Abwrackprämie für Dieselfahrzeuge Abwrackprämie für Dieselfahrzeuge: Was Autoverwerter von der Idee halten
Aschersleben - Dieselautos aus dem Jahr 2006 stehen bei einem Autoverwerter zum Ausschlachten bereit. Vor zwei Jahren hätten diese bei einem Gebrauchtwagenhändler noch einen guten Preis erzielt. Doch nach der Diskussion um die Abgaswerte und Fahrverbote für alte Diesel sind sie nun nicht mehr zu verkaufen.
Große Autohersteller versuchen, alte Dieselautos mit Umweltprämien vom Markt zu nehmen. Die vor zehn Jahren von der Bundesregierung initiierte Abwrackprämie war ein riesiger Erfolg für die Hersteller. Ein Konjunkturprogramm, denn Autobesitzer bekamen Geld, wenn sie ihr altes Fahrzeug verschrotten ließen und ein neues kauften. Wie sieht die Situation heute in der Region Aschersleben aus?
Hohe Emission bei Produktion
Zumindest bei einem Autoverwerter, den die MZ fragte, der aber nicht mit Namen genannt werden möchte, war die Nachfrage damals viel größer. Seiner Ansicht nach sind die für einen Neuwagen in der Herstellung entstehenden Emissionen viel höher, als die, die ein gebrauchter alter Diesel in den nächsten Jahren bei einer weiteren Nutzung statt Verschrottung ausstößt.
Henri Mechnik, der Obermeister der Innung des Kfz-Handwerks der Kreishandwerkerschaft Harz-Bode, denkt, dass es durch die aktuellen Umtauschprämien für die älteren Dieselautos mit den Abgasnormen Euro 4 und Euro 5 einen Schub für die Autohersteller gibt. „Die Anschaffungen werden vorgezogen und fallen in den nächsten Jahren aus“, sieht er für die Folgejahre weniger Neuanschaffungen.
Ganz so einfach sind Neuanschaffungen jedoch nicht immer. Bei frei wählbaren Motorvarianten der neuen Dieselmotoren gebe es Lieferschwierigkeiten, weil die alle die neue Abgasnorm durchfahren müssen, hat Mechnik erfahren und verweist an regionale Händler. Er glaube im übrigen nicht, dass Dieselfahrverbote kommen. „Die Politiker wollen alle wiedergewählt werden.“
Attraktiv für Kunden
Jens-Wolfram Träger, Chef des gleichnamigen Autohauses in Hoym, sieht die Umweltprämien von Volkswagen, dessen Autos er verkauft, durchaus positiv. „Die sind attraktiv für die Kunden“, sagt er. Nachdem die Prämien anfangs nur in bestimmten Großstädten, in denen Dieselfahrverbote möglich sind, galten, gibt es sie inzwischen auch hier.
Träger berichtet von Staffelungen je nach Modell von 2.500 bis 10.000 Euro, die es als Prämie beim Kauf eines neuen Diesel von VW gibt, wenn der alte Diesel abgegeben wird.
Doch die Nachfrage sei bei weitem nicht so hoch wie die bei der Abwrackprämie des Bundes vor zehn Jahren. Weil die Prämie nicht für alle alten Autos über zehn Jahre gezahlt wird, sondern nur für Diesel-Pkw, denkt Träger.
Fahrzeuge gehen ins Ausland
Diesel mit Euro-5-Norm könne er wieder verkaufen. Meist gehen sie ins Ausland. Zehn bis 15 Jahre alte Dieselfahrzeuge mit Euro-4-Norm werden zum Autoverwerter gebracht. „Für die Hersteller ist es eine Möglichkeit, um Fahrzeuge vom Markt zu bekommen“, denkt Träger.
Laut ADAC wird auf den offiziellen Restwert eines Fahrzeugs, der meist per DAT- oder Schwacke-Liste festgestellt wird, die Prämie des Herstellers aufgeschlagen. Damit soll die Lücke zum Kauf eines neuen Euro-6-Autos verringert werden. Die Prämien gelten sowohl für Neu- als auch Gebrauchtfahrzeuge.
Für Vielfahrer gibt es oft keine Alternative zu Dieselfahrzeugen. Trotz der Diskussion wurden im Landkreis Mansfeld-Südharz mit 3.377 mehr Dieselfahrzeuge neu zugelassen als in den Vorjahren. 2015 waren es dort nur 1.740, teilte der Landkreis Mansfeld-Südharz mit. Eine Tendenz der im Salzland neu zugelassenen Fahrzeuge konnte mit Hilfe der Zulassungsstelle des Salzlandkreises nicht ermittelt werden. Der Landkreis lieferte nur die Zahlen für 2018, nicht aber die der Vorjahre. „Softwaretechnisch ist leider von hier keine weitere Auswertung möglich“, so Kreissprecherin Marianne Bothe.
418 Hybrid- und 51 E-Autos
So lässt sich auch nicht erkennen, wie die Tendenz bei den Elektro- oder Hybrid-Fahrzeugen im Salzland aussieht. Nur ein Kreisvergleich ist möglich: Während im Kreis Mansfeld-Südharz 2018 51 Elektrofahrzeuge und 418 Hybridfahrzeuge neu zugelassen wurden, waren es im Salzlandkreis 101 E-Autos und 103 mit Hybridantrieb. Im Nachbarlandkreis ist der gesamte Fahrzeugbestand um fünf Prozent höher.
Eine Zusammenstellung der Umweltprämien der wichtigsten Automarken in Deutschland bietet der ADAC an.
(mz)