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Ameos-Klinikum  Ameos-Klinikum : Fast wie ein Jedi-Ritter

Von Detlef Anders 22.09.2020, 11:56
Holger Waack, Oberarzt in der Urologie des Klinikums, operiert jetzt mit einem Laser. Chefarzt Matthias Samtleben sieht der Demonstration zu.
Holger Waack, Oberarzt in der Urologie des Klinikums, operiert jetzt mit einem Laser. Chefarzt Matthias Samtleben sieht der Demonstration zu. Frank Gehrmann

Aschersleben - Als Holger Waack Medizin studierte, kam gerade „Krieg der Sterne“ in die Kinos. Mit Lichtschwertern kämpften da Jedi-Ritter gegen die dunkle Seite der Macht. „Ich wollte auch gern ein Jedi-Ritter sein. Aber dass das ausgerechnet in einer urologischen Operation stattfindet, das hätte ich nicht gedacht“, sagt er heute schmunzelnd.

Operationsgerät wird vor der Presse präsentiert

Waack ist nun Oberarzt der Urologie im Ameos-Klinikum Aschersleben. Zur Demonstration des neuesten Operationsgerätes für die Presse hält der Mediziner allerdings kein Lichtschwert der Jedi sondern ein dünnes Lichtleiterkabel in der Hand.

Er richtet die Lichtfaser, die nur rund einen Viertelmillimeter Durchmesser hat und aus dem nur grünes Licht zu kommen scheint, auf ein Hühnerei.

Das Ei liegt in einer mit Wasser gefüllten Schüssel. Der wirksame gepulste Laserstrahl mit einer bestimmten Energie ist selbst nicht sichtbar. Leise Knattergeräusche kommen aus dem Wasser.

Ohne die dünne Eihaut zu beschädigen, scheint Waack mit dem Strahl aus dem Kabel die Kalkschale des Eis regelrecht aufzumeißeln. Er will damit zeigen, wie mit zwölf Watt Energie eines Laserstrahls von nur 0,2 Millimeter Eindringtiefe operiert werden kann.

„In der Summe ist es effektiver als die herkömmlichen Operationsmethoden“

Das Ameos-Klinikum möchte mit dem neuen Gerät ein urologisches Laserzentrum für die Region aufbauen, erklärt Matthias Samtleben, der Chefarzt der Urologie.

Es hat einen niedrigen sechsstelligen Betrag gekostet, weiß Krankenhausdirektor Matthias Strauß. „In der Summe ist es effektiver als die herkömmlichen Operationsmethoden“, hebt Waack hervor. Nachdem er die Technik das erste Mal in Berlin erlebte, war er sofort davon überzeugt.

Mit dem Laser können nicht nur Steine in der Blase oder Niere so zerkleinert werden, dass sie über den Harntrakt ausgeschieden werden können.

Auch weiches Gewebe kann mit dem neuen Laser beseitigt werden. Holger Waack nennt zum Beispiel narbige Verengungen in den Harnwegen. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Ausschaben einer gutartig vergrößerten Vorsteherdrüse, der Prostata. Früher nannte man diese „Altmännerkrankheit“, weil sie dazu führt, dass viele ältere Männer Probleme beim Wasserlassen bekommen.

Holmiumlaserenukleation ist der Fachbegriff für die neue Methode der Urologie in Aschersleben. Da wo früher aufgrund der fortgeschrittenen Vergrößerung der Prostata nur noch eine offene Operation möglich war, kann der Urologe nun minimalinvasiv bei viel geringeren Belastungen für die Patienten operieren, hebt Waack hervor. Das winzige Endoskop mit Laserfaser und Kamera werde durch die Harnröhre des Patienten eingeführt, schildert er.

Mit dem energiereichen Licht sei es möglich, das Gewebe der gutartig vergrößerten Prostata abzutrennen. „Der Vorteil der Holmiumlaserenukleation ist, man kann ganz exakt und blutarm schneiden.“ Dadurch habe der Operateur eine sehr gute Übersicht. „Es kann viel sauberer, schneller und effektiver gearbeitet werden“, so Holger Waack.

Zerkleinern und absaugen

Der Gewebeabtrag pro Minute sei 1,5 Mal größer als mit der herkömmlichen Methode, der Prostata-Hobelung. Eine Größenbegrenzung gebe es praktisch nicht. Mit einem anderen Gerät kann das Gewebe zerkleinert über die Harnröhre abgesaugt werden. Solch ein Lasergerät hält nicht jede Klinik vor. „Wir möchten ein Laserzentrum etablieren, das überregional Patienten anzieht“, so Matthias Samtleben zum Ziel. (mz)

An einem rohen Ei wird demonstriert, wie mit dem grün eingefärbten energiereichen gepulsten Laserstrahl geringer Eindringtiefe die Schale entfernt wird, ohne die Eihaut darunter zu beschädigen.
An einem rohen Ei wird demonstriert, wie mit dem grün eingefärbten energiereichen gepulsten Laserstrahl geringer Eindringtiefe die Schale entfernt wird, ohne die Eihaut darunter zu beschädigen.
Frank Gehrmann