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Privatdetektive Privatdetektive: Profis arbeiten nicht ganz wie im Krimi

01.08.2002, 09:21
TV-Detektiv Joseph Matula (Claus Theo Gärtner)
TV-Detektiv Joseph Matula (Claus Theo Gärtner) dpa

Berlin/Meckenheim/dpa. - Nach Zahlen des Bundesverbandes Deutscher Detektive (BDD) inMeckenheim bei Bonn kommen die Aufträge inzwischen zu 60 Prozent ausder Wirtschaft. Andere ziehen diese Angaben freilich in Zweifel:«Viele in der Branche stellen sich gern als Wirtschaftsdetektive dar,die für große Unternehmen arbeiten. Damit hofft man, vom Image desSchnüfflers wegzukommen», sagt Sigurd Feineis, Geschäftsführer desmit dem BDD konkurrierenden Bundes Internationaler Detektive (BID) inWürzburg. «In Wirklichkeit spielen private Auftraggeber schon nocheine wichtige Rolle. Wer eifersüchtig ist, will nun einmal Klarheit.»

Die wachsende Anzahl von Scheidungen hat den Ermittlern auch neueAufträge eingebracht. Immer öfter soll zum Beispiel geklärt werden,ob nicht einer der ehemaligen Ehepartner entgegen seinen Angabenwieder in einem eheähnlichen Verhältnis lebt oder einer geregeltenArbeit nachgeht. Auch die Frage des Zugewinnausgleichs im Zuge einerScheidung lässt vor allem Frauen Hilfe bei Privatdetektiven suchen.«Die haben ja oft gar keine Ahnung, was für Geschäfte ihr Mann sotreibt», sagt Günter Lehmann von der Detektei Grützmacher in Berlin.Um das zu ermitteln, müssen dann Grundbücher und Handelsregistergewälzt werden. Unter Umständen ist auch eine Beschattung nötig. Diemanchmal monatelangen Recherchen kosten schnell mehrere 1000 Euro.

Die Ermittler werden aktiv, um Erben oder Schuldner zu finden.Auch Kriminalfälle, von denen die Polizei nichts erfahren soll - wiebei Diebstählen innerhalb der Familie -, zählen zu den Aufträgen. Dietypische Konstellation aus den «Ein Fall für zwei»-Krimis ist ebensonicht völlig aus der Luft gegriffen: Ein Beschuldigter lässt seinenRechtsanwalt einen Privatdetektiv anheuern, der Beweise zu seinerEntlastung finden soll.

Manchmal werden die Ermittler auch mit unlauteren Anfragenkonfrontiert: «Wenn uns ein Zuhälter dazu missbrauchen will, einesseiner Mädchen wiederzufinden, weigern wir uns», sagt Lehmann. AlsIndiz für solche Prinzipientreue darf die Mitgliedschaft in einem derDetektiv-Verbände gelten. Aufgeklärt werden müssen auch Kunden, dieannehmen, der Ermittler könne nach Belieben Telefonate abhören undÜberwachungskameras installieren. Sonderrechte haben Detektive nicht.Das heißt aber umgekehrt auch, dass sie keiner besonderen staatlichenAufsicht unterliegen, sagt Thilo Weichert, stellvertretenderDatenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein in Kiel.

Wer selbst ins Visier eines Detektivs gerät und dadurch Nachteilebefürchtet, sollte die Umstände der Überwachung genau prüfen lassen.Illegal beschaffte Beweise haben vor Gericht keinen Bestand. DerVerwaltungsgerichtshof Mannheim etwa entschied, dass ohne Wissen desBetreffenden keine Speichelprobe von einem Glas für eine DNA-Analysegenommen werden darf (Az.: PL 15 S 2838/99). Allerdings ist esArbeitgebern erlaubt, durch Detektive prüfen zu lassen, obkrankgeschriebene Mitarbeiter tatsächlich zu Hause im Bett liegen.Unter Umständen müssen diese sogar die Recherchekosten ersetzen.