Aschersleben Aschersleben: Und da waren die Lichter aus

Aschersleben/MZ. - Donnerstagmittag. Für einen Moment - genau 22 Minuten - bricht in Teilen der Stadt die Stromversorgung zusammen. Im Klinikum wird umgestellt auf Notstrom und dann passiert, womit keiner rechnet. Eines der beiden Notstromaggregate - das, das den Altbau versorgt - fällt aus. Ein Bauteil ist defekt. Seine Reparatur erweist sich als unmöglich und auch Ersatz kann so schnell nicht beschafft werden. Feiertag, langes Wochenende. Hinzu kommt, dass "das Teil angefertigt werden muss", so Reinhard Menge, Technischer Leiter im Krankenhaus.
Das defekte Notstromaggregat ist schon älteren Baujahrs, stammt aus den 80er Jahren, "vor 15 Jahren wurde es voll saniert" und von den Betriebselektrikern beziehungsweise externen Fachkräften regelmäßig Sichtkontrollen, Wartungen und Lastläufen unterzogen. "Der Schaden war in keiner Weise erkennbar", sagt Menge, "und ist im denkbar ungünstigsten Moment eingetreten." Um für den Fall eines erneuten Stromausfalls gerüstet zu sein, fordert das Klinikum Hilfe an. "Das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme", erklärt Menge, "wir können es nicht riskieren, ohne zweite Stromversorgung zu sein." Zu viel hängt dran: die Kinderstation, die Gefäßchirurgie, Kreiß- und Operationssäle, das Labor, zählt Thomas Michling, Geschäftsführer des Klinikums, auf. Etwa 40, 50 Patienten wären betroffen.
Feuerwehr und Stadtwerke können mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln dem Klinikum nicht helfen. Der Ortsverband Staßfurt vom Technischen Hilfswerk wird angefordert, trifft gegen Abend ein - und muss Verstärkung anfordern, denn "unsere Kapazitäten reichen hierfür nicht aus", so der THW-Ortsbeauftragte Christian Wieser. Die Kollegen aus Burg rücken an - mit einem mobilen Notstromaggregat, das das Krankenhaus bei einer Havarie mit ausreichend Energie versorgt. 22.38 Uhr ist es, als sie aufs Klinikgelände fahren. Dann geht alles relativ schnell. Anschließen, Testlauf, Einweisung. Bis mindestens Montag steht dem Klinikum die mobile Notstromversorgung im Fall der Fälle zur Verfügung. "Das ist nichts Spektakuläres, sondern unsere Aufgabe, Gewehr bei Fuß zu stehen", so Wieser, für den es nicht der erste Einsatz dieser Art ist.
Fürs Krankenhaus indes schon. Doch es blieb bei einer Schrecksekunde. Eine ernsthafte Gefahr habe zu keinem Zeitpunkt bestanden. Die Einrichtung konnte über die gesamte Zeit ihren Betrieb auf allen Stationen ohne Beeinträchtigungen aufrechterhalten, so die Klinikleitung.
Ursache für den Stromausfall war ein Kurzschluss in einer 20-kV-Leitung in Aschersleben. "Das hatte nichts mit dem Sturm zu tun, das passierte, bevor der so richtig losging", erklärt Hjalmar Lindner, Geschäftsführer der Ascherslebener Stadtwerke Netz GmbH, und sieht die Schuld in den alten russischen Kabeln. "Die sind anfälliger als andere", weiß er und glaubt, dass das Alter eine Rolle spielt, die Feuchtigkeit. Bis in die Nacht hatte die Hettstedter Firma KEAH zu tun, um das Kabel zu reparieren. Doch Krankenhaus und die ebenfalls betroffenen Wohngebiete Auf der Alten Burg und in Westdorf wurden schon nach 22 Minuten durch Umschaltmaßnahmen wieder mit Strom versorgt.
"Um 22.02 Uhr war dann der Normalschaltzustand wieder hergestellt", vermeldet Hjalmar Lindner und weiß, dass das Reparaturteam bei dem stürmischen Wetter so seine Probleme hatte. "Nebenher gab es durch den Sturm noch kleinere Schäden", nennt der Geschäftsführer als Beispiel die Staßfurter Höhe von Aschersleben, in der eine Niederspannungs-Freileitung gerissen war. "Die mussten wir nebenbei reparieren", meint Lindner, der weiß, dass durch den Schaden auch die Straßenbeleuchtung ausgefallen war.
