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Ende der Sommerferien Tipps für Eltern zum Ende der Sommerferien: Grundschüler auf den Schulbeginn vorbereiten

Von Lutz Würbach 24.07.2017, 10:00
Bald beginnt für die Schulkinder wieder der Unterricht.
Bald beginnt für die Schulkinder wieder der Unterricht. DPA

Halle (Saale) - Ausschlafen, faulenzen, den ganzen Tag spielen - damit ist es in gut zwei Wochen erst einmal vorbei. Dann geht es wieder in die Schule. Die Umstellung kann insbesondere den Grundschülern ganz schön zu schaffen machen. Gut, wenn die Eltern ihnen dabei zur Seite stehen.

Wie das funktionieren kann, erklärt Ines Storch. Sie ist Lehrerin an der Auenschule in Halle, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Halle-Wittenberg und Vorstandsmitglied des Grundschulverbands Sachsen-Anhalt.

1. Noch sind Ferien, soll das Kind dennoch schon an die Schule denken?

„Ferien sind zunächst einmal Ferien“, sagt Ines Storch. „Das Kind sollte sich entspannen können.“ Dennoch werde es Zeit, sich wieder ans Lernen heranzutasten. Dazu sind ihrer Meinung nach nicht unbedingt Schulbücher nötig.

Auch der Alltag biete Möglichkeiten. „Die Einkaufsliste schreiben, die Werbung aus dem Briefkasten durchsehen, gemeinsam Geschichten lesen“, nennt Storch als Beispiele.

2. Aber eines Tages sind auch die längsten Ferien vorbei.

Die Umstellung vom Ferienmodus auf Schulbetrieb beginnt mit dem zeitigen Aufstehen. Das ist nicht nur für viele Abc-Schützen eine Herausforderung, sondern auch für ältere Grundschüler. „Es ist günstig, das Aufstehen zu üben“, sagt Storch. Das sollte ihrer Meinung nach nicht abrupt erfolgen. „Die Kinder brauchen ein neues Zeitempfinden“, sagt sie. Das werde am besten schrittweise aufgebaut. Der Wecker klingelt also von Tag zu Tag zeitiger. Was bedeutet, dass damit nicht erst einen Tag vor Schulbeginn begonnen werden kann.

3. Das neue Zeitempfinden beschränkt sich nicht nur auf das Aufstehen.

Die Kinder sollen auch dann morgens ausgeschlafen sein, wenn der Wecker zeitig klingelt. Deshalb müssen sie abends früher ins Bett. Das löst bei ihnen nicht immer Begeisterung aus. „Eltern sollten Abendrituale aus der Ferienzeit beibehalten“, sagt Storch. Das kann eine Kuschelzeit sein oder die Gute-Nacht-Geschichte. Im besten Fall, so die Pädagogin, werde das Zubettgehen von den Kindern dann als etwas Positives empfunden. Was laut Storch bei alledem wichtig ist: Eltern thematisieren den sich verändernden Tagesablauf gegenüber ihren Kindern. Der Idealfall wäre, wenn der Nachwuchs abends freiwillig eher ins Bett geht, um am Morgen ausgeschlafen zu sein.

4. Wie lässt sich Vorfreude auf die Schule wecken?

Vor dem ersten Schultag muss einiges erledigt werden: Bücher, Hefte, Stifte und vielleicht eine neue Mappe. Das sollten die Eltern nicht alleine besorgen. „Ich empfehle, die Kinder in die Vorbereitung einzubeziehen. Und ja, dabei darf durchaus auch ein Glücksbringer abfallen“, sagt Storch. Sie denkt dabei an keine großen oder teuren Dinge, sondern eher an Schlüsselanhänger oder ein kleines Plüschtier zum Beispiel. Der finanzielle Rahmen sollte schon vorher abgesprochen sein. „Vielleicht freut sich das Kind ja auch über ein neues T-Shirt, das es am ersten Schultag anziehen darf“, sagt Storch.

5. Kommt der Ranzen aus der Ecke, ist das ein weiteres Zeichen, dass die Ferien zu Ende gehen.

„Der Ranzen sollte etwa eine Woche vor Schulbeginn schon fertig gepackt sein“, sagt die Lehrerin. „Das ist aber nicht alleinige Aufgabe der Eltern. Sie dürfen helfen, aber das Einräumen sollten schon die Kinder erledigen.“ Der gepackte Ranzen hat übrigens einen besonderen Reiz für viele Jungen und Mädchen. In ihm stecken dann schon die neuen Bücher und Hefte. Diesen Reiz sollten die Eltern nutzen und mit ihren Sprösslingen an den letzten Ferientagen immer mal einen Blick in die Schultasche werfen. Diese Neugier, so Storch, könne die Vorfreude fördern. Und unter Umständen bestehende Ängste vor den neuen Büchern mit den unbekannten Sachen nehmen.

