Neues Computerspiel "Slave-Trade" Neues Computerspiel "Slave-Trade": Wirbel um Sklaven-Tetris im Boot

Während Millionen Menschen auf der Flucht sind, in Österreich ein LKW mit toten Flüchtlingen auftaucht und in Deutschland fast täglich Flüchtlingsunterkünfte brennen, veröffentlicht die dänische Firma Serious Games Interactive ein Spiel, das eine Art „Sklaven-Tetris“ beinhaltet: „Playing History 2 - Slave Trade“.
Das Sklaven-Spiel schickt die Spieler auf eine Zeitreise: In „Slave Trade“ erlebt man den transatlantischen Sklavenhandel des 18. Jahrhunderts. Als Sklaven-Aufseher des Kapitäns soll man die anderen Sklaven im Auge behalten und kontrollieren.
Makaberer Bestandteil des neuen Spiels ist eine Art „Sklaven-Tetris“: Dabei muss der Spieler die Sklaven im Bauch eines Schiffes aufeinander stapeln - ganz nach Tetris-Logik. Im Kontext der aktuellen Flüchtlingsthematik und der zahlreichen Menschen, die bei ihrer Flucht auf dem Mittelmeer ihr Leben lassen, wirkt dieses Spiel-Element besonders geschmacklos.
Da es sich bei den dargestellten Sklaven um Afrikaner handelt, hat das ganze zudem einen rassistischen Touch. Ist das noch Spiel oder schon ein Skandal? Laut vieler Twitter-User ist „Slave-Trade“ nicht vertretbar:
Doch dieser Effekt sei gewollt, so die Entwickler. Ihnen zufolge soll damit ein Lerneffekt erzielt werden. Denn Sklavenschiffe seien damals wirklich wie bei „Tetris“ gestapelt gewesen. Sie wollen verdeutlichen, wie abscheulich diese Praxis war. Für den Chef der Firma, Simon Egenfeldt, sei das Sklaven-Tetris daher legitim. Außerdem dauere dieses Spielelement nur 15 Sekunden.
Die Zielgruppe des umstrittenen Spiels sind Schüler der Mittelstufe im Alter von 12 bis 13 Jahren. Dem Rassismus-Vorwurf begegnet Simon Egenfeldt mit folgendem Argument: Rassisten würden kein Spiel wollen, in dem es um einen Sklaven geht, der den Plan hat, zu fliehen.
Das Unternehmen Serious Games Interactive hat bereits viele so genannte Lern-Spiele veröffentlicht. Diese seien unter wissenschaftlichen Aspekten entstanden und hätten schon mehrfach Preise gewonnen.
Das Spiel „Winterfest“ (2011) etwa wurde für Analphabeten entwickelt. Der gute Wille der Dänen scheint vorhanden. Ob der Zeitpunkt der Veröffentlichung eines solchen Spiels in Anbetracht der aktuellen Lage jedoch angemessen ist, sei dahingestellt. Vielleicht sahen die Macher genau darin eine Chance, um auf das Spiel aufmerksam zu machen. Was natürlich noch geschmackloser wäre. (jba)