Stadtplaner Stadtplaner: Verantwortlich für Verkehrswege und Siedlungen
Hamburg/Berlin/dpa. - Frachtschiffe und Lastkräne gehören hier der Vergangenheit an. Die ersten modernen Gebäude sind bezugsfertig, der Bau eines futuristisch anmutenden großen Konzerthauses auf dem Dach eines früheren Bananenspeichers ist beschlossene Sache.
Vor dem ersten Spatenstich für diese Hafencity gab es viel Arbeit für die eng mit Architekten zusammenarbeitenden Stadtplaner. Ohne Stadtplaner werden heute in Deutschland keine Verkehrswege und Siedlungen mehr gebaut. Das Gesetz will es so, um «Wildwuchs» zu verhindern. Diese Experten sind deshalb nicht nur bei spektakulären Projekten gefragt, sondern beispielsweise auch bei der Umwandlung von Militäranlagen in Industrie- oder Wohnraum.
«Auch eine kleine neue Straße durch eine Siedlung muss im Vorweg geplant werden», erläutert Jan Philipp Stephan, Baureferendar in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Hamburg. Der anspruchsvolle Beruf verlangt ein Hochschulstudium. In Kreisen der Stadtplaner kursieren die Namen der Universitäten Hamburg-Harburg, Kassel, Kaiserslautern, Dortmund und Berlin. Zehn Semester dauert es in der Regel bis zum Diplomabschluss.
Die Bauminister der Länder meinten Mitte 2005, dass eigentlich sechs Semester ausreichen würden. Dem widerspricht die Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) in Berlin und verlangt, die gegenwärtige Studiendauer beizubehalten. «Sie ist erforderlich, um die vielfältigen Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Bewältigung der komplexen Aufgaben in der Stadtplanung zu erlernen», sagt Geschäftsführer Rainer Bohne.
Der Besuch der Vorlesungen und Seminare während der fünf Jahre Regelstudienzeit allein reicht nicht. «Während des Studiums muss man aus eigenem Interesse Praktika machen. Sie helfen später bei der Jobsuche», weiß Stephan aus eigener Erfahrung. «Sehr zu empfehlen ist auch ein Praktikum schon vor der Entscheidung für den Beruf Stadtplaner, um einen Einblick in die Bandbreite der Arbeit zu bekommen.»
Die Aufgaben sind vielfältig: Unter die Kompetenz der Stadtplaner fällt alles, was mit Städte- und Landschaftsbau zu tun hat. «Einen hohen Stellenwert nimmt dabei neben den sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen der Umweltschutz ein», erläutert Stephan. So steht auch Ökologie auf dem Studienplan - und Architektur, denn praktisch jedes Projekt ist mit Bautätigkeiten gekoppelt. Pläne zeichnen und lesen gehört daher zum Handwerk. Gefragt ist auch Ideenreichtum. «Planung muss Experimentierfelder eröffnen», sagt Prof. Dieter Läpple von der Technischen Universität Hamburg-Harburg.
Dort besteht das Studium aus vier Semestern bis zum Vordiplom. Hinzu kommen zwei Semester Fachstudium (Abschluss mit Bachelor of Science) sowie vier Semester Vertiefung mit dem Diplom am Ende. Dabei sind drei Schwerpunkte möglich: Stadtstruktur und Gestaltung, Stadt, Umwelt, Infrastruktur sowie Projektmanagement und Projektentwicklung. «In Harburg sind derzeit fast 400 Studenten eingeschrieben, 60 von ihnen sind Erstsemester», sagt Rüdiger Bendlin von der Uni-Leitung.
Bohne weist auf die juristische Seite des Berufes hin: «Bebauungspläne haben Gesetzeskraft. Da muss alles entsprechend geprüft sein.» Fast die Hälfte der Stadtplaner arbeitet im öffentlichen Dienst. «Überwiegend in den Kommunen», so Bohne. Etwa gleich groß ist der Anteil der Freiberufler in Planungsbüros. «Zehn Prozent arbeiten im wissenschaftlichen Bereich, an Hochschulen oder Instituten.» Die Zahl der Stadtplaner schätzt der SRL-Geschäftsführer auf rund 8000. «Der Frauenanteil liegt bei 30 Prozent, er zeigt steigende Tendenz.»
Arbeit für Stadtplaner gebe es genug, so Bohne. Doch die schlechte Finanzlage der Kommunen wirke sich auf die Beschäftigung aus. Auch in privaten Planungsbüros fließen die Honorare aus der Gemeindekasse nur spärlich. «Schlecht sind die Aussichten im Norden und Osten, gut dagegen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.» In Bayern sei der Markt ausgeglichen.
Im öffentlichen Dienst können Berufseinsteiger je nach Bundesland mit einem Gehalt von 2000 bis 2500 Euro pro Monat rechnen, bei privaten Arbeitgebern mit etwas mehr. Gute Leute sind auch im Ausland gefragt - deutsche Stadtplaner arbeiten nämlich nicht nur an der Hafencity.