Aschersleben Aschersleben: Kurswechsel bei Netto

Aschersleben - In der Netto-Unternehmenszentrale in Maxhütte-Haidhof soll in den vergangenen Tagen die Entscheidung gefallen sein, die zunächst geplante Schließung der Ascherslebener Filiale in der Oberstraße 48 auf Eis zu legen. Im Klartext: Der Netto-Einkaufsmarkt bleibt auch nach dem 3. August - dem noch vor zwei Wochen angekündigten Tag der Schließung - geöffnet. Das teilte gestern auf MZ-Nachfrage Detlef Mispelbaum mit, der als Investor das Grundstück an der Güstener Straße von der Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft erworben hatte, dort gegenwärtig einen neuen Einkaufsmarkt baut und diesen für die nächsten 15 Jahre an die Handelskette Netto vermietet.
Schließung wäre eine "Katastrophe"
Als gebürtiger Ascherslebener kenne er die Einkaufssituation im Kosmonautenviertel sehr wohl und wisse, dass dort viele ältere Menschen wohnen, so Mispelbaum. Und weiter: „Es wäre eine Katastrophe, wenn der Markt in der Oberstraße jetzt geschlossen worden wäre.“ Jedenfalls habe auch er seinen Einfluss in der Netto-Führungsetage geltend gemacht, um die Schließung der Filiale in der Oberstraße 48 zu stoppen. Offenbar mit Erfolg. Den schreibt er sich allerdings nicht allein zu, sondern betont, dass sich auch die Ascherslebener Dezernentin für Stadtentwicklung, Ria Uhlig, für den Erhalt des Marktes bei Netto starkgemacht habe.
Eine andere Frage bleibt die nach der Nachhaltigkeit der jüngsten Entscheidung, die Filiale nicht zu schließen. Dazu will Detlef Mispelbaum wissen, dass die Netto-Firmenzentrale in nächster Zeit die Umsätze in der Oberstraße besonders im Auge behalten will, um vielleicht später eine endgültige Entscheidung treffen zu können.
Nicht unbemerkt dürfte auch eine spontane Kundgebung zahlreicher Stammkunden Mitte Juni vor der Filiale in der Oberstraße geblieben sein. Die meist älteren Menschen machten bei dieser Gelegenheit nicht nur ihrem Ärger über die Nachricht von der geplanten Schließung Luft, sondern stellten auch die Frage, wo sie denn im Falle einer Schließung demnächst möglichst wohnortnah einkaufen könnten. Der neue Markt, der am 4. August an der Güstener Straße öffne, sei den meisten jedenfalls zu weit entfernt und liege außerdem jenseits der Bundesstraße. Letzteres sei für viele durchaus eine Barriere, hieß es damals seitens der protestierenden Stammkundschaft.
In der vergangenen Woche hatte sich auch die Wohnungsgenossenschaft „Einigkeit“, die im Kosmonautenviertel mit 1054 Wohnungen die größte Mieterschaft stellt, an die Netto-Firmenzentrale gewandt, bis Montag allerdings keine Antwort erhalten. Und Stadtrat Hans-Jürgen Hedermann (Die Linke) informierte in einem Leserbrief über eine Unterschriftensammlung, mit Hilfe derer sich viele Ascherslebener in den vergangenen Tagen ebenfalls gegen eine Schließung ausgesprochen hätten. Außerdem will Hedermann wissen, dass es sich in der Oberstraße um die umsatzstärkste der derzeit vier Netto-Filialen in Aschersleben handelt. Dass das Geschäft für ihn sehr gut läuft, das bestätigt zumindest Hanspeter Curente, der im Netto-Markt seit 15 Jahren eine Bäckereifiliale betreibt. Er hofft, auch in Zukunft an diesem Standort seine Brötchen verkaufen zu können. Offiziell sei er bis jetzt allerdings weder über eine geplante Schließung noch über das jetzt angekündigte Weiterbetreiben des Netto-Marktes informiert worden. (mz)