Aschersleben Aschersleben: Radiologie-Chefarzt geht in Ruhestand

aschersleben - Ein Tschüss ist Chefärztin Monika Mingramm gestern einfach nicht über die Lippen gekommen. Zu schwer fällt der Anästhesistin der Abschied von Dr. Erik Czihal. Sie kennt ihn seit vielen Jahren und hat vor einigen Wochen sein Amt als Ärztliche Direktorin übernommen. Der Chefarzt der Radiologie absolvierte gestern seinen letzten Arbeitstag. Frau Mingramm gönnt dem angestrengt arbeitenden Mann den verdienten Ruhestand von Herzen. Doch sie weiß auch: „Wir entbehren einen fachlich und menschlich hervorragenden Kollegen.“ Mit seiner ruhigen und ausgleichenden Art habe er auch in schwierigen Situationen dafür gesorgt, dass es „ein Miteinander und kein Gegeneinander gab“, sagte sie.
Mit dieser Eigenschaft war er für das Amt des Ärztlichen Direktors, der guten Kontakt zu allen Fachrichtungen halten muss, wie geschaffen. 19 Jahre lang füllte er dieses Amt aus.
Den Start vor 28 Jahren als Chefarzt der Radiologie in Aschersleben hat er als holprig in Erinnerung. „Wir mussten uns erst finden“, sagt er rückblickend, denn bis dahin wurde die Röntgenabteilung nicht von einem Arzt, sondern von leitenden Schwestern geführt. Die technische Ausstattung war unterirdisch, „ich hatte keinen Lichtkasten und zuerst auch kein Büro in der Nähe meiner Abteilung“, berichtet er. Von einer Sekretärin gar nicht zu reden. Den Lichtkasten holte der gebürtige Aschersleber vom Dachboden seines Vaters. Bereut hat der fast 65-Jährige den Wechsel von Magdeburg, wo er studierte und als junger Familienvater mit Frau und damals einem Kind in beengten Verhältnissen wohnte, nie.
Von Hause aus Internist, interessierte er sich schon während seiner Facharztausbildung für die Röntgendiagnostik und schloss deshalb eine zweite Ausbildung zum Facharzt für Radiologie in Halle an. Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren ins Innere des Menschen blicken und die Bilder richtig zu deuten, „das ist hochinteressant und macht Spaß bis zum heutigen Tag“, sagt Erik Czihal, der im Laufe der vergangenen 28 Jahre die technische Ausstattung der Radiologie vehement vorangetrieben hat. 1987 begann er mit der Ultraschalldiagnostik in Aschersleben. Als Quantensprung sieht er noch heute die Inbetriebnahme des ersten Computertomographen in Aschersleben an - durchgeboxt trotz vieler Widerstände.
Denn Aschersleben war als Standort für ein solches Großgerät gar nicht vorgesehen. „Das war schon ein hartes Stück Arbeit“, sagt er. Als Riesen-Herausforderung erwies sich auch die Abschaffung der Röntgenfilme und die komplette Digitalisierung der Aufnahmen. Ein Jahr zuvor konnten die ersten Untersuchungen mit dem MRT (Magnetresonanztomograph) angeboten werden, kurz danach kam die Angiografie (Gefäßdarstellung) hinzu. Seit 2003 wird das komplette Spektrum vorgehalten, „das ist für ein Haus unserer Größe nicht selbstverständlich“, sagt er. Vor großen Aufgaben stand er auch als Ärztlicher Direktor.
So begleitete er unter anderem die umfangreiche Bautätigkeit. Der in diesem Zusammenhang geführte Streit um einen vierten Operationssaal - wie könnte er den vergessen! „Dass wir uns in dieser Frage nicht durchsetzen konnten, ärgert mich heute noch.“ Und so bleiben auch seiner Nachfolgerin noch Aufgaben: die Sanierung des Altbaus mit einem dringend erforderlichen vierten OP beispielsweise. Oder Nachwuchs zu gewinnen und zu halten. Er selbst will sich nicht vollends zurückziehen. Den ein oder anderen Bereitschaftsdienst zu übernehmen, habe er seinem Nachfolger schon angeboten. Ansonsten will er sich im Rotary-Club engagieren und auf dem Golfplatz sein Handicap verbessern. Und: Er möchte das Aufwachsen seiner beiden Enkelinnen, ein und drei Jahre alt, nicht verpassen. (mz)