Graal-Müritz Graal-Müritz: Im Blütenrausch
Graal-Müritz/MZ. - Viereinhalb Hektar groß und auf Wellenschlaglänge am Meer gelegen, ist diese Anlage europaweit einzigartig. Bis in sechs Meter Höhe wachsen die über 2 500 Sträucher, die von Mai bis weit in den Sommer ihre Blütenpracht zeigen. Überall leuchtet es in dieser Zeit rot, gelb, lila und orange in dem vor mehr als 50 Jahren angelegten Park, der inzwischen unter Denkmalschutz steht. Kein Wunder, dass er alljährlich Pilgerort für unzählige Gartenfreunde aus nah und fern ist.
Die Rhododendronkönigin führt mehrmals in der Woche Interessierte durch den Park erzählt Wissenswertes rund um die imposanten Blühgewächse. Bis in den Juli hinein wird zudem gefeiert mit Konzerten, Comedy und Theater. Die diesjährige Parkfestsaison endet am 19. Juli mit einer feurigen Salsa-Nacht.
Das kleine Graal-Müritz ist immer noch fast so etwas wie ein Geheimtipp für Ostseeliebhaber, die es etwas ruhiger mögen. Der reizvolle Ort mit seinen typischen Reetdachhäusern kann zudem mit einer weiteren Besonderheit punkten: Als einziger in Deutschland beherbergt er ein Moor, das direkt ans Meer grenzt.
So bietet nicht nur der fünf Kilometer lange und bis zu vierzig Meter breite Sandstrand, sondern auch die Rostocker Heide mit 12 000 Hektar Wald und das Ribnitz-Müritzer Hochmoor reichlich Platz für Urlauber, die sich auf ihre ganz eigene Weise erholen wollen. Aktiv bei Wanderungen und allerlei Sport oder bewusst geruhsam abseits. Und wenn der deutsche Sommer es mal wieder nicht so gut meint, lässt sich im großen Freizeitbad "Aquadrom" auch ein kühler Regentag in wohlig gewärmten Meereswasser-Becken, in der Sauna oder bei Wellness-Anwendungen gut überstehen.
Vor rund 120 Jahren entdeckte der herzogliche Leibarzt Dr. Carl von Mettenheimer die heilsame Wirkung des im Dreiklang von Meer, Wald und Moor erzeugten Bioklimas des heutigen anerkannten Seeheilbades. Vorzüge, die schon Blaublüter und so manche Promis anzogen. So ließen sich hier einst die Mecklenburger Großherzöge und Fürsten zur Sommerfrische nieder. Das Jagdschloss Gelbensande nahe der Rostocker Heide war eine dieser Sommer-Residenzen der Großherzöge von Mecklenburg-Vorpommern und gibt heute als kleines Museum einen Einblick, wie es in den hochadeligen Familien so zuging, wenn sie im Urlaub weilten.
Später kamen bevorzugt berühmte Autoren in den Ort, der zudem als Tor zur besonders bei Künstlern beliebten Halbinsel Darß gilt. Erich Kästner war als Kind hier und erinnerte später in "Emil und die drei Zwillinge" an diesen abenteuerlichen Sommer in Graal-Müritz. Familienferien zwischen Meer und Moor schilderte auch Hans Fallada in seinem Erinnerungsbuch "Damals bei uns daheim". Andere erlebten hier die große Liebe: Franz Kafka lernte hier 1923 seine Herzensdame Dora Diamant kennen, Kurt Tucholsky verbrachte seine Flitterwochen in einer Pension, die heute das Heimatmuseum beherbergt.