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Nebenkostenabrechnungen Nebenkostenabrechnungen: Energiepass im Praxis-Test

Von Nicola Wanner 25.05.2004, 11:41

Frankfurt/Main/dpa. - Das kann sich mit der bundesweiten Einführung eines Energiepasses nach Europäischen Recht jedoch ändern. Damit soll der Verbrauch transparenter werden. Ein Prototyp des bundeseinheitlichen Passes wird seit kurzem im Rhein-Main-Gebiet getestet.

Nach einer europäischen Richtlinie ist der Energiepass von 2006 an beim Abschluss von Kauf- und Mietverträgen für Wohn-, Büro- und öffentliche Gebäude Pflicht. Er ist eine Art Zeugnis: Käufer und Mieter sollen darin ablesen können, ob ein Haus die Wärme gut verwertet oder ob es Energie frisst. Die Deutsche Energie-Agentur (DENA) in Berlin hat Prototypen eines Passes entwickelt und testet sie bis Ende dieses Jahres bundesweit. In Hessen sind Frankfurt und Offenbach gerade in den Feldversuch gezogen. Die Städte suchen 200 Hausbesitzer aus der Region, die ihr Heim unter die Lupe nehmen lassen wollen.

Rund 35 Berater sollen nach Angaben des Energiereferats der Stadt Frankfurt den Energie-Bedarf der Häuser feststellen. Dazu begutachten sie Wände, Dächer, Fenster und Heizungen. Die Daten werden von Computerprogrammen ausgewertet. Dann erhält das Haus eine Note von «A» bis «I».

Zugleich geben die Berater Tipps, wie sich Energie sparen lässt, welche Umbauten notwendig sind und was das kostet. «Die Beratung ist das wesentliche an dem Projekt», sagt der Leiter des Energiereferats, Werner Neumann. Durch die Modernisierung könnten Eigentümer in eine höhere Energieklasse aufsteigen, zum Beispiel von Klasse «D» in Klasse «B». Zudem könnte so der Ausstoß von Kohlendioxid gesenkt werden, und zwar um bis zu 50 Prozent, fügt Neumann hinzu. Das könne sich aber über 20 bis 30 Jahre hinziehen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bewertet den Pass grundsätzlich positiv, weil er ein Anreiz ist, Energie zu sparen. «Der Pass ist aber kein Automatismus», schränkt der Sprecher des Arbeitskreises Energie, Klaus Traube, ein. Deshalb verlangt der BUND, dass die Anforderungen an Eigentümer schärfer werden. Es müsse zum Beispiel sichergestellt werden, dass ein Haus nach einer Modernisierung mindestens eine Energieklasse besser eingestuft werde.

Der hessische Mieterbund erhofft sich durch den Energiepass mehr Transparenz. «Der Mieter hat eine bessere Entscheidungsgrundlage, wenn er weiß, wie hoch der Energiebedarf ist», sagt Geschäftsführer Jost Hemming. Bislang wüssten viele erst im Nachhinein, welche Kosten entstanden sind.

Der Dietzenbacher Hausbesitzer Guido Kaupat setzt vor allem auf die Beratung. Er will sein vor drei Jahren gebautes Heim zum Energie- Check anmelden. Das Reihenhaus ist zwar schon ein Niedrigenergiehaus, aber er vermutet trotzdem noch Sparpotenzial. «Ich will wissen, ob es zu meinen Fenstern eine Alternative gibt», sagt Kaupat. Er hat von speziellem Wärmedämmglas gehört. «Aber die Frage ist, ob sich das rechnet.»

Den Energiepass und die Beratung gibt es allerdings nicht kostenlos. 125 Euro zahlt ein Hausbesitzer für eine einfachere Version. Eine eingehende Analyse eine Einfamilienhauses kostet dagegen 550 Euro. Das fördert das Wirtschaftsministerium mit 300 Euro.