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Schmuckdesign Schmuckdesign: Neue Form für Omas alten Ring

Von Katharina Klink 08.09.2004, 11:01

Halle/MZ. - Die Mode ist oft schuld, dass viele Erbstücke zwar in Ehren gehalten, aber nicht getragen werden. Eine Alternative zum bloßen Aufbewahren ist es, das Gold der Großmutter umarbeiten zu lassen. Schmuckdesigner und Goldschmiede machen aus "alten" Rohstoffen dann neue und individuelle Stücke.

"Zuerst beziffert der Goldschmied den historischen Wert des Stücks", sagt Hans-Jürgen Wiegleb, Präsident des Zentralverbands der Deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere. Denn manchmal rate der Fachmann zum Erhalt des Schmucks. "Stücke aus Gründerzeit und Art déco sind zudem oft sparsam mit Gold ausgestattet." Dann lohne sich der Aufwand der Wiedergewinnung kaum. Zu diesem Recycling schickt der Goldschmied das Stück zu einer Scheideanstalt, in der aus den Legierungen das Gold zurückgewonnen wird. "In der Regel bekommt der Kunde nicht genau dasselbe Gold, sondern Material in gleichem Wert zurück", sagt Wiegleb. "Es ist aber auch möglich, das eingeschickte Gold zu erhalten", sagt Christina Schon, Goldschmiedin und Schmuckdesignerin.

Die Scheideanstalten berechnen zwischen 15 und 20 Prozent des aktuellen Goldwertes für die Aufarbeitung. "Vor allem bei Schmuck aus den fünfziger Jahren, zum Beispiel breiten Goldarmketten, lohnt es sich." Die Teile bringen oft viel Material auf die Waage.

"Gemeinsam mit dem Kunden entsteht dann etwas Neues", sagt Designerin Schon. In überwiegendem Maße seien das Ringe. "Oft haben die Kunden auch ein Stück im Schaufenster als Anregung gesehen." Mit Ringmodellen und Steinen wird dann das neue Stück entwickelt. Wenn sie danach den Ring anfertigt, sei das Risiko für den Kunden gering: "Er muss den Ring nicht nehmen, wenn er ihm dann doch nicht gefällt", sagt Schon. Nur bei besonders außergewöhnlichen Stücken, die später schwer zu verkaufen sind, sei diese Vorleistung schwierig. Ähnlich geht auch Goldschmied Wiegleb vor: "Nach dem ersten Gespräch, zu dem einige Kunden auch Skizzen mit eigenen Ideen mitbringen, entsteht ein Modell aus Wachs." Auch am Computer könnten dreidimensionale Modelle entworfen werden. Der Kunde ist aber hier ebensowenig zum Kauf verpflichtet wie bei der Designerin Schon.

Dass sich Kunden umentscheiden können, wenn ihnen der Ring nicht gefällt, ist aber pure Kulanz der Handwerker. "Reklamiert werden kann nur bei Mängeln", so Gerlinde Waschke von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Neben dem Gold können auch Edelsteine aus alten Schmuckstücken wiederverwertet werden. "Ein Diamant lohnt sich eigentlich immer", sagt Verbandspräsident Wiegleb. Bei weniger harten Steinen kommt es auf ihren Zustand an. Vor allem Rubine, Smaragde und Safire würden erneut verarbeitet, müssten aber manchmal nachgeschliffen werden.

Vor dem Weg zum Schmuckdesigner sollte der Schmuck aus Omas Schatulle sorgfältig ausgesucht werden: "Wenn es zu den Erbstücken große Geschichten gibt, ist die Realität beim Fachmann manchmal enttäuschend", sagt Wiegleb. Der reale Wert der Ringe und Ketten ist dann geringer als gedacht.