Aschersleben Aschersleben: Australische Ruhe und lärmende Pfirsichköpfchen
ASCHERSLEBEN/MZ. - Die kam bei den vielen Besuchern gut an, mehr noch begeisterten aber die 73 buntgefiederten echten Exemplare, die in 21 Arten zu sehen waren - darunter 33 Groß- und 16 Wellensittiche, vier Exoten, 13 Kanarien und sieben Waldvögel. "Waldvögel sind immer so eine Sache", weiß Vereinschef Eugen Franke um die Besonderheit dieser Tiere. "Da braucht man eine Extra-Zucht- und Haltegenehmigung, muss sich beim Umweltamt melden, es gibt Buchführungs- und Beringungspflicht - das ist viel mit Büroarbeit verbunden." Strenge Auflagen, die die Züchter - wie Wolfgang Otto, der seine Fichtenkreuzschnäbel zeigt - aber gut nachvollziehen können. Denn wildlebende Vögel dürfen hier, so wie es noch vor 100 Jahren in Aschersleben möglich war, nicht mehr gefangen werden.
Keine Naturentnahme
"Alle Tiere hier sind seit Jahren Nachzuchten aus eigenen Beständen", freut sich Eugen Franke und erklärt eine einfache Rechnung: "Ein selbstgezogener Vogel spart zehn importierte Vögel - und vielen freilebenden Tieren den Tod." Deshalb freut sich der Ausstellungschef auch darüber, dass Naturentnahmen in Australien seit 60 Jahren verboten sind und Afrika nun endlich nachzieht.
Die zur Exotenschau präsentierte Artenpalette - "wir versuchen aus jedem Bereich Vögel zu zeigen" - ist trotzdem recht breit. Da hat Michael Jastrow seine Blaugenick-Sperlingspapageien in grün und blau mitgebracht, zeigt Frank von Buxhoeveden seine nachgezogenen Bourkesittiche in Rubino und Uwe Sommerlade hat gleich 14 Vögel in drei Arten ausgestellt, darunter quirlige Schildsittiche.
Australische Vögel sind beliebt
"Die meisten Vögel hier stammen aus Australien: die ganzen Sittiche und Großsittiche", zeigt Eugen Franke in die Runde. "Die lassen sich nämlich gut züchten, werden gern gekauft und sind relativ ruhig", nennt der Vorsitzende, der wie zur Bestätigung vor einer Voliere voller kleiner, aber sehr lauter orange-grüner Pfirsichköpfchen steht, die nämlich aus Afrika kommen.
Untergebracht sind die Tiere während der Ausstellung in mit Maiskolben, Vogelbeeren oder Tannengrün wunderschön geschmückten und mit Tafeln voller Hintergrundwissen versehenen Käfigen. "Acht unserer Mitglieder haben die Exotenschau in 143 Stunden aufgebaut", rechnet der Vorsitzende vor und lobt besonders Michael Jastrow für die Beschaffung von Dekomaterial und die aktive Werbung - denn angekündigt wurde die Ausstellung in acht Tages- und Wochenzeitungen und vier Radiosendern, auf 80 Plakaten und 2 800 Handzetteln.
Ganz viel Zubehör
Die so beworbene Ausstellung stellt übrigens nicht nur Vögel zur Schau, sondern auch solch Erleichterung bringende Neuerungen wie die aus MDF-Platten gebaute Futterreinigungsmaschine. Oder Schautafeln über die Vereinsgeschichte. Die reicht nämlich schon einige Jahrzehnte zurück: Denn vor genau 130 Jahren wurde in Aschersleben ein Zuchtverein gegründet, der Hühner-, Kaninchen- und Exotenzüchter vereinte. Letztere wurden, weil das zu viele Sparten waren, 1890 abgespalten und zu einem eigenen Verein.
Inzwischen sind 22 Mitglieder dabei, züchten Großsittiche, Farb- und Schauwellensittiche, Kleinpapageien, Farb- und Positurkanarien, europäische und asiatische Wildvögel, Exoten, Prachtfinken, Täubchen und Wachteln. Jedes Jahr werden Tiere prämiert und beurkundet, die ein Zuchtfreund erstmals in der Vereinsgeschichte nachgezogen hat. "In den letzten 20 Jahren waren das weit über 200", weiß der Vereinschef, der diese Aufgeschlossenheit seiner Mitglieder lobt.