Aschersleben Aschersleben: Findet sich kein neuer Betreiber, erfolgt der Rückbau
Aschersleben/MZ. - Wenn es dumm kommt, dann verliert Aschersleben eine weitere gastronomische Lokalität in der Innenstadt: Nach acht Jahren gibt Geschäftsführer Stefan Willig das "Café am Gewandhaus" im Scharren auf; vielmehr muss er es aufgeben. Und das nicht aus betriebswirtschaftlichen, sondern aus zeitlichen Gründen.
Willig leitet seit 2004 nicht nur die Geschicke im "Café am Gewandhaus". Im gleichen Jahr übernahm er auch den Schlüsselservice von seinem Vater. Die Doppelbelastung bewältigt er bis heute mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Eltern: Hans-Werner Willig arbeitet beim Schlüsseldienst, Mutter Erika greift ihm im Café unter die Arme. Noch. Denn "mit fast 70 und 65 Jahren wollen sie sich nun zur Ruhe setzen", sagt der Sohn. Und ohne ihre Hilfe sieht er sich nicht mehr in der Lage, beide Geschäfte so weiterzuführen, wie es sein Anspruch ist. Die Entscheidung fiel zugunsten des Schlüsselservices. Seit 22 Jahren arbeitet Willig, gelernter Kfz-Mechaniker und Fachberater für Sicherheitstechnik, schon im Familienunternehmen, das 1966 gegründet wurde und unter ihm in nunmehr dritter Generation besteht. "Es macht mir Spaß und es läuft gut, wir haben noch einiges vor, wollen neu bauen", sagt er. Gut läuft es auch im Café, das über die Jahre zu einem beliebten Treffpunkt geworden ist. "In der Zeit, in der es das Café gibt, haben wir es auf Nummer eins geführt", beruft er sich auf die Kritiken im Internet (restaurant-kritik.de). 2004 mietete Willig das um 1400 errichtete und sanierte Gebäude - als Rohbau.
Willig investierte, ließ Leitungen verlegen, Zwischenwände einziehen, Sanitäranlagen einbauen..., schaffte sich alle für den Betrieb einer gastronomischen Einrichtung erforderlichen Gerätschaften an. Dass er jedoch selbst als Geschäftsführer aktiv wurde, war den damaligen Umständen geschuldet: Probleme mit seiner Ex-Partnerin. Die gipfelten in der Schließung. Willig sprang nach wenigen Monaten ein. Aber "ich habe damals zu mir selbst gesagt, ich betreibe das Café nur so lange, bis die Schulden auch abbezahlt sind. Und das ist jetzt geschehen."
Einen Nachfolger, der möglicherweise sogar den Cafébetrieb im Gewandhaus aufrechterhält, gibt es aber noch nicht. "Ich würde mich wirklich freuen, wenn sich jemand findet, der es als Café ganz ähnlich weiterbetreibt", so Willig. Ein paar Interessenten gebe es bereits. Je nach dem, ob und wie das Gewandhaus künftig genutzt wird, entscheidet er, wann das Café geschlossen wird. Mit Nachfolger "gehen wir davon aus, bis zum 30. Juni offen lassen zu können". Ohne gestaltet sich die Sache schwieriger. Laut Mietvertrag müsse der Rohbauzustand wieder hergestellt werden und das bedeutet kompletter Rückbau. Und das dauert. Alle Gutscheine sollten deshalb bis zum 30. April eingelöst werden, so Willig. Egal, wie lang geöffnet sein wird, "die Angestellten haben versprochen, uns bis zum Ende die Treue zu halten", sagt der Inhaber, "darüber bin ich echt dankbar."