Abba-Fieber in Ballhausarena
Aschersleben/MZ. - Hände klatschen rhythmisch, Oberkörper wiegen hin und her und in leuchtenden Augen spiegelt sich der Glanz eines Feuers, das vor 30 Jahren bereits gelodert hat, sobald diese Gruppe zu hören war: Abba.
Diesmal stehen die "Abbafever" auf dem Programm und Nina für Agnetha Faltskog, Pivo für Björn Ulvaeus, Max für Benny Andersson und Evelin für Anni-Frid (Frida) Lyngstad auf der Bühne. Sie bringen an diesem Donnerstagabend fast jeden der rund 500 Besucher des Ballhauses in Aschersleben in Schwung. Und was sie nicht schaffen, vermag ein wunderbares Ballett - leider personell kleiner als bei anderen Auftritten - und ein witziger Moderator, Olaf Schmidt.
Das Publikum, überwiegend der Abba-Generation angehörend, lechzt geradezu nach so grandiosen Liedern wie "Dancing Queen", "The winner takes it all", "Chiquitita", "Mamma mia" oder "S.O.S.". Mancher Titel wird mit einer Geschichte angekündigt, wie "Money, money, money": "Im Jahr 2000 boten Finanziers eine Milliarde Dollar, damit Abba - 18 Jahre nach Auflösung der Gruppe - noch einmal gemeinsam auftritt. Die vier Schweden lehnten ab", erzählt Moderator Schmidt und ergänzt: "Ich würde auch nicht für eine Milliarde Dollar auf die Bühne gehen - ich tu's schon für viiiiiel weniger."
Eher unfreiwillige Komik entsteht zuweilen wegen einiger Verständigungsschwierigkeiten. Als Agnetha beispielsweise - englisch sprechend - die Frauen im Publikum auffordert, hochzustehen, regt sich zunächst fast gar nichts, dann aber stehen plötzlich fast alle auf - auch die Männer, selbst die wenigen, die den Wunsch der Sängerin verstanden hatten, nun aber vor den Sitznachbarn nicht als Miesepeter oder Besserwisser gelten wollten. Als solche machen sich hier nur jene Männer lächerlich, die immer steif auf ihren Plätzen sitzen bleiben.
Die englische Moderation der Abba-Doubles mutet allerdings auch ein wenig komisch an - jedenfalls den Zuschauern, die wissen, dass die Gruppenmitglieder perfekt deutsch sprechen, weil sie nämlich Deutsche sind. Warum dann das Risiko des Missverständnisses, fragt die MZ in einem Interview nach der Show. Max Marcus Fritzsch (Benny): "Der Produzent der Show verbietet es." Und weshalb? Darauf Evelin Gremmel (Anni-Frid): "Weil Abba im Konzert auch nicht deutsch gesprochen haben."
Über solche Nichtigkeiten tröstet die Show hinweg, auch wenn sich die kleinen Schwächen summieren. Eine davon: In Aschersleben wird nicht, wie überall sonst, ein örtlicher Kinderchor in das Lied "I have a dream" einbezogen. Die Sänger helfen sich, indem sie bei dem wunderbar sentimental klingenden Lied von 1979 das gesamte Publikum in einen großen Chor verwandeln. Dieses dankt am Ende mit nahezu frenetischem Applaus für eine Show, die inklusive Pause zweieinhalb Stunden lang den Alltag hat vergessen lassen.