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Arbeitskräfte im Raum Aschersleben Arbeitskräfte im Raum Aschersleben: Nachwuchsmangel ist spürbar

Von Diana Serbe 23.01.2017, 16:28
Rulmeca Aschersleben: Ausbilder Nico Wasserberg und Azubi Niclas Ulrich an der Drehmaschine.
Rulmeca Aschersleben: Ausbilder Nico Wasserberg und Azubi Niclas Ulrich an der Drehmaschine. Frank Gehrmann

Aschersleben - Die Zahl der Erwerbslosen in Sachsen-Anhalt ist zwischen 2012 und 2016 um rund 20 Prozent gesunken. Das belegen die aktuellen Daten der Landesarbeitsagentur. Dennoch beklagen zahlreiche Arbeitgeber unbesetzte Stellen und fehlende Fachkräfte.

„Falsche Vorstellungen von der Tätigkeit“

In Aschersleben beläuft sich die Zahl der Erwerbslosen derzeit auf 2.306. Offene Stellen wurden der Arbeitsagentur Bernburg allerdings nur 349 gemeldet. Diese sollen überwiegend in der Produktion, im Gesundheitsbereich sowie im Verkehr und in der Logistik besetzt werden. Dass die gemeldeten Arbeitssuchenden nicht immer für eine Stelle infrage kommen, hat verschiedene Gründe. „Gerade in unserem Dienstleistungsgewerbe haben die Interessenten falsche Vorstellungen von der Tätigkeit“, sagt Isolinde Höppe, Geschäftsführerin des Hotels „Park Residenz“ in Aschersleben.

Trotz des Bedarfs könne sie schon seit vier Jahren keine Fachkräfte mehr ausbilden, zu schlecht seien die Erfahrungen. „Schon in den Berufsschulen wird den Auszubildenden ein falsches Bild vermittelt, dort muss man ansetzen“, sagt Höppe. Auf offene Stellenausschreibungen melden sich zu wenige oder gar keine Bewerber. Erst im vergangenen Jahr habe sie vergeblich einen Koch gesucht. In der Folge müsse sie immer wieder auf Hilfskräfte zurückgreifen. „Die bringen teilweise mehr Motivation mit als Fachkräfte“, sagt Höppe. Die schlechten Vermittlungsquoten seien für Hoppe ein Grund, freie Stellen nicht mehr an die Arbeitsagentur zu melden.

Der Ascherslebener Anlagenbauer Rulmeca konnte 2016 zwar alle Ausbildungsstellen besetzen, dennoch sei es immer schwerer, Interessierte zu finden, die sich zur Fachkraft ausbilden lassen wollen oder bereits ausgebildet sind. „Wir spüren einen deutlichen Gegenwind“, sagt Rulmeca-Geschäftsführer Tobias Badtke.

Immer weniger Bewerber

„Die Zahl der Bewerbungen haben in den vergangenen vier Jahren abgenommen.“ Zudem merke man eine sinkende Qualität bei den Vorkenntnissen der Bewerber. „Die jungen Leute haben immer weniger Kenntnisse in Naturwissenschaften und bringen auch oft nicht die richtige Arbeitseinstellung mit“, sagt Badtke.

Der Geschäftsführer sieht die Ursache auch in den Perspektiven der Region. „Ausbilden ist immer mit einer größeren Investition verbunden. Umso ärgerlicher ist es, wenn Aschersleben für die Auszubildenden nach dem Abschluss keine Option als Wohnort darstellt.“

24,7 Prozent der gemeldeten Erwerbslosen in Aschersleben sind laut Arbeitsagentur Bernburg über 55 Jahre alt. Gestiegenes Alter gehört zu den sogenannten Vermittlungshemmnissen. Ab diesem Zeitpunkt wird es immer schwerer, einen Job über die Arbeitsagentur zu finden.

Rulmeca-Geschäftsführer Badtke schätzt hingegen die Erfahrung seiner älteren Mitarbeiter: „Wir haben leider sehr viele Rentenabgänge mit 63. Das Niveau, auf dem die älteren Kollegen gearbeitet haben, ist für einen Neuzugang nur schwer zu erreichen.“ Dies sei teilweise in der Qualität der Produktion spürbar.

Viele Firmen der Region öffnen sich auch gegenüber ausländischen Bewerbern. Rulmeca beschäftigt einen spanischen Mitarbeiter, der mit Ende 20 bereits zwei abgeschlossene Ausbildungen vorweisen kann. Problematisch ist hier laut Badtke eher die sprachliche und kulturelle Seite. Es dauere teilweise länger, bis diejenigen die Begrifflichkeiten der fremden Sprache kennen würden.

„Man findet einfach keinen Nachwuchs"

„Wenn sie die nötige Eignung haben, jederzeit“, sagt Rainer Herrmann zum Thema Migranten als Fachkräfte. Der Geschäftsführer des Transportunternehmens TAS Aschersleben betont, dass es besonders im Kraftfahrersektor spürbar schwieriger geworden ist, gelernte Fachkräfte einzustellen.

„Man findet einfach keinen Nachwuchs“, sagt Herrmann. Auch er bemerkt, dass die Qualität der Bewerber zu wünschen übrig lässt. Von fünf eingestellten Mitarbeitern 2016 waren zwei ausgebildete Fachkräfte.

Positiv ist allerdings, dass 30 Prozent der Positionen bei TAS von Frauen besetzt sind. Dies liege jedoch nicht an einer vorgeschriebenen Quote, sondern am guten Ausbildungsstand der Bewerberinnen. Insgesamt gebe es deshalb im Unternehmen noch keine Probleme beim Fachkräftebedarf. Ausbildungsstellen werden dennoch weiterhin ausgeschrieben.

(mz)