6. Wie schicken Eltern ihre Kinder am sinnvollsten ins neue Schuljahr? Mit klarem Auftrag?

Die Expertin plädiert für eine entspannte Atmosphäre. Das gilt auch dann, wenn das Kind im vergangenen Schuljahr nicht gerade berauschende Leistungen an den Tag gelegt hat. „Eltern sollten ihrem Kind das Gefühl geben, dass ein neues Schuljahr ein Neuanfang sein kann, mit neuen Herausforderungen aber auch mit neuen Chancen“, sagt Storch. Im besten Fall weiß das Kind: Ich gebe mein Bestes und meine Eltern unterstützen mich, egal was kommt. Soll heißen: Keinen unnötigen Druck und damit Lernfrust aufbauen.

7. Also positive Aspekte in den Mittelpunkt stellen?

Grundsätzlich ja, allerdings rät die Pädagogin auch hier zur Vorsicht. Wenn das Kind für vergangene Leistungen gelobt wird, ist das zunächst einmal motivierend. Wenn die Eltern dann aber schon die Erwartung formulieren, dass ihr Nachwuchs auch das neue Schuljahr bestens meistern wird, könnten sie damit einen Erwartungsdruck aufbauen. Der steht einer entspannten Atmosphäre jedoch entgegen.

8. Aber was sollen Eltern ihren Kindern denn nun mit auf den Weg geben?

Auf jeden Fall sollte ein Kind wissen, dass seine Eltern hinter ihm stehen - und zwar unabhängig von den Schulnoten. „Das Kind sollte wissen, dass man auch mal Fehler machen darf“, sagt Storch. Hier könnte sich anbieten, dass Vater und Mutter aus eigener Erfahrung sprechen. Die Botschaft lautet dann ungefähr so: Ein Misserfolg ist nicht schön, er ist aber auch kein Beinbruch. Das Leben geht trotzdem weiter. Aber wie dem auch sei, Storch hat nicht von vornherein ein Problem damit, wenn Eltern gegenüber ihren Kinder Erwartungen mit Blick auf das neue Schuljahr äußern. Beide Seiten könnten ja gemeinsam Ziele aushandeln, sagt sie. Oder noch besser, der Sprössling äußert von sich aus im gemeinsamen Gespräch, was er womöglich künftig besser machen möchte. Wichtig ist, so die Pädagogin, dass das Kind weiß, dass die Liebe seiner Eltern nicht vom Zeugnis abhängt.

9. Welche Tipps gibt es für den ersten Schultag?

Der Abend davor sollte in einer entspannten Atmosphäre stattfinden, vielleicht mit kleinen Höhepunkten beziehungsweise Freuden für das Schulkind: Das Lieblingsspiel spielen, das Lieblingsessen kochen. Am anderen Morgen würde Storch den Wecker ein paar Minuten früher klingeln lassen, damit kein Stress aufkommt. Schließlich muss sich die Routine eines Schultages erst wieder einstellen. Ratsam ist zudem ein gemeinsames Frühstück. Letztlich gehe es auch hier darum, keinen abrupten Wechsel von Ferien- auf Schulzeit zu vollziehen.

Dieser Gedanke sollte sich laut Storch über den ganzen Tag ziehen. „Es ist schön, wenn Eltern ihre Kinder nach dem ersten Unterrichtstag auffangen können.“ Wichtig ist dabei, Zeit gemeinsam zu verbringen und sich anzuhören, was das Kind am ersten Tag erlebt hat. „Wenn es sich einrichten lässt, sollte das Kind am besten in der ersten Schulwoche auf diese Weise begleitet werden“, erklärt Storch. „Das Kind soll das Gefühl haben, dass die schöne Zeit nicht mit den Ferien endet.“

10. Was tun, wenn der Schulstart fürs Kind gar nicht gut laufen sollte?

Von Reaktionen wie „Da musst du jetzt durch“ hält die Pädagogin nichts. Wenn das Kind etwas bedrückt, müssen seine Eltern das ernst nehmen. Was lief schief? Wie können wir dir helfen? Das sind laut Storch zwei wichtige Fragen, auf die Eltern in einer solchen Situation Antworten suchen sollten. „Manchmal reicht es vielleicht schon, sein Kind ganz fest in den Arm zu nehmen, um ihm Ängste zu nehmen oder Stress abzubauen“, sagt Storch. Es sei aber ebenso gut möglich, sein Kind in einer schwierigen Situation ein paar Tage länger auf dem Weg in die Schule zu begleiten. Du bist nicht alleine - das müsse auch hierbei die Botschaft der Eltern an ihr Kind sein.

11. Wie erleben die Lehrer in der Regel ihre Schüler nach den Sommerferien?

Die meisten sind laut Storch zunächst ganz schön aufgekratzt. Es gibt schließlich nach sechs Wochen eine Menge zu erzählen. Nach ein paar Tagen habe sich die Aufregung gelegt, so die Grundschullehrerin. Auch dabei können Eltern übrigens behilflich sein. Die Umstellung vom Toben in den Ferien zum Stillsitzen in der Schule ist nämlich ebenfalls eine ziemliche Herausforderung für so manches Kind. Aus diesem Grund sollte darauf geachtet werden, dass es sich nach dem Unterricht bewegt. „Unter Umständen ist das eine gute Gelegenheit, es im Sportverein anzumelden“, sagt Storch. (mz)