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"Strümpfe mit Naht und Strapsen" Ascherslebener Carnevalsclub: Hans-Ulrich Lotz bekommt Verdienstorden vom Bund Deutscher Karneval in Gold mit Brillanten

Von Detlef Anders 23.01.2019, 06:56
Hans-Ulrich Lotz vom Ascherslebener Carnevalsclub hat die höchste Auszeichnung des Bundes Deutscher Karneval erhalten - den BDK-Verdienstorden in Gold mit Brillanten.
Hans-Ulrich Lotz vom Ascherslebener Carnevalsclub hat die höchste Auszeichnung des Bundes Deutscher Karneval erhalten - den BDK-Verdienstorden in Gold mit Brillanten. Frank Gehrmann

Aschersleben - Orden gibt es in vielen Karnevalsvereinen jedes Jahr für die aktiven Mitglieder. Hans-Ulrich Lotz hat in einem Raum seiner Wohnung unzählige dieser Auszeichnungen hängen. Die meisten sind von Vereinen aus der Karnevalshochburg Köln.

Lotz sammelt sie sogar getrennt nach Kölner Vereinen. Doch der Orden, den der 69-Jährige aus Aschersleben am Sonntag bekam, ist etwas ganz besonderes. Hans-Ulrich Lotz erhielt in Magdeburg bei einem Empfang von Reiner Haseloff, Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, den Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval in Gold mit Brillanten. „Das ist die höchste Auszeichnung, die einem Karnevalisten verliehen werden kann“, berichtet er stolz.

Auszeichnung beim Empfang von Haseloff in Magdeburg

„In Anerkennung für langjährige Verdienste zum Erhalt und zur Förderung heimatlichen Brauchtums Karneval, Fastnacht und Fasching“, ist als Begründung auf der Urkunde zu lesen. Den Orden ohne Brillanten hat er seit 1996.

Seit 50 Jahren ist Lotz Mitglied im Ascherslebener Carnevalsclub. Dabei war das nicht abzusehen. „Ich hatte als Kind keine so guten Erfahrungen mit dem Karneval.“ Als ihn ein Freund 1968 fragte, ob er beim Gründen eines Vereins an der Eine mitmachen wollte, lehnte er noch ab.

Doch als Lotz im Frühjahr 1969 trotzdem beim Karneval vor der Bühne saß und die jungen Paginnen auf der Bühne sah, änderte sich das. „Damals waren die Mädels pure Erotik. Strümpfe mit Naht und Strapsen - das waren fantastische Anblicke im Leben eines 18-Jährigen“, erinnert er sich an die Sicht auf die Bühne.

„Strümpfe mit Naht und Strapsen - das waren fantastische Anblicke”

„Ich habe mich sofort nach dem Programm angemeldet.“ Mit dem Start der Session 1969/70 war Lotz Mitglied. „Aber der liebe Gott ist ein Schelm. Das nächste Jahr hatten wir keinen Prinzen, kein Prinzenpaar, keine Prinzengarde und keine Paginnen“, erinnert er sich lachend.

Lotz war zwei Jahre im Elferrat, zwei Jahre Prinz, begleitete dann zwölf Jahre als Zeremonienmeister das Prinzenpaar und ging dann erneut in den Elferrat. Auf der Bühne ist der Ascherslebener eher selten als Akteur zu sehen. Nur in einer Büttenrede unterstützte er kürzlich einen Freund.

Lotz war Prinz, Zeremonienmeister und im Elferrat

„Ich kann nicht singen. Und tanzen ist auch nicht mein Ding.“ Dafür hilft er gern im Hintergrund. Seit 1970 war Lotz im Clubbeirat, 1990 wurde er Vizepräsident des Vereins. Ab 1995 war Hans-Ulrich Lotz Vorsitzender des ACC und teils auch Präsident, bis er das Amt im Jahr 2000 aus gesundheitlichen Gründen aufgab.

Lotz hatte einst in der Wema an einer Hobelmaschine und später in der Qualitätskontrolle gearbeitet. Krankheitsbedingt musste er früh in Rente gehen.

Lotz pflegt viele Hobbys. Er baute 1993 den nach dem Mauerbau beendeten Kontakt mit dem Kölner Karneval wieder auf. Er wurde Mitglied der ersten Kölner Karnevalsgesellschaft „Die Große von 1823“, dann sogar Senator. Jedes Jahr fährt er an den Rhein.

37 Karnevalisten aus Region fahren im Februar nach Köln

Im Februar wird er mit 37 Karnevalisten aus Aschersleben, Hoym, Frose und Quenstedt in der Festhalle Gürzenich Köln dabei sein. „Live ist life“, sagt er begeistert. Seine Frau, die er schon in der katholischen Jugend kennengelernt hatte und die die Damengarde des ACC leitet, kommt natürlich mit.

Für sein Hobby, das Sammeln von Karnevals-Devotionalien, hat er einen Raum seiner Wohnung eingerichtet. Dort künden Figuren aus dem „Grafen von Monte Christo“ oder „Die drei Musketieren“ sowie Piraten von einem anderen Hobby, dem Interesse für Geschichte.

Dem ACC will Lotz auch in den nächsten zehn Jahren treu bleiben. 60 Jahre Mitgliedschaft sind sein Ziel. Worauf er sich jetzt freut? Auf ein paar Dinge, die nach der Auszeichnung, die er lieber in Aschersleben in Empfang genommen hätte, kommen.

„Der Zusammenhalt im Verein ist gewachsen“

„Der Zusammenhalt im Verein ist gewachsen“, stellt er angesichts des schönen Umgangs beim ACC fest. Bei über 100 Mitgliedern aus vier Generationen, wo jeder seine Meinung hat, keine Selbstverständlichkeit. Beim Karneval in Hoym und Quenstedt war er in den letzten Tagen schon. Am Sonnabend ist die erste Sitzung des ACC in Winningen. Weitere werden folgen, freut sich Lotz. (mz)