtet, auch nur noch belächelt. Aber damals, „da war ich stolz darauf“.

Mit seiner Gefühlslage habe die Farbwahl allerdings nichts zu tun, wie er betont. Genausowenig müsse es etwas bedeuten, wenn Bilder vor Farbe nur so strotzen. „Ich kann depressiv sein und die buntesten Bilder malen.“ Hecht sagt das aber nicht nur so dahin, er weiß, wovon er spricht, ist selbst manisch-depressiv.

Und, wenn er denn eine Idee hat, kaum zu halten. „Ich will die dann auf Leinwand bringen, ganz schnell umsetzen, sonst kriege ich Herzklopfen, so nervös bin ich.“ Aus diesem Grund hat er auch ein Zimmer seiner Plattenbauwohnung zum Atelier umgemünzt. An der Wand die rosafarbene Tapete vom Vormieter. Egal. Hauptsache, er kann arbeiten. Zu jeder Tageszeit, aber vorzugsweise nachts.

Seit April lebt er wieder in Aschersleben, seiner Geburtsstadt, der Stadt, in der er aufgewachsen ist. Unweit seiner jetzigen Bleibe. Wo er noch hin will? Welche Pläne er verfolgt? Hecht lacht: „Ich habe Ideen für zwei Leben“, sagt er.

Am Samstag, 19. März, und Sonntag, 20. März, findet auf der Konradsburg bei Ermsleben der nächste Kunstmarkt statt. Dieter Hecht wird mit von der Partie sein. Neben Künstlern, die bisher „noch nicht die Chance bekommen haben, ihre Arbeiten in einer Galerie auszustellen“, so Hecht. (mz)

So ähnlich sieht das Werk aus, das der kürzlich verstorbene Popstar David Bowie kaufte.
So ähnlich sieht das Werk aus, das der kürzlich verstorbene Popstar David Bowie kaufte.
Frank Gehrmann Lizenz