Aschersleben Aschersleben: Drohende Katastrophe durch marodes Kirchendach
ASCHERSLEBEN/MZ. - Die Sonne scheint an diesem Vormittag, und der Nordturm der St.-Stephani-Kirche in Aschersleben hebt sich majestätisch bis zu 60 Meter über der Stadt ab. Doch der Blick von Matthias Büdke hinauf zur Spitze spricht Bände. Sorgenvoll schaut er auf die Dachziegel aus Schiefer, die zum Teil mit letzter Kraft von rostigen Nägeln gehalten werden. Der Pfarrer der Kirche ahnt die Gefahr, die die da lauert: Ein starker Sturm oder ein feuchter, kalter Winter - und die Ziegel fallen vom Dach.
Bereits im Juli vergangenen Jahres wäre es fast zu einer Katastrophe gekommen, als einer über 50 Meter in die Tiefe fiel. Wie durch ein Wunder traf es auf dem Stephanikirchhof keinen Passanten, sondern ein abgestelltes Auto. "Das zeigt, dass dringend etwas passieren muss", so Büdke.
Stark sanierungsbedürftig ist der Nordturm schon lange - allerdings scheiterten alle Sanierungsbemühungen bisher an den immensen Kosten von knapp 260 000 Euro. Aber jetzt scheint sich nach Jahren der Tristesse endlich eine Lösung des Problems anzubahnen. Nach Informationen von Pfarrer Büdke haben sowohl die Zeit-Stiftung als auch der Förderkreis "Restaurierung und Erhaltung der historischen Stadtbefestigungsanlagen von Aschersleben" und die Stadt selbst bereits fest zugesagt, einen Großteil der Summe zu übernehmen. Zudem seien schon über 5 000 Euro an Spenden eingegangen. "Das ist eine tolle Sache. Jetzt haben wir Hoffnung, dass wir es wirklich schaffen können", ist der Geistliche frohen Mutes.
Zwar fehlen immer noch mehrere zehntausend Euro. Aber nach Aussagen des Pfarrers könnte die Sanierung trotzdem bald beginnen: "Wir sind auf einem guten Weg, dass wir die dringendsten Arbeiten noch in diesem Jahr in Angriff nehmen können. Und das ist auch bitter nötig. Geht es nicht bald los, dann werden die Schäden am Nordturm immer schlimmer und eine Sanierung immer teurer."
Doch nicht nur das Dach ist völlig marode. Auch der eiserne Glockenstuhl ist durch Wind und Wetter in den vergangenen 100 Jahren nach Einschätzung des Glockensachverständigen der Landeskirche Mitteldeutschlands stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Schäden waren so stark, dass sogar die Glocken des ältesten Ascherslebener Gotteshauses verstummen mussten. Inzwischen wurden zwar die nötigsten Reparaturen durchgeführt, dass zumindest eine Glocke wieder läuten darf. Ob die anderen aber jemals wieder einen Ton von sich geben, steht derzeit in den Sternen. "Für die komplette Sanierung des Glockenstuhls brauchen wir noch einmal 250 000 Euro", sagt Büdke.
Zwar hatte die Evangelische Kirche nach Informationen von Pfarrer Büdke beim Landesverwaltungsamt einen Fördermittelantrag gestellt. Allerdings gab es bislang kein Geld, da die Kirche nicht in der Prioritätenliste des Landes steht, heißt es aus der Behörde. "Deswegen müssen wir weiter den unkonventionellen Weg mit dem Spendenaufruf an die Ascherslebener Bevölkerung gehen. Schließlich geht es hier um die Erhaltung einer der schönsten Kirchen des Landes", meint der Geistliche.
Spenden für die Sanierung des Daches des Nordturms der St.-Stephani-Kirche in Aschersleben können auf das folgende Bankkonto unter dem Vermerk "Nordturm Stephani Aschersleben" überwiesen werden,
Empfänger: Kreiskirchenamt Wanzleben; Kontonummer: 30 34 10 61 99 ; Bankleitzahl: 800 555 00; Bank: Salzlandsparkasse