Aschersleben Aschersleben: Dem Haus wieder Leben eingehaucht
ASCHERSLEBEN/MZ. - Sein Büro im Bestehornhaus hat er schon geräumt. Längst ist Jörg Blencke angekommen an seiner neuen Wirkungsstätte. Als Leiter des Bestehornparks stellt er sich fortan ganz neuen Aufgaben, die er als Herausforderung sieht, auf die er sich freut. Und doch kann sich der Ascherslebener bisweilen nicht so recht lösen vom Bestehornhaus. Immer wieder schweifen seine Gedanken in die Hecknerstraße. "Über all die Jahre waren wir ein super Team und ein bisschen fühle ich mich immer noch verantwortlich, auch, weil die Nachfolge noch nicht geklärt ist", erklärt Blencke. Die starke Bindung ans Bestehornhaus überrascht nicht. Beinahe 16 Jahre lang hat er die Geschicke dort geleitet, Musiker, Schauspieler und Autoren engagiert, das Haus mit Leben erfüllt: "Es war eine unheimlich spannende und schöne Zeit mit allen Höhen und Tiefen."
Blencke, seit jeher interessiert an allem, was mit Kunst, Kultur und Geschichte zu tun hat, erinnert sich noch ganz genau an seine Anfänge: an seinen ersten offiziellen Arbeitstag - den 1. Mai 1995 -, daran, dass er schon viel eher, nämlich zum Neujahrskonzert und während der Karnevalssession die ersten Dienste übernahm und dass in den ersten Jahren - "wir haben zu zweit angefangen" - Arbeitszeiten von 14 Stunden und mehr keine Seltenheit waren. "Ich habe ganz oft auf einer Liege im Büro gepennt, wenn es sich nicht gelohnt hat, zwischen zwei Veranstaltungen nach Hause zu fahren." Und nicht zuletzt kommt dem 42-Jährigen in den Sinn wie sich das Haus über die Jahre gemausert hat. "Als ich hier angefangen habe schlug die Stunde null, ich hatte Neuland unterm Pflug", erzählt Blencke, dass es zwar ein paar Nutzer gegeben habe - Vereine, Privatpersonen -, aber viel mehr nicht.
Jetzt ist das Haus Heimstätte des jährlich stattfindenden Bundeskabarettfestivals und Veranstaltungsort der ARD-Weihnachtsgala; einmal im Jahr geben sich die Künstler vom Zauber der Travestie die Ehre und noch öfter die Musiker der Kammerphilharmonie Ascania Aschersleben. Für Blencke nur einige Highlights im Programm. Aber es gibt noch mehr Veranstaltungen, an die er unheimlich gern zurückdenkt: an die Reihe "Jugend erlebt Theater", die Weinfeste, internationale Tagungen, Ausstellungen oder das einmalige Bühnenkonzert mit Christoph Hampel und Matthias Nothnagel. Eigens für sie wurde ein zweiter Flügel aus dem Erdgeschoss nach oben transportiert - ein Kraftakt. Ebenso sind es die Begegnungen mit großen Künstlern, die ihn nachhaltig beeindrucken wie jene mit Evelyn Hamann und Diether Krebs - "tolle Menschen", nickt Blencke, ein bisschen stolz darauf, dass er ihre Bekanntschaft machen durfte. "Er war so bodenständig, hat nie das Schild mit der Aufschrift: ,Ich bin Diether Krebs' vor sich hergetragen. Und sie eine so umgängliche Frau."
Doch aller schönen Erinnerungen zum Trotz: "Ich konnte mir nicht vorstellen, im Bestehornhaus alt zu werden. Natürlich, zwei, drei Jahre hätte ich hier durchaus noch weitermachen können, aber im Bestehornpark habe ich jetzt die Chance, zum dritten Mal etwas Neues auf den Weg zu bringen."
Zum dritten Mal, weil Blencke, eigentlich gelernter Gärtner und Agrotechniker, jetzt immer noch leidenschaftlicher Hobbygärtner, schon vor seiner Zeit im Bestehornhaus für die Stadt arbeitete: zunächst in der Verwaltung - zuständig für den Bereich Sport und Bäder - und dann als Sachbearbeiter Fremdenverkehr. Und in dieser Funktion war er auch maßgeblich daran beteiligt, eine neue Stadtinformation aufzubauen, "Geld aufzutreiben, Räumlichkeiten zu suchen, den Altbestand an Broschüren und Werbematerial zu aktualisieren beziehungsweise ganz zu erneuern und die ersten Souvenirs zu entwickeln, denn bis auf Aufkleber gab es ja nichts", erzählt er und zeigt - zu Besuch im Bestehornhaus - zwei Ziegenböcke aus Messing, die immer noch in der Vitrine neben seinem alten Schreibtisch stehen.