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Wenn der Balken zerfällt: Hausschwamm muss bekämpft werden

Von Carina Frey 25.06.2007, 10:16

Hamburg/dpa. - Hausschwamm kann überall dort auftauchen, wo dauerhaft Feuchtigkeit ins Holz dringt. Der Hausbesitzer ahnt meist nicht, was hinter der Wand wächst - bis irgendwo eine Decke durchhängt. Dann wird es teuer - die Sanierung ist aufwändig.

«Es gibt zwei Arten von Hausschwamm - den Echten und den Wilden Hausschwamm», erklärt der Diplom-Biologe Tobias Huckfeldt aus Hamburg. Der Echte Hausschwamm (Serpula lacrymans) komme deutlich häufiger vor und sei wesentlich aggressiver. Er zersetzt nach und nach das Holz.

Der Echte Hausschwamm entziehe dem Holz mit Hilfe ausgeschiedener Enzyme die faserige Zellulose und lasse eine bröckelige, braune Substanz zurück, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) in Frankfurt/Main. «Zu diesem Zeitpunkt ist es um die Belastbarkeit des Holzes längst geschehen: Dielenbretter sind eingebrochen, tragende Balken geknickt.»

Hausschwamm kann sowohl in Alt- als auch in Neubauten vorkommen. Der Pilz mag es dunkel, mit gleichmäßigem Klima und ohne große Luftbewegung. «Er sitzt häufig unter Dielenbrettern», erklärt Christel Bluhm, Leiterin des Instituts für Umwelt und Baubiologie in Velbert-Langenberg in Nordrhein-Westfalen. Häufiger befallen sind laut Tobias Huckfeldt Keller und Erdgeschoss sowie das oberste Stockwerk. Die Feuchtigkeit dringt vom feuchten Boden ein oder durch das Dach.

«Im Dachstuhl kommt der Hausschwamm aber selten vor, da das offene Holz relativ gut trocknet», erklärt Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbausanierung in Berlin. Häufiger sitze der Schwamm in der Decke. Betroffen sind meist die Balkenköpfe, also die Teile des Balkens, die an der Außenwand auf der Mauer aufliegen. «Dort ist das Mauerwerk dünner, die Isolationswirkung ist geringer, und so kann mehr Feuchtigkeit aus der Luft kondensieren», erklärt Huckfeldt. Aber auch über schlecht abgedichtete Bäder oder Lecks in Rohren kann Feuchtigkeit ins Mauerwerk eindringen.

Diese Feuchtigkeit braucht der Pilz zum Wachsen - überleben kann er aber auch in trockener Luft. Das macht ihn so tückisch. «Der Hausschwamm fällt dann in Trockenstarre. Er kann nach Jahrzehnten wieder aktiv werden, wenn er Feuchtigkeit bekommt», warnt Blum. Doch dort wo Feuchtigkeit in die Mauer eindringt, muss der Hausschwamm nicht sitzen. «Der kann sich drei Stockwerke tiefer befinden», erklärt Zink.

Durchhängende Decken zum Beispiel sind ein Alarmsignal. Ob tatsächlich Hausschwamm auf den Balken sitzt, kann nur ein Sachverständiger feststellen. Handelt es sich um Hausschwamm, steht eine umfassende Sanierung an. Selbst wenn gründlich saniert wurde, hat der Besitzer keine hundertprozentige Sicherheit, dass sein Haus schwammfrei ist. Zum einen könne der Pilz auch ein Stockwerk tiefer oder in einer anderen Ecke sitzen, die nicht kontrolliert wurde. Zum anderen verteilten sich die Sporen, die fast immer in der Luft vorhanden sind, selbst bei einer sorgfältigen Sanierung. «Das kann man nicht vermeiden», sagt Huckfeldt. Die unangenehme Folge: Gibt es irgendwo ein Leck, kann der Hausschwamm erneut sprießen.