1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Anwohner fordern Auflagen für Produktion bei Petraluxe

Anwohner fordern Auflagen für Produktion bei Petraluxe

Von HARALD VOPEL 07.08.2009, 16:21

ASCHERSLEBEN/MZ. - Wie anderen Mitglieder der Bürgerinitiative, die mit ihr an einem Tisch sitzen, will sie ihren Namen in der Öffentlichkeit nicht nennen. Da schwingt Angst vor möglichen Unannehmlichkeiten mit. "Wir fühlten uns manchmal schon als so etwas wie Nestbeschmutzer, wenn uns gesagt wurde, wir würden Arbeitsplätze gefährden", so eine andere Anwohnerin. Denn bereits in der Vergangenheit hatte sich die Initiative mit Firmen des benachbarten Gewerbegebiets an der Güstener Straße in Sachen Umweltbelastungen auseinandergesetzt. Ihnen gehe es aber allein darum, dass die Umweltbestimmungen von den Firmen im Gewerbegebiet eingehalten werden.

Schon jetzt fühlen sich die Bewohner der kleinen Siedlung von Lärm-, Staub- und Geruchsemissionen belästigt. Die Bürgerinitiative befürchtet - nach Einsicht in die öffentlich ausgelegten Unterlagen zur Beantragung einer Betriebserlaubnis - dass mit der Aufnahme der Produktion bei der Petraluxe GmbH die Umweltbelastung noch größer wird. Der Hersteller von keramischen Erzeugnissen - die bisher größte Industrieansiedlung in diesem Gewerbegebiet - hat inzwischen beim Landesverwaltungsamt die Betriebserlaubnis beantragt. Die Mitglieder der Bürgerinitiative sind zu der Meinung gekommen, dass es in diesen Unterlagen in Sachen Umweltschutz noch eine ganze Reihe von Ungereimtheiten gebe.

Sie gehen unter anderem davon aus, dass allein das Produktionsvolumen von 142,2 Tonnen am Tag - ein immenser Elektroenergie- und Gasbedarf und ein Abgasvolumen von rund 186 Kubikmeter pro Stunde - zu erheblichen Umweltbelastungen führen könnte. Außerdem betrachtet die Initiative zwei, den Antragsunterlagen beigefügte Gutachten als oberflächlich und unvollständig. Darin werde beispielsweise die Florian-Geyer-Straße nicht als reines Wohngebiet - wie im Flächennutzungsplan der Stadt Aschersleben beschrieben - betrachtet. Das führe dazu, dass nicht von den für ein reines Wohngebiet vorgeschriebenen Immissionswerten ausgegangen wurde. Auch fehle in einem Gutachten die Einbeziehung von Vorbelastungen durch benachbarte Betriebe. Vielmehr werde Petraluxe davon isoliert begutachtet.

Die Liste der Kritikpunkte, die die Bürgerinitiative ins Feld führt, ist aber weitaus länger. So sei unter anderem aus der Antragstellung nicht ersichtlich, ob die Vorschriften zur Verarbeitung von Zirkonsand eingehalten werden. Petraluxe will diesen Grundstoff aus Australien importieren. Er enthalte unter anderem kristallines Silizium sowie Spuren der schwach radioaktiven Elemente Thorium-232 und Uran-238.

Bedauert wird von den Anwohnern auch, dass im Zusammenhang mit der Ansiedlung und Produktionsaufnahme der Firma Petraluxe keine Umweltverträglichkeitsstudie erstellt wurde. "Eine solche Studie ist nach der Gesetzeslage im vorliegenden Fall nicht zwingend notwendig und auch nicht einklagbar", sagte die Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes, Denise Vopel, auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung.

In den vergangenen Tagen waren Mitglieder der Bürgerinitiative in der Nachbarschaft unterwegs, um Unterschriften gegen die Erteilung der Betriebserlaubnis in ihrer jetzigen Form zu sammeln. Damit soll erreicht werden, dass die Erteilung der Betriebserlaubnis für die Petraluxe GmbH mit einer Reihe von Auflagen belegt wird, die weitere Umweltbelastungen für die Stadt Aschersleben ausschließen.

Rund 80 Einwendungen sind zusammengekommen. Die wurden bis Donnerstag dem Landesverwaltungsamt übergeben. Irritationen gab es am Mittwoch um das Ende der Einspruchsfrist. Während die Bürgerinitiative davon ausging, dass diese am 6. August endete, nannte Pressesprecherin Denise Vopel den 4. August. Bis dahin war in Halle lediglich eine Einwendung angekommen. Das Amtsblatt des Landesverwaltungsamtes vom 16. Juni 2009 gibt auf Seite 198 den Ascherslebenern recht. Aber schon eine Einwendung hätte gereicht, dass ein sogenannter öffentlicher Erörterungstermin anberaumt werden muss. Der findet am 18. August ab 10 Uhr im Ascherslebener Ratssaal statt. Dabei wird die Firma Petraluxe als Antragsteller auf die Betriebserlaubnis mit den Einwendendungen konfrontiert.

Eher gelassen sieht Klaus Kahler, Chef des Generalplanungsbüros für Petraluxe, diesem Termin entgegen. "Da ist nichts, was mir Angst macht", sagt er. Die Planungen seien komplett nach den Richtlinien des Bundes-Immissionsschutzgesetzes ausgeführt worden, so dass es kaum Beanstandungen geben dürfte, ist sich Kahler sicher.

In diesem Punkt irrt der Planer. Nach Sichtung der von Petraluxe eingereichten Unterlagen durch das Landesverwaltungsamt stehe nämlich bereits jetzt fest, dass die Betriebserlaubnis nur mit Auflagen zu haben ist, teilte Pressesprecherin Vopel mit. Diese Auflagen würden die Bereiche Lärmschutz, Luftreinhaltung und Arbeitsschutz betreffen.

Ob es weitere Auflagen geben wird und ob die am Ende mit den Interessen der Bürgerinitiative übereinstimmen, bleibt abzuwarten. Sollte es zu einer schnellen Einigung kommen, dann könnte die Betriebserlaubnis für Petraluxe vier bis sechs Wochen nach dem Erörterungstermin erteilt werden.