Urlaubsvorbereitung Urlaubsvorbereitung: Die Kunst des Kofferpackens

Willich-Münchheide/dpa. - Je näher der Sommer rückt, destogrößer wird das Bedürfnis, einfach die Koffer zu packen und in denUrlaub zu fahren. Doch endlich am ersehnten Ziel angekommen, dämpfenallzu oft ausgelaufene Shampooflaschen, zerknitterte Hemden undzerdrückte Kragen die euphorische Stimmung. Deshalb sollte man sichvor Beginn einer Reise trotz aller Spontaneität und Vorfreudegenügend Zeit lassen, das Gepäck sorgfältig zu verstauen.
«Die meisten Menschen packen unter Stress und Zeitdruck», sagtJörg Nappert, Direktor der Butlerschule «Silverline» inWillich-Münchheide (Nordrhein-Westfalen). «Die hauen dann dieKlamotten einfach rein in den Koffer und wundern sich hinterher, wennalles krumm und schief heraus kommt.»
Ein systematisches Vorgehen ist beim Kofferpacken unverzichtbar,betont der Butler-Ausbilder. «Man überlegt sich zuerst, ob man mitdem Auto, dem Flugzeug oder der Bahn reist und welche Termine oderAnlässe es auf dieser Reise geben wird», erläutert er. «Dann legt mansich all die Sachen zurecht, die eingepackt werden sollen.»
Entsprechend der Menge der zu verstauenden Kleidung und der Artder Reise muss dann das passende Gepäckstück ausgewählt werden. «Ichnehme gern einen kleineren Koffer», sagt Markus Nagel aus Freisingbei München, der als Pilot quasi von Berufs wegen ein Profi im Ein-und Auspacken von Koffern ist. «Je kompakter alles verstaut ist,desto weniger fällt es herum und desto glatter bleibt die Wäsche.»
Ganz unten sollten schwere Gegenstände wie Schuhe, am besten nocheinmal geschützt durch einen Baumwoll- oder Leinenbeutel, und dasWaschzeug liegen, rät Nicole Barth, Produktmanagerin bei dem Koffer-und Taschenhersteller «Bree» in Isernhagen (Niedersachsen). Fallskeine Schuhspanner greifbar sind, helfen ein paar in die Schuhegestopfte Socken oder aufgerollte Gürtel, Druckstellen im Leder zuvermeiden, weiß die Expertin.
Auch Shampooflaschen, Duschbad oder Parfümflakons sollten nocheinmal zusätzlich verpackt sein: «Kleine Plastiktütchen reichen schonaus. Wenn dann wirklich einmal etwas ausläuft, hat man die Sauereinicht im ganzen Koffer», erklärt Nappert. Noch ein Trick, um solcheUnglücke zu vermeiden: Fläschchen mit Toilettenartikeln sollten -gerade bei Flugreisen - nie ganz voll sein. Der veränderte Luftdruckkann Flüssigkeiten dazu bringen sich auszudehnen und eventuell sogarden Deckel zu sprengen.
Um unnötiges Umherpurzeln von Fön, Rasierapparat und Kulturbeutelzu verhindern, können Unterwäsche, Socken und eingerollte T-Shirtsdazu genutzt werden, die Zwischenräume dieser ersten Lageauszufüllen, fährt Nappert fort. «Danach erst kommen dann Hosen undSakkos in den Koffer, am besten mit Seidenpapier oder gummiertenNetzen dazwischen, um Knitterfalten oder ein Verrutschen zuvermeiden.»
Wer kein Seidenpapier zur Hand hat, kann auch auf Folienzurückgreifen, wie sie Reinigungsfirmen als Schutz gesäuberterKleidung verwenden, schlägt Eugenie Bockelmann vomTextilforschungsinstitut Hohensteiner Institute in Bönnigheim(Baden-Württemberg) vor. «Das schafft zusätzliche Luftpolster undvermeidet Scheuer- oder Druckstellen.»
Zur Not geht es auch ganz ohne Hilfsmittel: Dazu wird erst dasGesäßteil einer Hose in den Koffer gelegt, während die Beine seitlichüber den Rand hängen. Darauf platziert man den oberen Teil desSakkos, bevor die Hosenbeine in den Innenraum geschlagen werden undzuletzt auch das überhängende Sakkounterteil vorsichtig eingeklapptwird. Diese Schichtung ist zwar mühsam, aber effizient: «Denn scharfeKnicke können damit ausgeschlossen werden», sagt Nicole Barth.
Leichtere Kleidung wie Pullover und Hemden liegen oben auf. «Auchhier ist es wichtig, ganz ordentlich zu falten und dabei mindestensjeden zweiten Knopf zuzuknöpfen», weiß Markus Nagel aus Erfahrung.Außerdem sei es sinnvoll, die Hemden immer abwechselnd, einmal mitdem Kragen an der oberen, einmal an der unteren Kante zu stapeln,empfiehlt der Pilot, «sonst wird der Turm irgendwann schief.»
Doch die Knitterbildung hängt nicht allein von der Sorgsamkeit desEinpackenden ab. Auch die Textilart spielt dabei eine große Rolle.«Synthetische Fasern oder Mischgewebe sind diesbezüglich problemlos»,sagt Eugenie Bockelmann. Bei Viskose und feinem Baumwollgewebehingegen sei das schon anders. «Diese Materialien verformen sichleichter bei Feuchtigkeit, Wärme oder Druck. Da kann es passieren,dass man im Hotel erst mal um ein Bügeleisen bitten muss.»
Nach der Ankunft sollten alle Sachen sofort aus dem Koffergenommen und aufgehängt werden. «Vorsicht jedoch vor dem Tipp,feuchte Badezimmerluft glätte zerknitterte Klamotten», warntBockelmann. «Das gilt nur für flauschige Stoffe. Bei glatten Gewebenkönnen sich die Nähte kräuseln - und das sieht dann auch nicht gutaus.»
Den Abschluss sollte ein größeres Kleidungsstück wie eine Jackeoder ein Handtuch bilden, das das Herausfallen einzelner Teile beimÖffnen des Gepäcks verhindert, empfiehlt Nicole Barth. Ideal dazugeeignet ist auch ein Kopfkissenbezug. «Den brauche ich sowieso, umhinterher die Schmutzwäsche getrennt zu verstauen», ergänzt Nappert.«Schließlich reise ich nicht nur mit einem Berg sauberer Kleidunghin, sondern bringe hinterher auch eine ganze Menge gebrauchte mitzurück.»