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Wie werde ich...? Binnenschiffer

Von Katlen Trautmann 19.07.2010, 07:39

Duisburg/dpa. - Die Wasserstraßen werden für den Transport immer wichtiger. Davon profitiert der Beruf des Binnenschiffers: Die Ausbildungszahlen steigen. Die Berufsaussichten sind also gut - zumindest für alle, denen es nichts ausmacht, ständig unterwegs zu sein.

Auf Flüssen und Kanälen wird derzeit zwar deutlich weniger als auf der Schiene oder der Straße transportiert. Dennoch haben Binnenschiffer gute Perspektiven. In den kommenden 10 bis 15 Jahren würden viele Schiffsführer in Rente gehen, erläutert Katja Wenkel vom Arbeitgeberverband der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg. Angehende Binnenschiffer haben damit gute Aussichten: «Die Chancen auf eine Festanstellung nach der Ausbildung liegen bei nahezu 100 Prozent.» Mit 498 Lehrlingen wurde 2009 das höchste Niveau seit 20 Jahren erreicht, hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag in Berlin ermittelt.

Arbeit gibt es auf vielen Arten von Binnenschiffen. Dazu gehören Passagier-, Güter- und Tankschiffe. Auch Fähren und Schlepper sind auf Europas Wasserstraßen unterwegs. Der Kapitän in der Binnenschifffahrt heißt «Schiffsführer». Zur Deckmannschaft gehören Steuermann, Bootsmann, Matrosen sowie Schiffsmädchen und -jungen. Alle haben als Basis die Ausbildung zum Binnenschiffer absolviert.

Ihr Job ist es, Schiffe samt Ladung von Hafen zu Hafen zu bringen oder Passagiere an Bord zu nehmen. Sie helfen beim Laden und Löschen, hieven das Schiff durch Schleusen und sichern das geladene Gut während der Fahrt. Auch für das Instandhalten des Schiffes sind sie verantwortlich. Binnenschiffer müssen daher vielseitig sein. Sie sind Maschinisten, Elektriker, Maler und Reinigungskraft in einer Person.

Wer dabei an das Seemannslied «Nimm mich, Kapitän, mit auf die Reise» denkt, liegt gar nicht so falsch. Ununterbrochen auf dem Wasser von Castrop-Rauxel bis Antwerpen, von Dresden bis Hamburg - das ist keine Seltenheit. Binnenschiffer kommen herum. «Romantik spielt dabei auch eine Rolle», sagt Udo Köster, der für die B. Dettmer Reederei in Duisburg arbeitet. Einsam ist es nach seiner Einschätzung an Bord aber keineswegs. Zwei bis sieben Mann gehören im Durchschnitt zu einer Mannschaft.

Wegen des ständigen Unterwegsseins will das Familienleben gut organisiert sein. «Man wird aus dem privaten Bereich gerissen», räumt Köster ein. Die Reedereien versuchen aber, den Besatzungen regelmäßige Aufenthalte bei ihren Familien an Land zu ermöglichen. «Galt früher die Regel '30 Tage an Bord, 15 Tage an Land', sind es heute je 15 Tage», sagt Köster.

Binnenschiffer brauchen nicht nur nautischen und technischen Verstand. Wer auf dem Wasser zu Hause sein möchte, muss mit dem Team an Bord den Alltag teilen. Gemeinschaftsgeist und Zuverlässigkeit sind dabei gefragt. «Ohne soziale Kompetenzen geht das Ding schief», meint Köster. Das Alter spielt für den Beruf dagegen keine Rolle. Erwartet wird in der Regel ein Haupt- oder Realschulabschluss. Bewerber um einen Ausbildungsplatz haben außerdem gute Karten, wenn sie einen Bootsführerschein besitzen oder ihren Wehrdienst bei der Marine geleistet haben.

Die Ausbildung dauert drei Jahre. In Deutschland lernen angehende Binnenschiffer an zwei Berufsschulen. Die größte Einrichtung ist das Schiffer-Berufskolleg Rhein in Duisburg-Homberg, mit der das Schulschiff «Rhein» zusammenarbeitet. Dort wohnen Azubis während der dreimonatigen Berufsschulblöcke. Ein weiterer Schulstandort ist in Schönebeck bei Magdeburg.

Mit dem Facharbeiterzeugnis steigen die Schiffsmädchen und -jungen zum Bootsmann oder Matrosen auf. Am Arbeitsmarkt sind vor allem die höheren Qualifikationen gefragt. «Der Matrose ist unzeitgemäß. Wir brauchen Boots- und Steuerleute», sagt Köster. Nach zwei Jahren als Matrose oder einem Jahr als Bootsmann erfolgt der Eintrag als Steuermann im Schifferdienstbuch durch das zuständige Amt. Ein Anspruch auf Beförderung lässt sich daraus nicht ableiten. «Der Arbeitsvertrag richtet sich nach dem Bedarf», stellt Köster klar.

Steuerleute weisen höhere Qualifikationen durch «Patentprüfungen» nach. Das können Befähigungsnachweise für bestimmte Schifffahrtsrouten oder das Radarpatent sein. Mehrere Patente sind Voraussetzung für eine Beförderung zum Schiffsführer.

Bundesverband der Deutschen Binnenschiffahrt: www.binnenschiff.de

Der Binnenschiffer ist der bestbezahlte Ausbildungsberuf in Deutschland. Lehrlinge erhielten 2009 bundesweit eine tarifliche Vergütung von 949 Euro brutto pro Monat, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn ermittelt hat. In keinem anderen Lehrberuf haben Azubis höhere Bezüge erhalten. Der spätere Lohn eines Binnenschiffers richtet sich nach der Fahrtdauer seines Schiffes. Schiffsführer können 4000 bis 4500 Euro monatlich verdienen.