Online-Enzyklopädie Online-Enzyklopädie: Wikipedia feiert zehnjähriges Bestehen

Berlin/dpa. - Wikipedia feiert sein zehnjähriges Bestehen. Am 15. Januar 2001 ging die erste eigene Website der Online-Enzyklopädie ans Netz. In 111 Ländern seien rund 350 Partys geplant, teilte der deutsche Förderverein Wikimedia mit. In Deutschland gibt es knapp 20 Treffen. Eine Auflistung aller Veranstaltungen haben die Aktivisten auf ihre Website gestellt.
So fing alles an
Die Anfänge des deutschsprachigen Online-Lexikons Wikipedia waren eher bescheiden. „Die Nordsee ist ein Mehr, ein teil der Atlant, zwischen Großbritannien, Skandinavien, und Friesland“, hieß es beispielsweise 2001 in einer frühen Version des Artikels zur Nordsee.
Inzwischen ist das Web-Nachschlagewerk hoch professionell, nichtnur bei N wie Nordsee. Es verrät etwa auch, dass PeptidoglycaneKonjugate von Polysacchariden mit Peptiden sind. Sie geben Zellwändenvon Bakterien ihre Festigkeit. Aufgeschrieben im Artikel Naturstoffehat das Kai Oesterreich, ein erfahrener Wikipedianer.
„Damals ist Wikipedia wirklich als primitives Projektgestartet“, sagt Oesterreich, promovierter Chemiker und ehrenamtlich in der Chemie-Redaktion von Wikipedia tätig. Er hat seit 2004 knapp 4000 Wikipedia-Artikel ergänzt und gut 100 neue geschrieben. Er gehört damit zum Kern der wenigen Tausend Wikipedia-Benutzer, die regelmäßig viele Stunden Arbeit in die Enzyklopädie investieren. „Meine ersten Artikel hätten heute keine Chance mehr, sie würden sofort gelöscht“, sagt Oesterreich. Denn mittlerweile wird ein großes Vorwissen vorausgesetzt.
Mentorenprogramm für Wiki-Neulinge
Dabei ist Wikipedia nur so gut wie ihre Helfer - Neulinge sindalso immer erwünscht. „Um diesen Widerspruch aufzulösen, wurde dasMentorenprogramm gegründet“, erzählt Wikipedianer Oesterreich. Er isteiner der gewählten Mentoren und begleitet Anfänger, die sich Hilfebeim Verfassen von Artikeln wünschen.
„Eines der Hauptprobleme“, sagt Oesterreich, „ist die Vorstellungdarüber, was relevant für Wikipedia ist.“ Viele Neulinge meldetensich an und schrieben über den örtlichen Fußballverein oder dasjährliche Schützenfest. „Wenn sie dann sehen, dass ihre Arbeitgelöscht wird, sind sie frustriert.“
Und es gibt noch mehr falsche Annahmen: „Viele denken, Wikipedia brauche nur geschriebenes Fachwissen“, sagt Oesterreich.Die Aufgaben seien weitaus vielfältiger. „Ein bisschen wie in einemgroßen Medienhaus haben auch wir unsere Spezialisierungen.“
Bei Wikipedia wird nicht nur geschrieben
So gebe es beispielsweise für Fotografen die Herausforderung,Artikel in Wikipedia zu bebildern - der alpenländische KraftsportFingerhakeln etwa ist noch ohne Foto. Rechtschreibexperten seien fürdas Mitmach-Lexikon genauso gesucht wie Fachleute für Urheberrecht.Denn wer weiß schon, dass es verboten ist, Nachtaufnahmen vombeleuchteten Eiffelturm in Frankreich zu veröffentlichen?
Gesucht werden auch Übersetzer, Experten für Lautschrift,Landkarten oder Programmierung - ja sogar Helfer, die ausgewählteArtikel für Blinde einsprechen. Es gibt viel zu tun.
Für alle Anfänger gibt es bei Wikipedia die „Spielwiese“ - aufihr wird die Probearbeit regelmäßig „gemäht“. Wer dann etwas sichererist, legt los - vielleicht betreut von einem der 100 Mentoren wie KaiOesterreich. „Ich kann nur jeden ermutigen. Und wir brauchen ständigUnterstützung“, sagt er. Denn die Artikel reichen von AAAA (Baugrößevon Batterien) bis ZZZ (Zentralkomitee der Zünfte Zürich) -vollständig sei Wikipedia aber längst nicht. Und den Beitrag zurNordsee haben Hunderte Nutzer seit 2001 rund 1100 Mal geändert.