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Senioren Senioren: Selbstbestimmt wohnen auch im Alter

Von Stephanie Hoenig 11.06.2001, 08:14

Hamburg/gms. - Wohnen im Alter wird angesichts der steigenden Zahl von Senioren ein immer wichtigeres Thema. «Bei der Diskussion wird aber oft nur an pflegebedürftige Menschen gedacht, für die spezielle barrierefreie Wohnungen geschaffen werden müssen» kritisiert der Experte Tobias Robischon von der Schrader-Stiftung in Darmstadt. Man müsse aber davon ausgehen, dass nur 25 Prozent der über 80-Jährigen im Sinne des Pflegegesetzes pflegebedürftig seien, weitere 25 Prozent nähmen gelegentliche Hilfe in Anspruch. 

Die überwiegende Mehrheit der Senioren möchte auch im Alter selbstständig bleiben. «Damit dies möglich ist, sollten sie sich schon frühzeitig mit dem Wohnen im Alter auseinander setzen», rät Renate Narten aus Hannover, die das Modellprogramm «Selbstbestimmt Wohnen im Alter» des Bundesseniorenministeriums wissenschaftlich begleitet. Denn ein Notfall trete meist plötzlich ein. Dann sei es gut, wenn man wisse, wie es weiter gehen solle. Adressen und Unterstützung bekomme man bei der Abteilung Altenhilfe der örtlichen Sozialämter. Hier könne man sich frühzeitig beraten lassen.

Die Möglichkeit, trotz zunehmenden Alters in der eigenen Wohnung zu bleiben, wird von vielen Senioren bevorzugt. «Wenn die Infrastruktur und die Lage der Wohnung stimmen, ist es oft möglich,in der vertrauten Umgebung zu bleiben», meint Robischon. Falls die Wohnung auf Grund geänderter Lebensumstände zu groß geworden sei,könne man überlegen, sie mit jemandem zu teilen. Als Alternative bietet es sich an, eine kleinere Wohnung im bisherigen Stadtteil zumieten. So lässt sich oft auch noch ein Teil der Miete sparen.

«Die eigene Wohnung auf die Bedürfnisse in der dritten Lebensphaseumzugestalten, ist heute Standard», meint auch Narten. Dabei helfen Zentren für Wohnraumberatung, die es in vielen Städten gibt. Eine altersgerechte Wohnungsanpassung muss zudem nicht immer teuer sein.«Oft reicht es aus, wenn Stolperfallen - etwa durch Verlängerungskabel - beseitigt werden», sagt Robischon. Geachtet werden sollte auch auf Bewegungsfreiheit. Manchmal sei es notwendig,die Wohnung zu entrümpeln.

Sind Baumaßnahmen für eine Wohnungsanpassung notwendig, lohnt es sich nach Angaben der Bundesgeschäftsstelle der LBS in Berlin, beiden zuständigen Ämtern und Behörden Zuschüsse zu beantragen. Denn in der Bundesrepublik würden aus unterschiedlichen Etats finanzielle Hilfen für die Förderung oder Übernahme von Wohnungsanpassungskosten bereitgestellt. Ziel sei es, dass sich keineswegs nur wohlhabendere ältere Menschen ihre Wohnung altersgerecht gestalten können.

Viele Senioren empfinden Alten- und Pflegeheime als wenigattraktiv. Um den Einzug in solch eine Einrichtung möglichst zuverhindern, bevorzuge man heute als Alternative so genanntes betreutes Wohnen oder Service-Wohnen, gemeinschaftliches Wohnen und Pflegewohngruppen, erläutert Narten.

«Das Wohnkonzept, das die Lücke zwischen selbstständigem Leben in einer nicht altersgerechten Wohnung und der Unterbringung in einem konventionellen Heim am besten schließt, ist das Service-Wohnen»,heißt es bei der LBS. Dabei leben die Senioren selbstständig in der eigenen Wohnung, können bei Bedarf jedoch Betreuungs- und Serviceleistungen verschiedenster Art abrufen.

«Beim betreuten Wohnen haben Bewohner oft falsche Vorstellungen darüber, welche Leistungen die Betreuungspauschale für Serviceleistungen enthält», warnt Narten. Einige wenige schwarze Schafe versuchten zudem zu verschleiern, welche Leistungen zu erwarten seien. Um spätere Unstimmigkeiten zu vermeiden, sollten deshalb die Leistungen im Vertrag genau aufgelistet werden.