Silberkerzen sind elegante Herbstblüher mit Heilkraft
Bonn/dpa. - Wie Lichtflecken leuchten die Silberkerzen (Cimicifuga) aus den schattiger werdenden Ecken des Herbstgartens hervor. «Göttergebilde» nannte sie Karl Foerster, der Altmeister der Staudenzüchtung.
Ihn bestach ihre elegante Blüte und Gestalt. Dabei starteten die amerikanischen und fernöstlichen Silberkerzen auf ihrem Weg in die Gärten mit einem Handicap. Ihre Verwandte, die europäische Cimicifuga europaea, heißt im Volksmund Stinkendes Wanzenkraut. Holt sich ein Gärtner so etwas in den Garten?
Dabei war die Pflanze eigentlich nützlich. Mit ihr vertrieb man erfolgreich Wanzen - entsprechend roch sie aber auch. Im botanischen Namen, der sich aus cimex für Wanze und fuga für Flucht zusammensetzt, lässt sich das noch immer ablesen. Karl Foerster unterschied die sechs für den Garten wichtigen Arten nach ihren Blühmonaten in Juli-, August-, September- und Oktober-Silberkerze, ergänzt um September-Zwergsilberkerze und um Herzblatt- oder Lanzen-Silberkerze. Die meisten Gärtner halten es bis heute so. Nur die Botaniker haben die Silberkerzen den Christophskräutern zugeordnet: Botanisch korrekt heißen sie heute nicht mehr Cimicifuga, sondern Actaea.
Ihre größte Stärke spielen die Silberkerzen im September aus. Cimicifuga ramosa, die September-Silberkerzen, gelten als die schönsten und stattlichsten zugleich. Sie passen gut zu rosa oder weißen Herbstanemonen und dunkelblauem Eisenhut. Gerade in den eher als schwierig angesehenen, schattigen und kühlfeuchten Gartenpartien sind sie in ihrem Element. Die Art erreicht mühelos zwei Meter Höhe, wirkt aber trotzdem leicht und elegant durch ihr mehrfach geteiltes, frischgrünes Laub.
Die cremeweißen, bis 40 Zentimeter langen, dicht mit Blüten besetzten Trauben stehen wenig verzweigt und aufrecht darüber. Sie halten lange, oft bis weit in den Oktober hinein, duften süß und zeigen auch in verblühtem Zustand noch einen Abglanz ihrer Schönheit. Die Sorten wachsen mit 150 bis 175 Zentimetern etwas verhaltener. 'Atropurpurea' schmückt sich mit purpurgrünem Laub, zu dem die weißen Blütenkerzen in reizvollem Kontrast stehen. Das Laub von 'Brunette' schimmert in noch dunklerem Purpurbraun. Seltener findet sich die Sorte 'Pink Spike', die weiß-rosa Blüten mit sehr dunklem Laub kombiniert.
Rosa überhauchte Knospen, dunkle Stängel und leicht bräunlich getöntes Laub sind auch das Kennzeichen der Herzblatt-Silberkerze (Cimici-fuga cordifolia). Die großen Blätter, die mit ihrer Lappung ein wenig an wilden Wein erinnern, unterscheiden sie deutlich von Cimicifuga ramosa. Charakteristisch sind auch die lanzenförmig emporstrebenden Blütenstände, die ihr den Namen Lanzen-Silberkerze eingetragen haben. Ende September bis Anfang Oktober öffnet die Oktober-Silberkerze (Cimicifuga simplex) ihre Knospen an verzweigten, leicht überhängenden Rispen.
Meist erhalten Gärtner die Sorte 'White Pearl', die 130 bis 150 Zentimeter hoch wird. Ihr strahlendes Weiß vor bunten Blättern wirkt spektakulär. Doch die späte Blüte macht sie anfällig für Frühfrost.
Bereits vor den Herbstblühern steht die August-Silberkerze (Cimicifuga dahurica) in Blüte. Sie gilt in den Gärtnereien als Rarität, denn die Pflanzen sind zweihäusig: Es gibt also Exemplare mit weiblichen Blüten, die locker verteilt an wenig verzweigten Blütenständen sitzen, und es gibt männliche Exemplare. Sie sind die wahren Schönheiten mit schneeweißen Blüten an reich verzweigten Kandelabern.