«Lauchstedter Gaststuben» «Lauchstedter Gaststuben»: Tafeln wie Goethe
Halle (Saale)/MZ. - Platziert unter der Rubrik ",Aus unseren Töpfen und Pfannen", direkt nach den Scheibchen vom Schweine-Lendenbraten in Pfefferrahmsauce an buntem Pfannengemüse und gebutterten Bandnudeln für 13,85 Euro ist zu erfahren: Faust - der Tragödie erster Teil wird am 22. und 23. April sowie 5. und 6. November dieses Jahres vom neuen theater Halle im Goethe-Theater Bad Lauchstädt aufgeführt.
Spätbarockes Flair
Gleich über den Hof, im Großen Kursaal, hat es sich einst der Geheimrat ausgiebig schmecken lassen. Menüs aus acht Gängen waren damals für Goethe und seine Gäste üblich. Der Inhaber der Lauchstedter Gaststuben, Burkhard Naumann, liebt es, die Gäste in spätbarockes Flair zu versetzen. Der 51-Jährige hat sich bei der Stiftung Deutsche Klassik in Weimar beraten lassen, was dafür alles zu tun ist. Für Gruppen ab 14 Personen stellt er Festtafeln nach mit Speisenfolgen wie zu Zeiten des Feinschmeckers Goethe, mit Dienern in zeitgenössischer Kleidung, Tischmusik und einer unterhaltsamen Tischdame. Für 72 Euro ist ein Acht-Gänge-Menü inklusive der Getränke zu haben.
Etwa drei Stunden muss man für solchen Schmaus mitbringen. Wir begnügen uns aus Zeitgründen mit einer weniger üppigen Variante, die durchaus nicht weniger Gaumenfreuden bedeuten muss. Auf den Blauen Salon mit seinen 26 Plätzen fällt unsere Wahl. Theater- oder Kaminzimmer laden auch ein. Oder der Rosa Salon, bestückt mit nur einem Tisch. Das silberne Herz an dem Kronleuchter könnte als Hinweis gedeutet werden, dass hier das richtige Plätzchen für Frischverliebte ist.
Die wohltuend übersichtliche und nicht überfrachtete Speisekarte mit ihrer Abfolge von Appetitmachern, Suppen, Salaten, fleischlosen Gerichten, Genüssen aus Töpfen und Pfannen und Naschereien ist munter unterbrochen mit den diesjährigen Aufführungen des Bad Lauchstädter ,,Goethe-Theaters" und kurzen Beschreibungen der Stücke.
Zwei Mal jährlich wechseln die Inhalte. Im Angebot sind derzeitig acht Vorspeisen von 4,25 bis 9,40 Euro, zwei fleischlose Gerichte (8,90 und 11,20 Euro), elf Gerichte aus Töpfen und Pfannen von 12,95 bis 18,95 Euro sowie fünf Desserts, deren Preise sich zwischen 5,90 und 6,80 Euro bewegen.
Wer sich die Tranchen von der geräucherten Entenbrust an Linsen-Kürbis-Kompott mit Kartoffeltunke und einem Blattsalat-Bukett mit Limonen-Kräuter-Vinaigrette an sautiertem Baguette (8,85 Euro, Probierportion 6,40 Euro) bestellt, kommt schon bei der Vorspeise auf seine Kosten. Die Entenbrust ist ideal dünn geschnitten, gleichmäßig und gut durchgeräuchert. Die fruchtige Soße regt den Appetit an. Die bissfesten Linsen und die Kürbisstücke, gut durchgezogen in einer Marinade aus Zucker und Essig, sind stimmige Ergänzung. Das Steckrüben-Möhren-Süppchen mit gebratenen Scheibchen von der Wildschweinwurst (4,45 Euro) erfreut sich großer Beliebtheit auch dank der bodenständigen Zutaten. Pepp erhält diese Vorspeise durch die kräftig schmeckende Wurst.
Die Zeit des Wartens auf das Hauptgericht vertreibt der Blick auf die Einrichtung des Salons. "Hier steht alles unter Denkmalschutz. Die Nachbildungen ähneln dem Original. Alles wieder detailgetreu herzurichten, war unser Ehrgeiz", erzählt Burkhard Naumann. Komplett in blau gehalten ist die spätbarocke Einrichtung: die Stühle, die Tischdecken, die Kerzen an der Wand und in den dreistrahligen Leuchtern auf den Tischen. Prominente Gäste dinierten hier jede Menge. Von Goethe, Friedrich Schiller, Komponist Richard Wagner oder Reiseschriftsteller und Gartengestalter Hermann Fürst von Pückler - Badegast in Bad Lauchstädt vor 209 Jahren - kennt er das natürlich nur vom Hörensagen. Bei Hans-Dietrich Genscher, Kurt Masur, Christiane Hörbiger, René Kollo, Ludwig Güttler, Maximilian Schell, Manfred Krug, Hermann Prey, Ivan Rebroff, Hans Joachim Kulenkampff, Armin Mueller-Stahl und vielen weiteren Promis sähe das schon anders aus.
Zartes Wild und Filets
So endet der Exkurs wieder beim Essen. Der zarte Rehbraten auf Steinpilzsauce an Apfelrotkraut und Schinken-Rosenkohl sowie Butterspätzle (15,30 Euro) besticht durch die Balance von fettarmem Fleisch und den in der Pfanne mit Butter angeschwenkten Nudeln. Der Braten ist gut abgehangen, bei niedrigen Temperaturen gegart und somit nicht ausgetrocknet.
Seinem guten Ruf wird Küchenmeister Andreas Bramer, 38-jährig und schon seit 18 Jahren im Geschäft, auch gerecht bei den Medaillons vom Rinderfilet auf Safran-Kartoffel-Rosenkohl-Sockel an Petersilienwurzel-Schaum sowie marinierten Linsen (18,95 Euro). Zart und saftig das Filet, auf den Punkt zubereitet die im Anrichtering erhitzten Sockel-Zutaten.
Der Rotwein, der zu diesen Gerichten passt, ist einheimischer Natur von den Hängen der Region Saale-Unstrut. Wir entscheiden uns für einen Spätburgunder und den Blauen Zweigelt (je 5,90 Euro). Auch bei den weiteren Weinangeboten dominiert der hiesige Standort.
Empfehlenswert sind die als Naschereien angebotenen Desserts wie Tranchen vom Lebkuchenparfait an Punsch-Birne und Zimtschaum sowie Nussgebäck (6,40 Euro) oder warme Amaretto-Pflaumen an Eierkuchenröllchen gefüllt mit Sahnequark und einem Tupfer von Holunderschaum zu 6,65 Euro.
Übrigens: Dass die Schreibweise des Ortes im Restaurant-Namen abweicht, geht auf die Kappe von Burkhard Naumann. Bis zu einer Rechtschreibreform im frühen 20. Jahrhundert gab es das ,,ä" noch nicht. Bei der Gründung seines Restaurants blieb Burkhard Naumann in etwa der alten Schreibweise treu und erklärt das damit: ",Ich habe mich rundherum auf die historische Seite geschlagen."
Lauchstedter Gaststuben
Adresse: 06246 Bad Lauchstädt, Parkstraße 16
Telefon: 034635 - 20353
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag ab 11.30 Uhr
Hauptgerichte ab 12,95 Euro bis 18,95 Euro, offene Weine ab 4,95, Wein im Schnitt 21 Euro