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Belgien Belgien: Zaubern mit Buchsbaum im Parc des Topiaires

Von KARSTEN-THILO RAAB 26.05.2011, 17:54

Halle (Saale)/MZ. - Durbuy ist eine Stadt der Superlative. Nur 400 Einwohner zählt das malerische Fleckchen in Südbelgien. Dennoch wurden dem Örtchen in den Ardennen bereits im Jahre 1331 die Stadtrechte verliehen. Damit darf sich Durbuy rühmen, neben Hum in Kroatien die kleinste Stadt der Welt zu sein. Und in dieser befindet sich mit dem Parc des Topiaires der größte Formgarten der Welt. Auf 10 000 Quadratmetern fallen hier mehr als 250 pflanzliche Kunstwerke ins Auge und lassen die prächtigen Gärten am Ufer der Ourthe zu einem Freilichtmuseum mit Parkcharakter avancieren. Nahezu die ganze Anlage besteht aus Buchsbaumhecken und -gewächsen, die von ihrer Form überwiegend an Menschen oder Tiere erinnern. Dazwischen lockern Rasenflächen, vereinzelte Bäume und von kleinen Hecken gesäumte Wege das Areal im Schatten des Chateau d'Ursel auf.

Der Parc des Topiaires ist das Lebenswerk von Albert Navez. Vor rund zweieinhalb Jahrzehnten begann er mit der Arbeit. Rund 15 Jahre intensiver Pflege sollten ins Land gehen, ehe das Gros der Pflanzen die gewünschte Form hatte. "Alles, was ich benötige, sind etwas Draht und ein paar Bambuszweige. Daraus forme ich die Umrisse der geplanten Figur", so der Gartenbaukünstler.

Einige der Pflanzen im Parc des Topiaires sind mehr als 120 Jahre alt. Zwei Gärtner sorgen ganzjährig mit Heckenscheren dafür, dass die grünen Kunstwerke in Form bleiben. Besonders beeindruckend sind eine badende Dame und die zwei fraulichen Figuren, die so wie Navez sie geschaffen hat, ein Sonnenbad nehmen. Wobei eine ob ihrer üppigen Oberweite das pflanzliche Abbild von Pamela Anderson darstellen soll. Zudem zieren ein betender Mann, Springpferde mit Jockeys im Sattel, Schildkröten, Bären, Eichhörnchen, Schwäne und Pfauen, aber auch Kaffeetassen, Gießkannen, ein Riesenherz sowie ein vier Meter hoher Elefant einige der insgesamt 39 verschiedenen Pflanzbereiche.

Da wird eine Katze, von einer Meute Hunde, die die skurrilsten Haltungen annehmen, aufgeschreckt. Da geht Manneken Pis in einer Ecke des Gartens dem gleichen Zeitvertreib wie sein berühmter Zwillingsbruder in Brüssel nach und ist mit 58 Zentimetern Höhe exakt so groß wie dieser. Allerdings ist der Knabe in Durbuy ganz aus Buchsbaum, sieht man einmal von einer kleinen Wasserleitung unterhalb des Bauchnabels ab.

Im äußersten Winkel des Parkes rekelt sich eine kleine Meerjungfrau verführerisch am Ufer des Teiches. Besonderer Blickfang des mit Seerosen bestückten Gewässers ist eine 2,5 Tonnen schwere spanische Tonvase, die als sprudelnder Brunnen dient. Am Ufer unternehmen zwei Paddler im Boot ihre Trockenübungen, während - nur durch einen Weg und zwei Buchsbaumhecken getrennt - zwei Krokodile auf vermeintliche Beute zu lauern scheinen. Am Ausgang warten "Die Freunde von Jeanne Calment". Das Pärchen auf der gepflanzten Parkbank erhielt seinen Namen in Anlehnung an Frankreichs älteste Frau, die 120 Jahre wurde. Freundlich winkend, scheinen die beiden Greise leise "Au revoir!" zu sagen, wohl wissend, dass viele Besucher nun darüber nachdenken, wie sie ihrem Garten ebenfalls etwas Kunstvolles verleihen können.