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Masseur Masseur: Zur Heilung und fürs Wohlbefinden

12.06.2006, 08:50
Medizinisches Wissen gefragt: Selbst bei Wohlfühlmassagen stoßen Masseure immer wieder auf Krankheiten. (Foto: dpa)
Medizinisches Wissen gefragt: Selbst bei Wohlfühlmassagen stoßen Masseure immer wieder auf Krankheiten. (Foto: dpa) Kempinski

Bonn/dpa. - Dabei gehtes nicht nur um das Wohlbefinden. Oftmals ist die Massage Teil einer medizinischen Behandlung. «Der Masseur ist im Grunde die kleinereAusbildung zum Krankengymnasten oder Physiotherapeuten.» Wenigeranspruchsvoll und abwechslungsreich ist sie dennoch nicht.

«Neben der klassischen Massagetherapie mit Ganzkörpermassagen undTeilmassagen, müssen Masseure auch Techniken wie Streichen, Reiben,Kneten, Klopfen und Erschüttern beherrschen», beschreibt Udo Fennervom Verband Physikalische Therapie (VPT) in Hamburg dasAufgabengebiet. Hinzu kommen Spezialtechniken wie Bindegewebs- undReflexzonenmassagen. Außerdem verabreichen Masseure medizinischeBäder mit natürlichen und chemischen Zusätzen. Denn nach derzweieinhalbjährigen Ausbildung und einer erfolgreichen staatlichenPrüfung sind Masseure auch medizinische Bademeister.

«Die Ausbildung erfolgt an staatlichen oder staatlich anerkanntenBerufsfachschulen, die häufig an Krankenhäuser angeschlossen sind»,erklärt VDB-Geschäftsführer Stehr. Sie gliedert sich in zwei Jahretheoretischen und praktischen Unterricht, der mit einer Prüfungabgeschlossen wird. Darauf folgt ein sechsmonatigesAnerkennungspraktikum in einem Krankenhaus, einer Rehaklinik, einemWellness-Hotel oder bei einem selbstständigen Masseur.

Formale Voraussetzungen sind ein Hauptschulabschluss und einMindestalter von 16 Jahren. Im Gegensatz dazu sind für die Ausbildungzum Physiotherapeuten der Realschulabschluss und das vollendete 17.Lebensjahr erforderlich. Hinzu kommen persönliche Voraussetzungen:«Man muss die Menschen lieben», sagt Karin Schneider, die seit mehrals 20 Jahren an einer Wiesbadener Klinik als Masseurin arbeitet.«Ich habe mich früher schnell geekelt, aber bei der Arbeit hat es mirvon Anfang an kaum etwas ausgemacht, wildfremde Menschen anzufassen.»Oft seien Masseure mit großem menschlichen Leid konfrontiert.

Nicht zu unterschätzen sind laut Fenner die medizinischenAnforderungen. «Selbst bei Wohlfühlmassagen erkennen viele MasseureKrankheiten.» Auf dem Stundenplan angehender Masseure stehenAnatomie, Physiologie, allgemeine uns spezielle Krankheitslehre,angewandte Physik und Biomechanik, Elektro-, Licht- undStrahlentherapie, sowie Hydro-, Thermo- und Inhalationstherapie.

Obwohl der Beruf des Masseurs und insbesondere des medizinischenBademeisters vergleichsweise unbekannt ist, hat er nach Ansicht vonFenner Zukunft. «Es gibt ja mittlerweile immer mehr Einsatzorte, wieWellness-Hotels, Kurkliniken und Fitness-Studios, oder man kann inUnternehmen gehen, die ihren Mitarbeiter Massagen anbieten.»Voraussetzung ist allerdings - wie in fast allen anderen Berufen auch- dass sich Masseure ständig weiterbilden. «Man darf sich nichtallein auf die Behandlungen verlassen, die die gesetzlichenKrankenkassen übernehmen.» Stattdessen sei es erforderlich, sich einzweites Standbein zu schaffen.

Karin Schneider etwa hat eine Zusatzqualifikation fürFußreflexzonenmassage erworben und sich vor einigen Jahren zurPhysiotherapeutin ausbilden lassen, obwohl sie noch immer in dergleichen Klinik arbeitet. «Ich wollte einfach eine Veränderung undnoch vielseitiger arbeiten», sagt die 42-Jährige. Ein Schritt, densie als Bereicherung empfindet und den die Experten begrüßen. «Esmuss gar nicht unbedingt die zweite Ausbildung zum Physiotherapeutensein, sondern kann auch jede andere Spezialisierung sein», sagtFenner. Denn besonders selbstständige Masseure müssten sich in einemharten Markt behaupten. Aber es sei ein Markt mit vielen Chancen.