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Leistungsangebote Leistungsangebote: Schutz durch Zusatzversicherungen

Von Sebastian Knoppik 31.03.2004, 13:07
Eine private Auslandskrankenversicherung ist unerlässlich. (Foto: dpa)
Eine private Auslandskrankenversicherung ist unerlässlich. (Foto: dpa) Techniker Krankenkasse

Köln/Stuttgart/dpa. - Wer auf die eine oder andere Leistung nicht verzichten möchte, kann eine Zusatzversicherung bei einer privaten Krankenversicherung buchen. Doch nicht alle Angebote sind sinnvoll.

Peter Grieble, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart, bezweifelt den Nutzen von Krankenzusatzversicherungen: «Es handelt sich um eine reine Luxusversicherung. Wer schon alle Versicherungen hat, kann auch noch eine Krankenzusatzversicherung abschließen», meint der Verbraucherschützer.

Kritisch sieht Grieble etwa die Chefarzt-Behandlung: Wirklich schwierige Behandlungen würden erfahrungsgemäß ohnehin vom leitenden Arzt vorgenommen. «Und bei Routine-Behandlungen ist man meist beim Assistenzarzt besser aufgehoben», erklärt Grieble.

Unerlässlich bei Reisen ins Ausland ist nach Angaben des Verbraucherschützers allerdings eine private Auslandskrankenversicherung: «Die kann man aber für einen geringen Jahresbeitrag als Einzelversicherung abschließen.» Zusatzversicherungen gibt es für die verschiedensten Leistungen: Von der Versicherung für den Zweibettzimmerzuschlag im Krankenhaus über die Auslandsreisekrankenversicherung bis hin zur Erstattung von Zuzahlungen für Brillen oder Zahnersatz.

Die Tarife sind sehr unterschiedlich: Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest liegt der günstigste Tarif für einen 33-jährigen Mann bei 5 Euro im Monat. Je nach Leistungsumfang kann die Zusatzversicherung demnach jedoch auch bis zu 38 Euro betragen.

Dabei werden häufig Kombinationen aus ganz verschiedenen Leistungen angeboten. Von solchen «Rundum-Sorglos-Paketen» rät Stefan Etgeton, Gesundheitsreferent beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin, allerdings ab: «Hier sollte man genau darauf achten, ob man diese Versicherungen auch wirklich braucht.»

Seit Anfang des Jahres gibt es eine besondere Form der Zusatzversicherung: Die Gesundheitsreform ermöglicht es den gesetzlichen Krankenkassen, in Zusammenarbeit mit privaten Versicherungsunternehmen Zusatzversicherungen anzubieten. Diese Extrapolicen sind meist günstiger als die direkt von den Privatversicherungen angebotenen. Grund sind günstige Gruppentarife, die die Krankenkassen für ihre Versicherten aushandeln können.

Ein weiterer Vorteil der Zusatzversicherung über die gesetzliche Kasse: Hier haben auch Menschen eine Chance, die sonst wegen ihres Alters oder wegen bestehender Vorerkrankungen von den privaten Krankenversicherungen nicht mehr aufgenommen werden: «Für Allergiker, Rückenkranke oder auch nur Leute über 35 ist es schwer und teuer auf normalem Weg an Zusatzversicherungen zu kommen. Einige Kassen konnten günstigere Aufnahmebedingungen aushandeln, aber längst nicht alle», erläutert Etgeton.

Das bestätigt auch Christian Weber, Geschäftsführer des Verbandes der Privaten Krankenversicherungen (PKV) in Köln: «Nur in einigen seltenen Fällen gilt die Altersgrenze nicht. Das hängt vom jeweiligen Kooperationsvertrag ab.» Weber beurteilt die Zusatzversicherung über die Kasse skeptisch: «Der Versicherte ist gut beraten, sich auf dem freien Markt umzuschauen und sich nicht nur auf die Empfehlung seiner Kasse zu verlassen», sagt der Branchenvertreter.

Die neuen Zusatzversicherungen haben zudem einen eindeutigen Nachteil: «Bei einem Wechsel der Krankenkasse verliert man seine Sonderkonditionen und muss dann den Normaltarif zahlen. Dann ist natürlich fraglich, ob zu diesen Konditionen die Police noch die beste Wahl gewesen wäre», erklärt Gesundheitsexperte Etgeton.

Ob über eine gesetzliche Krankenversicherung oder direkt bei einem Versicherungsunternehmen: Wer sich dazu entschlossen hat, eine Krankenzusatzversicherung abzuschließen, sollte sich die Vertragsbedingungen genau anschauen, so Verbraucherschützer Grieble: «Wichtig ist neben der Prämienhöhe vor allem die Leistungsbegrenzung. Auch die Prämienerhöhungen in der Vergangenheit sollte man sich anschauen.»

Eine Zusatzversicherung allerdings ist vom kommenden Jahr an für alle gesetzlich Versicherten notwendig - dann muss jeder die Kosten für Zahnersatz selbst versichern: Entweder über einen Extra-Beitrag bei der gesetzlichen Krankenkasse oder über eine Zusatzversicherung bei einem privaten Versicherungsunternehmen.