Sprachassistent Alexa Sprachassistent Alexa: Wie der Spion von Online-Riese Amazon die Wohnzimmer erobert

Sie könnte eine Keksdose sein, ein großer Kaffeebecher oder eine Blumenvase, bei der der Hersteller vergessen hat, ein Loch für die Blumen zu lassen.
Still und schwarz steht die kleine runde Röhre im Schrank, ein Staubfänger, der an einem Kabel hängt. Erst wenn „Echo“, so nennt der Internetkonzern Amazon den kleinen Lautsprecher, in dem seine digitale Assistentin Alexa steckt, ein Wort hört, das so ähnlich wie „Alexa“ klingt, regt sich etwas. Am Echo blinkt dann ein bunter Lichtkreis und signalisiert: Alexa lauscht jetzt.
Es ist eine völlig neue Art technischer Helfer, den der Internetkonzern Amazon vor zweieinhalb Jahren vorstellt. Kein Bildschirm und kein Bedienknopf außer einem zum Einschalten.
Sprachassistent Alexa von Amazon: Das Leben mit einer Fremden
Wie das iPhone von Apple acht Jahre zuvor bricht auch der Echo mit Gewohnheiten. Und das mit Erfolg: Seit dem Verkaufsstart in Deutschland vor einem Jahr hat das Online-Kaufhaus auch hierzulande hunderttausende Wohnzimmer im Sturm erobert.
Genaue Zahlen gibt Amazon nicht heraus, aber weltweit gelang es wohl, weit über 15 Millionen Geräte abzusetzen. Amazon hält damit einen Marktanteil von zwei Dritteln am Geschäft mit den intelligenten Lautsprechern, Zweiter ist Google, das auf 25,3 Prozent kommt.
Wie aber lebt es sich mit einer Fremden im Haus? Was kann diese künstliche Mitbewohnerin, die eine sanfte, weibliche Stimme hat und fast schon gespenstisch schnell reagiert, sobald sie ihren Namen - oder etwas, das ähnlich klingt wie ihr Name - hört, sogar bei lautgestelltem Fernseher, sogar bei einer temperamentvollen Diskussion oder wenn Musik läuft? Hört sie etwa alles? Und zeichnet es auf?
Sprachassistent Alexa von Amazon hat jede Menge Fähigkeiten
Nach Angaben von Amazon tut sie das nicht. Alexa, also die etwas hochtrabend „künstliche Intelligenz“ (KI) genannte Software im Echo, die nicht wirklich im eigenen Wohnzimmer anwesend ist, sondern auf Amazon-Servern am anderen Ende der Welt liegt, hört zwar stets mit. Wartet aber dabei nur auf ihr Stichwort: Fällt „Alexa“, dann blinkt das Licht und die KI erwartet ihre neuen Anweisungen.
Für die gibt es inzwischen fast unüberschaubar viele „Skills“ (zu deutsch Fähigkeiten). So nennt Amazon die Smartphone-Apps vergleichbaren kleinen Programme, die Alexa benötigt, um bestimmte Aufgaben auszuführen.
Vom Ansagen des Wetterberichtes über die aktuelle Verkehrslage, vom Radioersatz über den Vorschlag von Kochrezepten, von Wörterbüchern, Witzautomaten und dem Einschalten der Beleuchtung als Nachtlicht gibt es kaum etwas, was es nicht gibt.
Sprachassistent Alexa erobert deutsche Wohnzimmer: Software soll von Nutzern lernen
Und alle derzeit 25.000 Skills funktionieren über Sprachbefehle, zumindest mehr oder weniger. Alexa spielt Musik nach Wunsch, wenn sie den gewünschten Interpreten erkennt.
Angeblich soll die im Englischen „Artificial Intelligence“ (unechte Intelligenz) genannte Software vom Nutzer lernen - in der Praxis allerdings ist es oft umgekehrt:
Der Bediener variiert die Aussprache seines Lieblingsinterpreten so lange, bis Alexa beginnt, entsprechende Lieder abzuspielen. Den Auftrag bestätigt die Maschine in der Regel damit, dass sie sagt „spiele Musik von ....“ Dabei spricht sie den Namen genauso aus wie der Nutzer ihn in seinem ersten Wunschversuch ausgesprochen hat.
Sprachassistent Alexa von Amazon: Grundlage für das Zuhause von morgen?
Mensch und Maschine, sie passen noch nicht ganz zusammen. Mal versteht Alexa nicht, was sie soll. Mal versteht der Nutzer nicht, warum sie tut, was er gar nicht möchte.
Aber was die Software in der Echo-Büchse - oder in der kleineren Ausgabe Echo Dot oder in den mit Bildschirmen ausgestatteten Echo Spot und Echo Show - heute kann, hat auch wenig mit dem zu tun, wofür sie gedacht ist.
Nicht Witze erzählen und am Samstag die Bundesliga-Konferenz übertragen soll der über WLAN mit dem Internet verbundene Kasten, sondern das intelligente Zuhause der Zukunft verwalten.
Alexa von Amazon: Verknüpfung mit Haushaltsgeräten als nächster Schritt?
Amazon, das seine Echo-Familie nach Expertenschätzung nahezu ohne Gewinnspanne abgibt, setzt auf einen ganz neuen Markt: Lampen, die aufs Wort hören, Rollos, die per Alexa auf- und niederfahren, Lebensmittel und Haushaltswaren, die dank Vorratsüberwachung durch die KI automatisiert nachbestellt und ins Haus geliefert werden, sobald es nötig ist.
Bis dahin ist es noch ein Stück, denn um Haushaltsgeräte von der Glühbirne bis zum Kühlschrank steuern zu können, benötigt Alexa intelligente Sensoren, die sie per Wlan ansteuern kann.
Entsprechende Glühbirnen, Überwachungskameras, Lichtschalter und Steckdosen gibt es bereits. Doch noch ist das Smart Home so teuer, dass Alexas Hauptaufgabe in den meisten Nutzerwohnungen wohl vorerst das Witzereißen und das Vortragen des Wetterberichtes bleiben wird. (mz)