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Star unter den Gehölzen Star unter den Gehölzen: Amors Pfeile sind aus hartem Buchsbaumholz

Von Helga Daberkow 11.09.2003, 09:33

Bonn/dpa. - Ein Garten ohne Buchsbaum ist für viele Menschen kaum denkbar. Kugeln, Kegel und Säulen daraus grünen in Töpfen und Kübeln, Buchsbaum-Hecken umrahmen viele Beete. Streng geschnitten, fügt sich Buchsbaum in minimalistische Grünräume, historische Anlagen, traditionelle Bauerngärten und ungeschnitten sogar in Naturgärten ein. Anpassungsfähig an fast jeden Standort, robust, immergrün, wuchsfreudig, schnittfest und mühelos formbar - all das ist der Star unter den Gehölzen, und das schon seit Jahrtausenden.

Der Römer Plinius der Jüngere schwärmte im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt vom Buchsbaum in seinem Garten in der Toskana. In einem seiner Briefe ist zu erfahren, dass der Strauch auf der obersten Gartenterrasse runde, eckige und geschweifte Beete einfasste. Auf den folgenden Terrassen erfreuten aus Buchsbaum geschnittene Figuren das Auge. Am Ende des Gartens schließlich verdeckte stufenförmig geschnittener Buchs die Gartenmauer, so dass Garten und Landschaft optisch ineinander übergingen.

Plinius und seine Zeitgenossen nannten den immergrünen Strauch Buxus - und so heißt er bis heute weltweit botanisch korrekt. Die alten Griechen sprachen dagegen von Pyxos, und mit Pyxis bezeichneten sie kleine zylinderförmige Behältnisse, die aus dem besonders harten Holz des Baumes gedrechselt wurden. «Büchse» und das englische Wort Box leiten sich davon ab. Auch zu Flöten wurde das harte, feine Holz verarbeitet, zu Werkzeugen und kultischen Geräten. Noch heute leisten sich manche Pfeifenraucher teure Pfeifenköpfe aus Buchsbaumholz.

Nachhaltig zu spüren bekommen Verliebte die Härte des Holzes, denn Liebesgott Amor schnitzt der Legende nach seine Pfeile daraus und überwindet so auch Herzen, die sich mit aller Kraft gegen die Liebe wehren. Den Römern galt Buchs daher als Symbol des Liebesschmerzes und der Liebe über den Tod hinaus. Im christlichen Glauben wurde er mit seinem immergrünen Laub zum Attribut Marias, zum Sinnbild der Unsterblichkeit und des ewigen Lebens durch das Leiden Jesu Christi.

Das Mittelalter nutzte Buchsbaum-Extrakte bei Zahnschmerzen, gegen Epilepsie und als Wurmmittel. Heute ist bekannt, dass in allen Teilen der Pflanze das Gift Buxin enthalten ist, das zu Erbrechen, Krämpfen, Durchfall und Atemlähmung führen kann. Folglich hat der Strauch nur noch in der Homöopathie medizinische Bedeutung. Bei Tieren wirkt das Gift stärker als beim Menschen. Bereits 5 Gramm der Blätter pro Kilogramm Körpergewicht sollen für Hunde gefährlich werden. Bei Pferden werden 700 bis 900 Gramm Blätter kritisch. Rund um eine Pferdekoppel sollte der Strauch daher besser nicht wachsen.

Buchs ist jedoch keineswegs gleich Buchs. Mehr als 40 Sorten vom heimischen oder mediterranen Buxus sempervirens und seinem Verwandten Buxus microphylla aus Fernost sind bekannt. Spezialbaumschulen wie die von Andreas Huben in Ladenburg (Baden-Württemberg) oder Atrops in Rheurdt-Schaephuysen bei Krefeld halten rund 20 davon bereit. Da fällt die Wahl schwer. Neben den dunkelgrünen Sorten findet man den schönen blaugrünen 'Blauer Heinz'. 'Elegantissmia' fällt durch einen weißen Rand auf, 'Aureovariegata' zeigt gelb-grün gefleckte Blätter. Schön rund entwickeln sich die Blätter von 'Rotundifolia'. Schmal und länglich bedecken sie dagegen beim 'Typ Schwetzingen' die Zweige.

Am stärksten unterscheiden sich die Sorten durch ihre Wuchsstärke. Daher sollte berücksichtigt werden, welchen Zweck der Buchsbaum erfüllen soll - anderenfalls muss öfter geschnitten werden als nötig. Als niedrige «Bodendecker» eignen sich die flach und nestförmig wachsenden Sorten 'Herrenhausen' oder 'Vadar Valley'. Niedrige Hecken werden am besten aus 'Suffruticosa' oder 'Blauer Heinz' herangezogen. Ihre Höhe erreicht auch ohne Schnitt kaum mehr als 40 Zentimeter. Für niedrigere Figuren bietet sich die mittelstark wachsende Sorte 'Faulkner' an. Starkwüchsig sind dagegen Sorten wie 'Microphylla', 'Globosa'. 'Rotundifolia', 'Arbores-cens' und 'Handsworthiensis'.

Die Suche nach dem richtigen Standort bereitet kaum Probleme. Die natürliche Verbreitung von Buxus sempervirens reicht vom Mittelmeer und Südwesteuropa über die Alpen bis ins Oberrheingebiet und an die Mosel. Er kommt daher gut mit unserem Klima zurecht. Ähnlich sieht es bei Buxus microphylla aus. Nur auf den Schnittzeitpunkt sollte bei beiden Sorten geachtet werden, wenn sie in rauen Regionen wachsen. Während im milden Klima vom Austrieb bis in den Frühherbst geschnitten werden kann, sollte er in Zonen mit kräftigem Frost nur von Mitte Mai bis Anfang Juni erfolgen. Die sich danach entwickelnden Triebe haben dann ausreichend Zeit, bis zum Winter voll auszureifen.

Buchs mag helle, warme Standorte. Der Boden darf sandig, kiesig, schottrig oder tonhaltig sein. Ein frischer Boden behagt ihm am meisten, aber auch mit trockeneren Böden kommt er noch gut zurecht. Nur saure, staunasse und verdichtete Böden mag er gar nicht - dann wird aus dem robusten Burschen ein heikles Pflanzchen.