Mode Mode: Saison 2004 mixt viele Trends
Berlin/Hamburg/dpa. - Modebewusste Frauen sollten im kommenden Sommer über DJ-Fähigkeiten verfügen: Wie in der Musik ist auch in der Mode ein wildes Mischen angesagt - aus den Stilen mehrerer Jahrzehnte werden die verschiedensten Einzelteile herausgepickt und frisch gemixt. Mit Revival oder Retrolook hat das jedoch nichts zu tun, so Elke Giese, Trendexpertin des Deutschen Mode-Instituts in Berlin. Vielmehr werde etwas Modernes geschaffen. «Remix» und «Sampling» sind für sie - wie in der Musik - die Schlagwörter der Saison: «Aus Altem entsteht etwas Neues».
Glockenröcke und Caprihosen, Polohemden und U-Boot-Ausschnitte, Blumenkleider und ultrakurze Shorts: Die Zutaten für den bunten Modecocktail stammen aus den fünfziger, den sechziger, den siebziger und den achtziger Jahren. Und manches erinnert auch an die wilden Zwanziger - etwa der weich fließende Lagenlook bei den Kleidern aus Karl Lagerfelds Chanel-Kollektion «Tweed-Chic & Rock'n'Roll» oder auch die flatternden Kreationen der US-Designerin Donna Karan.
Nur die Sachen aus dem vergangenen Sommer sollten besser im Schrank bleiben: Mit bulligen Cargohosen und heruntergewaschenen Baumwollstoffen sind modisch keine Punkte mehr zu machen. «Es ist tatsächlich ein komplett anderes Bild als im vergangenen Sommer», sagt Elke Giese. Alles sei strahlender und farbiger - «wie in einem japanischen Manga-Comic».
Türkis, Orange und Pink bis hin zu Neontönen gehören zu den aktuellen Favoriten der Designer. Von einem «scharfen Gelb» spricht Alexandra Boes vom Unternehmen René Lezard aus Schwarzach (Bayern). Begleitet werden die knalligen Farben von viel Weiß, gelegentlich auch von Naturtönen - so etwa beim französischen Modehaus Louis Vuitton, bei dem wasserblaue Oberteile auf beigefarbene Hosen und Röcke treffen. «Die Knallfarben werden einfach in kleinen Akzenten eingesetzt», rät Elke Giese allen, denen der Mut zu ganz bunten Outfits fehlt. Hingucker können zum Beispiel bunte Flipflops, aber auch ein Gürtel oder ein Oberteil sein.
Neben den frischen Farben zählt die «Feminisierung» zu den übergreifenden Trends der kommenden Monate. Selbst vor der Sportswear macht sie nicht halt. Der sportliche Look aus dem vergangenen Sommer erlebt dieses Jahr laut Elke Giese eine Erotisierung. Sprich: Sport und Glamour werden miteinander vereint. Bei René Lezard kommen beispielsweise zu weiten Hosen enge Wickelshirts. Glitzernde Paillettentops machen die bequemen Beinkleider sogar abendfein. Und glänzende Stoffe veredeln leger geschnittene Hosenanzüge.
Im Zuge der weiblicher gewordenen Mode wird zudem statt auf gewollt gebraucht wirkende Looks auf den so genannten «Clean Chic» gesetzt. Typisch dafür sind laut Alexandra Boes unter anderem Blusen, ganz in weiß oder auch mit Tupfen. Diese verdanken ihr Comeback vor allem der neuen Lust der Designer an den fünfziger Jahren, die auch ein Wiedersehen mit Glockenröcken, Caprihosen und eleganten Kleidern beschert - beispielsweise in der Sommerkollektion des Modehauses Rena Lange in München, die von Kostümen und Etuikleidern in Pastellfarben beherrscht wird.
Anders als vor einem halben Jahrhundert werden die adretten Silhouetten dieses Mal jedoch nicht mit ebensolchen Mustern und Farben versehen. Stattdessen wird oft wild gemischt - so paaren sich etwa bei Chanel geradlinige Karos auf dem Rock mit großformatigen Blüten auf dem Oberteil.
Um perfekt in einem der modernisierten Fünfziger-Jahre-Outfits zur Cocktailparty zu gehen, sind laut Susan Wolf, Leiterin des Hennes&Mauritz-Showrooms in Hamburg, nur einige wenige Basisstücke nötig: «Ein mit Tüll unterlegter Glockenrock gehört auf jeden Fall dazu», so Wolf. Dazu kommen oben eine Bluse oder auch ein Pullover mit U-Boot-Ausschnitt und unten unbedingt ein paar Ballerinas. Die sportlichere Alternative sind Caprihosen oder auch hochgekrempelte Röhrenjeans, die mit Stoffturnschuhen ergänzt werden.
Je wärmer es wird, desto wichtiger werden außerdem Kleider. Sie zählen nach Einschätzung der Experten zu den absoluten Hauptdarstellern. Die Bandbreite an Stilen ist dabei groß. Während Strenesse-Designerin Gabriele Strehle beispielsweise auf verspielte Blümchenkleider setzt, finden sich in der Emporio-Armani-Kollektion des italienischen Modeschöpfers Giorgio Armani in erster Linie schnörkellose Exemplare im Marine- und Turnerstil. Neben maritimen Ringeln in Weiß, Dunkelblau und Rot tauchen aber auch grafische Muster im Stil der sechziger Jahre auf. Diese Epoche spielt nach Angaben von Susan Wolf vor allem im späteren Verlauf des Sommers eine wichtige Rolle - ebenso wie großformatige Hawaii-Blütenmuster.
Zu den wichtigsten Materialien zählen laut Elke Giese kühle Baumwolle, transparente Stoffe, Stretch, Jersey und das aus der Sportswear übernommene Neopren. Die Firma Comma aus Rottendorf (Bayern) etwa fertigt aus dem robusten Stoff, der in dickeren Qualitäten Taucher und Surfer vor Kälte und Nässe schützt, Blazer, Hosen und sogar Kostüme.
Um einiges legerer geht es in der Herrenmode zu: «Der Sommer bleibt noch eher informell», sagt Moritz von Bülow, Veranstalter der Herrenmode-Messe «Munich Fashion Fair» in München. Männer dürfen weiter Cargo-Hosen tragen, und auch die bereits im vergangenen Sommer populären Streifenhemden sind weiterhin aktuell. Die Schnitte fallen lässig, aber dennoch schmal und körperbetont aus. Farblich zählen Rot, Orange, Blau und Grün zu den Favoriten. Bei Strenesse beispielsweise werden die Herren aber auch in fliederfarbene Oberteile gewandet - genügend Modemut vorausgesetzt.