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Aschersleben Aschersleben: Lange Wartezeiten in Notfallambulanz heiß diskutiert

Von kerstin Beier 23.11.2012, 18:25

Aschersleben/MZ. - Darunter waren einige, die ebenfalls Erfahrungen mit langen Wartezeiten machen mussten.

Mit den Vorwürfen konfrontiert, zeigten sich die Verantwortlichen am Klinikum betroffen. "Wir bedauern das sehr. Sechs Stunden sind eindeutig zu lang", räumt Oberarzt Christian Kalisch ein. Der Leiter der Interdisziplinären Notfallaufnahme am Ameos Klinikum und der Ärztliche Direktor des Hauses, Chefarzt Erik Czihal, haben den Fall inzwischen intern ausgewertet und sich schriftlich bei zwei betroffenen Patienten entschuldigt.

Ziel sei es, eine maximale Wartezeit von zwei Stunden nicht zu überschreiten. Wobei echte Notfälle natürlich zuerst behandelt werden. Um das zu erreichen, werde künftig noch mehr Wert auf die Aus- und Fortbildung des medizinischen Personals gelegt, das die Patienten in Empfang nimmt und entscheidet, was wie dringend ist. Hinzukommen soll im nächsten Jahr ein neues IT-System, von dem sich die Mediziner eine Optimierung der Abläufe versprechen. "Wir sind da ganz zuversichtlich", so der Oberarzt.

Doch obwohl Mediziner und Schwestern sich mühen, Patienten möglichst zügig zu behandeln, können sie auch künftig nicht ausschließen, "dass die Notfallaufnahme überläuft". Das hängt damit zusammen, dass immer mehr Menschen in die Notfallaufnahme kommen. Nach Angaben von Kalisch sind es durchschnittlich 18 000 Patienten im Jahr, die sich direkt im Krankenhaus melden, wenn sie der Schuh drückt. Das seien fast doppelt so viele wie in den 90er Jahren. Die Kapazitäten und die Finanzausstattung haben mit dieser Entwicklung aber nur bedingt Schritt gehalten. "Besonders die personellen Ressourcen sind begrenzt. Vor allem am Wochenende müssten sich die Ärzte manchmal Rollschuhe anziehen, um alles zu schaffen", versichert Kalisch. Wenn dann noch mehrere schwere Notfälle kommen und die Ärzte auf den Stationen gebunden sind, dann wird es in der Notfallaufnahme eng.

Natürlich sei es in erste Linie Sache der niedergelassenen Ärzte, die ambulante Versorgung abzusichern. Doch wenn am Mittwochnachmittag die Praxen geschlossen sind, dann gehen die Leute direkt in die Notfallaufnahme. Frequentiert wird die Einrichtung unter anderem auch von Pendlern, die die Woche über auswärts arbeiten und am Wochenende mit ihren aufgeschobenen Problemen in die Klinik kommen. "Wir sind eine gut erreichbare Adresse mit Spezialisten im Hintergrund und jeder weiß, wo wir sind", versucht Christian Kalisch das Phänomen zu erklären. Hinzu kommt ein größeres Einzugsgebiet.

Dass bei weitem nicht alles echte Notfälle sind, räumt er ein. Doch subjektiv seien die Probleme für den Einzelnen schon so, dass sie den Besuch der Notaufnahme rechtfertigen. "Wir können nicht sagen, Sie sind kein Notfall, Sie müssen wieder gehen", wirbt Czihal um Verständnis. Hinzu komme, dass man den Patientenstrom nicht vorhersagen kann. "Wir passen uns an, haben aber nur begrenzte Kapazitäten", sagt er. Denn an den Wochenenden und nach Dienstschluss gibt es für jedes Fachgebiet nur einen diensthabenden Arzt im Haus und einen weiteren Dienst im Hintergrund, der Bereitschaftsdienst von zu Hause aus macht und im Notfall dazugerufen wird. Mit der Wiederinbetriebnahme der Inneren Klinik in Staßfurt, so hofft man in Aschersleben, werde sich die Lage vielleicht entspannen.