Technik Technik: Bei Audio-Boxen nicht immer nur auf den Preis achten

Berlin/dpa. - Wenn Whitney Houstons Stimme eher matt aus der Stereoanlage kommt und es den Techno-Platten am «Wumms» fehlt, liegtdas meist an den Boxen. Wer hochwertigen Ersatz haben möchte, siehtsich aber mit vielen Fragen konfrontiert: Sollen es zwei Stereoboxenoder ein Subwoofer-System sein? Und für was stehen all die Daten undAbkürzungen auf der Verpackung? Sollen CDs und Platten gut klingen,ist es sinnvoll, sich mit diesen Fragen auseinander zu setzen. Dennbei Lautsprechern zählt längst nicht nur der Preis.
Die Experten sind sich einig: In einem Audio-System entscheidenvor allem die Lautsprecher und nicht etwa der Verstärker über gutenoder weniger guten Klang. «Bei einem Lautsprecher kann bereits derKonstrukteur am meisten falsch machen», sagt Technikexperte HerbertNoll von der Stiftung Warentest in Berlin. Dementsprechend schwierigist es, den Elektroladen mit den genau passenden Boxen zu verlassen.
Wer schon einen Verstärker besitzt, braucht nicht unbedingt Boxendes gleichen Herstellers. Firmen wie Nubert, Elac, Canton oder Teufelbieten ohnehin keine Verstärker an. Deren Leistung zählt: «Mini- undMicroanlagen mit schwachen Verstärkern sind für einzeln erhältlicheBoxen nicht geeignet», erläutert Wolfram Eifert von der in Stuttgarterscheinenden Zeitschrift «Stereoplay». Für eine gute Kompaktanlagehingegen gilt das durchaus. Entscheidend ist, dass die in Ohmausgedrückten «Impedanz»-Werte von Verstärker und Box nahebeieinander liegen.
Zwischen drei Anordnungen für Boxen müssen sich Interessierteentscheiden, erklärt Bjarne Sommerfeldt vom Hersteller Elac in Kiel:Die erste ist das so genannte 2.0-System, bestehend aus zwei großenLautsprechern. «Das bezeichnet man als Stereosystem.» Zwei kleineBoxen und ein Subwoofer für die Bässe ergeben die 2.1-Anordnung. Ein5.1-System mit fünf kleinen Lautsprechern und einem Subwoofer bringt Surround-Sound ins Wohnzimmer - der laut Wolfram Eifert jedoch nichtunbedingt besser klingen muss.
Die Klang-Unterschiede zwischen einer 2.0- und einer 2.1-Anordnungsind gering. Sommerfeldt und Eifert sehen 2.0 zwar leicht im Vorteil,wichtiger sei jedoch die Platzfrage. «Wenn die Boxen im Wohnraum eineNebenrolle spielen sollen, würde ich ein 2.1-System nehmen», sagt Andreas Maschlanka vom Unternehmen Teufel in Berlin: Der Subwooferkann dann etwa hinter der Couch versteckt werden, und die beidenkleinen Boxen fallen nicht auf - im Gegensatz zum deutlich größerenBoxenpaar eines Stereosystems.
Wer sich dennoch für dieses entscheidet, muss eine Wahl zwischenso genannten Regal- oder Standboxen treffen. Erstere nehmen wenigerPlatz weg, hinken klanglich aber hinterher: «Das macht einen großenUnterschied», erläutert Maschlanka. «Je größer das Volumen einer Box,desto mehr Bass ist möglich.» Unter Umständen geben Regalboxen daherbesonders tiefe Töne nicht wieder. Das kann gerade bei elektronischerMusik wie Techno den Hörspaß vermiesen.
Sehr preiswerte Boxen aus dem Elektromarkt haben oft ein Gehäuseaus dünnen, ungedämmten Spanplatten. Die Folge davon ist, dass dasGehäuse ab einer gewissen Lautstärke vibriert. Das schlägt sich aufden Klang nieder. «Wenn es aus dickerem Material besteht, schwingt esnicht mehr mit und dröhnt auch nicht», erklärt Maschlanka. «Dann kannman aus einem schlanken Alulautsprecher einen ebenso guten Klangherauszaubern wie aus einem voluminösen Holzlautsprecher.»
Für viele Verbraucher verwirrend sind die technischen Angaben zuAudioboxen. Hinzu kommt, dass ihre Aussagekraft gerade bei billigenProdukten begrenzt ist, da sie sich leicht «frisieren» lassen. «Wennman aber Boxen von Markenherstellern kauft, kann man schon eher davonausgehen, dass sie stimmen», sagt Noll von der Stiftung Warentest.
Wichtigster Eckwert ist laut Bjarne Sommerfeldt der in Hertz (Hz)angegebene Frequenzgang - der Bereich vom tiefsten bis zum höchstenTon, den die Box wiedergeben kann. «Bei einer guten können das 30 bis20 000 Hz sein - je niedriger der erste Wert und je höher der zweite,desto besser.» Bei der «Nenn- und Impulsbelastbarkeit» - gemessen inWatt - gilt: je höher, umso besser. Bei einem Boxenpaar für insgesamt500 Euro kann von 80 und 120 Watt ausgegangen werden.
Die verbreitete Auffassung, nach der die Boxenkabel wesentlichenAnteil am Klang haben, gilt laut Wolfram Eifert von «Stereoplay» nursehr bedingt: «Das ist in Relation zur Qualität der Boxen und zurRaumakustik von geringerer Bedeutung.» Ratsam ist es laut Maschlankaaber, wenn die Lautsprecher Schraubanschlüsse für die Kabel haben.Sie stellen den Kontakt auf einer großen Fläche sicher.
«Für Boxen kann man locker 2000, 3000 oder 5000 Euro ausgeben», soWolfram Eifert. Ein qualitativ hochwertiges Paar für ein Stereosystemsei aber schon ab 300 Euro zu haben. «Wer ein komplettes Audiosystemkaufen möchte und vor allem auf guten Klang aus ist, sollte etwa 50Prozent der angepeilten Gesamtkosten in die Boxen stecken.»
Doch selbst wenn Verarbeitung, technische Werte und Preis stimmen:Nicht jeder Lautsprecher klingt in jedem Raum gut. Deshalb lohnt sichein Probehören zu Hause - manche Fachhändler und Hersteller erlaubendies. Wo es nicht möglich ist, empfiehlt Warentester Noll, dieteuerste Box eines namhaften Herstellers im Laden zu testen. «Dannwürde ich je nach Budget eine preisgünstigere Variante irgendeinesHerstellers nehmen, die dieser klanglich am nächsten kommt.»