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Aschersleben Aschersleben: Hildegard Ramdohr geehrt

16.01.2012, 19:01

aschersleben/MZ/ES. - "Es ist mir eine große große Ehre, die seltene, weil höchste Auszeichnung der Stadt Aschersleben, die Ehrenbürgerschaft, heute an Hildegard Ramdohr, der Vorsitzenden des Förderkreises zur Restaurierung und Erhaltung der historischen Stadtbefestigungsanlagen von Aschersleben , zu verleihen", sagte Andreas Michelmann, Oberbürgermeister der Stadt Aschersleben, auf dem Neujahrsempfang.

Es ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt vergeben kann. Aschersleben hat Frau Ramdohr maßgeblich zu verdanken, dass die einmalige historische Stadtbefestigung in den vergangenen 22 Jahren ihr beeindruckendes Antlitz zurückerhalten hat. Sie hat sich darüber hinaus durch ihr uneigennütziges solidarisches Handeln um das Wohl und Ansehen unserer Stadt außergewöhnliche Verdienste erworben.

Hildegard Ramdohr reiht sich in eine Linie mit Heinrich-Christian Bestehorn, Prof.-Dr. Walter Friedrich, Walter Buhe und anderen verdienstvollen Ascherslebenern. Damit ist sie auch die erste Frau, die diese Auszeichnung erhält. Einziger noch lebender Ehrenbürger neben ihr ist der Amerikaner Harlan Newell, dem 1995 die Ehrenbürgerschaft verliehen wurde. Er hatte als Militärangehöriger Aschersleben 1945 vor einer größeren Zerstörung durch amerikanische Bomben bewahrt.

Der Förderkreis zur Restaurierung und Erhaltung der historischen Stadtbefestigungsanlage und seine Mitstreiter waren seit 1990 das prägende Element in Hildegard Ramdohrs Leben. Seit ihrem Eintritt in den Ruhestand 1985 hat sie das "heruntergelodderte" Aschersleben, wie sie es nannte, immer mehr bekümmert.

Während 1988 ein Förderkreis noch illusorisch war, konnte sie ein Jahr später gemeinsam mit Menschen wie Siegrid Tabbert, Dorothee Mücksch, Gisela Ewe, Herbert Groffik, Rainer Ripala, Kurt Horenburg, Wolfgang Kilian und anderen seine Gründung vorantreiben. Am 20. Juni 1990 fand im Ratssaal des Rathauses die feierliche Gründungsveranstaltung statt.

Aus den 1700 Ost-Mark, die zur Gründung auf dem Vereinskonto waren, wurden dank des unermüdlichen Einsatzes von Hildegard Ramdohr bald größere Summen D-Mark. Gemeinsam mit Herbert Groffik und Richard Illing fuhr sie in die noch vorhandenen Betriebe, um die ersten Spenden für die Sanierungsmaßnahmen einzuwerben. Im Juli 1990 fuhren Siegrid Tabbert, die damals noch Vorsitzende des Förderkreises war, und Hildegard Ramdohr über Hannover nach Köln. Sie trafen viele ehemalige Aschersleber, alles Möhrenköppe, die sich freuten, durch Spenden und die Mitgliedschaft im Verein ihrer alten Heimat etwas zurückgeben zu dürfen. Zeitweise hatte der Förderkreis über 300 Mitglieder.

Das Vereinskonto wuchs aber nicht nur durch Mitgliedsbeiträge. So wurden mit Hilfe der Sparkasse Silbermedaillen mit Aschersleber Motiven geprägt, ein Stadtführer mit dem Titel "Ein Gang um die alten Mauern" gedruckt und ein Benefizkonzert mit Gunter Emmerlich und Deborah Sasson organisiert. Alle Verkaufserlöse kamen den Baumaßnahmen zugute. Dank des Engagements und der Ausdauer von Hildegard Ramdohr kamen bis heute sage und schreibe 270 000 Euro an Spenden und Mitgliedsbeiträgen zusammen. Den Verbleib des Geldes kann man am Rondell, dem Schmalen Heinrich, dem Liebenwahnschen Turm, dem Beyseschen Turm, der Luisenschale und an all den anderen Abschnitten der Stadtbefestigungsanlage sehen.

Der Auftrag des Förderkreises, die historische Stadtbefestigungsanlage zu bewahren, war und ist Hildegard Ramdohrs Lebensaufgabe. Sie steht mit der ihr in die Wiege gelegten Energie, Eloquenz und Beharrlichkeit als die treibende Kraft hinter allen Aktionen des Vereins.

Und sie war sich niemals zu schade für die Tristesse des Büroalltags. Noch heute ist sie regelmäßig im Rondell anzutreffen, wo sie sich mit der Unterstützung ihrer Mitarbeiterinnen um die Korrespondenz und um die Buchhaltung kümmert.

Vielleicht wäre mit dem bekannten Aschersleber Pragmatismus manches auch anders gelaufen, wäre Frau Ramdohr nicht als mahnende Instanz permanent präsent gewesen. An ihr kam und kommt keine Bundesstiftung Denkmalschutz vorbei, kein Bauminister, kein Oberbürgermeister und kein Bankvorstand. Und wer es doch einmal gewagt hat, Frau Ramdohr mit leeren Händen gehen zu lassen, der wird bald gemerkt haben, dass ihr eine noch so freundliche Absage mit allerlei triftigen Begründungen wenig ausmacht. Sie kommt wieder, und wieder, und …

Diese Ehrung war eine sehr emotionale Begebenheit - sowohl für Hildegard Ramdohr als auch für die geladenen Gäste, die sich von ihren Plätzen erhoben und minutenlang applaudierten.