Antiquariat: Antiquariat in Aschersleben: "Heidis Bücherstube" trotzt Amazon

Aschersleben - Unscheinbar, aber mitten im Zentrum von Aschersleben liegt das Antiquariat „Heidis Bücherstube“. Viel größer als eine Stube ist der Laden von Heidrun Hedrich tatsächlich nicht - zumindest auf den ersten Blick.

Denn in zwei angrenzenden Lagerräumen ist der Großteil der Schätze verborgen, die von Aschersleben aus in die ganze Welt verschickt werden. „Ich hatte unter anderem schon Kunden in Südkorea, China, Finnland und Spanien“, sagt Heidrun Hedrich sichtlich stolz.

Rund 5.000 gebrauchte Bücher hat sie derzeit im Sortiment - von Belletristik über englische Fachliteratur bis zu Wörterbüchern in verschiedenen Sprachen.

Sollten ihre Kunden darin nicht fündig werden, begibt sich die 51-Jährige auf die Suche und die ist, wie sie sagt, bisher zu 99 Prozent erfolgreich gewesen. „Was ich nicht da habe, kann ich besorgen.“

Seit anderthalb Jahren führt sie gemeinsam mit Ehemann Ralf Bertram das Geschäft in der Straße Über den Steinen. Doch die gelernte Buchhändlerin ist kein Neuling auf dem Gebiet gebrauchter Bücher.

Vor einigen Jahren hat sie als Praktikantin im „Etwas anderen Antiquariat“ von Bernd Malcherek ausgeholfen. „Ich habe zu gerne in den Bücherkisten auf dem Dachboden gestöbert“, erinnert sich Heidrun Hedrich.

Als Bernd Malcherek sein Geschäft auf der Ascherslebener Vorderbreite aufgab, beschloss Heidrun Hedrich, ins kalte Wasser zu springen und einen eigenen Versuch zu starten.

Bevor es richtig losging, hat die Buchhändlerin zunächst eine sechsmonatige Fortbildung in Quedlinburg absolviert, um fit im Umgang mit der modernen Technik zu werden.

Ein notwendiger Schritt: „Früher haben wir noch alles auf Karteikarten notiert“, erzählt sie und lacht. Heute hingegen komme man im Buchhandel längst nicht mehr ohne Computer aus.

Rund die Hälfte ihrer Kunden, so Heidrun Hedrich, käme bereits über das Internet und bestelle online. Doch auch ihr Geschäft in Aschersleben sei gut besucht - der Kreis an Stammkunden reicht bereits bis nach Hettstedt.

Für das Geschäft zudem günstig: die Nähe zum „Buchhaus am Markt“. Heidrun Hedrich sieht das nicht als Konkurrenz, sondern als Partner. „Wir arbeiten zusammen“, so die 51-Jährige. „Wenn Kunden dort etwas nicht finden, werden sie zu uns geschickt.“

Ihr Sortiment stammt zu einem großen Teil aus Wohnungsauflösungen und Büchern, die Menschen bei ihr abgeben. Darunter finden sich nicht ausschließlich seltene, kostbare Werke, sondern auch leichte Unterhaltungsliteratur. „Kein Buch hat es verdient, im Müll zu landen“, sagt Hedrich.

Anderthalb Jahre nach der Eröffnung von „Heidis Bücherstube“, trägt sich der Laden zwar selbst, vom Geschäft allein können Heidrun Hedrich und ihr Mann bislang aber nicht leben.

Ein generelles Problem sieht die Inhaberin in der Vorgehensweise einiger Kollegen: „Leute wie der ehemalige Theaterintendant Peter Sodann machen die Antiquariate kaputt“, sagt sie.

Viele Antiquare würden heute Bücher für einen Euro verschleudern und so die Preise in der Branche drücken. Das ärgere sie ebenso wie Händler, die Werke im Internet zu Niedrigpreisen anbieten, dann aber unverhältnismäßig hohe Portokosten erheben.

Dass es auch anders geht, zeigen Antiquare aus ganz Deutschland, mit denen Heidrun Hedrich regelmäßig in Kontakt steht, um Erfahrungen auszutauschen.

Künftig will sie ihr Geschäft in der Ascherslebener Innenstadt weiter ausbauen und den Bestand gebrauchter Bücher nach und nach erweitern. Denn neben den 5.000 Büchern ist noch eine Menge Platz in den Regalen. (mz)