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Tipps für den Einstieg in die Aquaristik

Von Sven Appel 18.10.2007, 06:56

Neustadt/Erfurt/dpa. - Überhaupt können sie einiges falsch machen. Wer länger etwas von der Unterwasserwelt im Wohnzimmer haben möchte, macht sich vorher also ein paar Gedanken.

Zunächst ist zu klären, wo das Becken stehen soll. Standorte mit direkter Sonneneinstrahlung seien ungeeignet, sagt der Agrarbiologe Stephan Dreyer aus Neustadt/Weinstraße in Rheinland-Pfalz. Er hat mehrere Bücher für Aquarianer geschrieben. «Die Sonneneinstrahlung begünstigt Algenwuchs.»

Einsteiger-Aquarien sind oft 60 mal 30 mal 30 Zentimeter groß. Laut dem Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) in Düsseldorf sollte die Grundfläche aber mindestens 80 mal 35 Zentimeter messen. Auch Axel Gutjahr, Experte aus Erfurt, rät zu eher größeren Becken: «Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass sie mehr Arbeit machen.» Das Gegenteil gelte: Größere Becken ließen sich einfacher pflegen.

«Ich habe schon 60-Liter-Becken mit 30 oder 40 Fischen gesehen, das ist viel zu viel», warnt Gutjahr. Für die Höchstzahl der Tiere gibt es zwei Faustregeln: Pro Zentimeter Fisch müssen ein bis 1,5 Liter Wasser vorhanden sein. Und die Beckenlänge sollte mindestens zehn Mal der Länge des größten Fisches im Aquarium entsprechen.

Ehe ein Fisch das Aquarium von innen sieht, muss es eingerichtet werden. Für den Boden eignet sich feiner Kies oder Sand, es folgen Wurzeln und Steine. Dann wird das Becken zu einem Drittel gefüllt, und das Einsetzen der Pflanzen beginnt. Dabei gehören hochwachsende Exemplare nach hinten. Einsteiger wählen am besten vergleichsweise anspruchslose Arten wie Speerblatt, Wasserpest oder Java-Moos aus.

Anfänger neigen dazu, Fische vieler Arten zu kaufen. So werden Gutjahr zufolge oft Pärchen verlangt, obwohl die Art im Schwarm zu halten ist. Schwarmfische in zu kleinen Gruppen zu halten, bedeutet für sie Stress - und womöglich eine kürzere Lebenszeit. Zu bedenken ist auch, dass sich nicht alle Fischarten miteinander vertragen.

Beliebt sind Guppys. «Doch der Guppy ist kein Anfängerfisch», sagt Gutjahr. Toleranter gegenüber Haltungsfehlern sind dagegen Prachtbarben oder Paradiesfische. Dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) in Wiesbaden zufolge können Einsteiger auch Kardinalfische, Platys oder Black Mollys erfolgreich halten.

Geht es ans Füttern, favorisiert Gutjahr Lebendnahrung. Diese kann der Aquarianer kaufen oder mit einem Kescher selbst fangen, schwarze Mückenlarven aus der Regentonne etwa. Auch beim Füttern gilt, es nicht zu übertreiben: «Die Fische sollten nur so viel bekommen wie sie in zweimal zwei Minuten pro Tag fressen können», sagt Stephan Dreyer. Wird zu viel gegeben, fördert das den Algenwuchs.

Wichtig ist die regelmäßige Pflege des Beckens. «Ungefähr eine Stunde pro Woche muss man einkalkulieren», sagt Dreyer. Er rät, alle zwei bis vier Wochen ein Drittel des Wassers auszutauschen. Täglich wird überprüft, ob die Technik funktioniert und es den Fischen gutgeht. Schnappen sie oben nach Luft oder schwimmen sie schaukelnd, sind sie wahrscheinlich krank - ein Spezialist, etwa im Zoohandel oder beim Aquarianerverein, muss befragt werden.

Literatur: Stephan Dreyer, Rainer Keppler: Das Kosmos-Buch der Aquaristik, ISBN: 978-3-440-09868-4, 19,95 Euro; Axel Gutjahr: Aquarien einrichten - Fische und Pflanzen in Harmonie, ISBN: 978-3-8338-0044-3, 7,90 Euro.