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Jugend Jugend: Einheitskleid kontra Edellook

25.03.2003, 11:15
Traditionsbewusster Einheitslook - zur Erstkommunion dominiert bei katholischen Mädchen die Farbe Weiß. (Foto: dpa)
Traditionsbewusster Einheitslook - zur Erstkommunion dominiert bei katholischen Mädchen die Farbe Weiß. (Foto: dpa) Weise Festmoden

Düsseldorf/Darmstadt/dpa. - Eine feierliche Zeremonie in der Kirche und ein großes Familienfest mit Gratulanten und Geschenken: Kommunion und Konfirmation sind für Kinder und Jugendliche ein besonderer Tag. Entsprechend viel Wert wird auf das passende Outfit gelegt. Während sich die Kommunionkinder meist traditionell kleiden, wagen Konfirmanden oft größere modische Experimente.

«Die Jugendlichen machen sich zur Konfirmation sehr schick und geben dafür viel Geld aus», beobachtet Pfarrer Stefan Krebs, Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. «Bei den Jungs ist der dunkle Anzug die Regel, Jeans sind dagegen die Ausnahme.» Die Mädchen erscheinen nicht selten in großer Abendgarderobe mit langen Kleidern und edlen Accessoires, schildert der Pfarrer in Darmstadt.

Bei aller Eleganz sind modische Extravaganzen unter Teenagern nicht angesagt: «Alle sind ähnlich gekleidet», sagt Pfarrerin Sylvia Szepanski-Jansen aus Bonn. Schwarz sei nach wie vor die beliebteste Farbe für den feierlichen Look zur Konfirmation.

Wer Abwechslung zu Kleid und Anzug sucht, findet in der aktuellen Mode vielfältige Möglichkeiten. Für Jungs ergeben dunkle Hosen, kombiniert mit einem Hemd und modischer Reißverschlussjacke ein feierliches Outfit, das nicht steif wirkt, sagt Christina Beckmann vom Modehaus C&A in Düsseldorf. «Bei den Hemden sind die Farben weinrot, dunkelblau und dunkelgrün angesagt», erzählt sie. Glatte und glänzende Stoffe sorgten für eine festliche Note. Besonders schick werde das Ganze mit einer Krawatte.

Schlichte dunkelblaue Jeans mit einem klassischen Sakko empfiehlt Ute Lentfer vom Versandhaus Otto in Hamburg als Alternative zum Anzug. «Passende Hemden gibt es jetzt in großer Vielfalt», sagt sie. Modern seien diagonal gestreifte oder karierte Hemden mit witzigen Details wie Batikdruck oder Stickerei. Die Schuhe dazu sollten unbedingt dunkel und dezent sein, rät Lentfer: «Außer dem klassischen Anzugschuh passen auch bequeme Sneaker in dunklen Tönen.»

Noch mehr Auswahl und Abwechslung bietet die festliche Mode für Mädchen. «Zur Konfirmation gehen in diesem Jahr viele Mädchen in schmalen Hüfthosen mit buntem Top und kleinem Jäckchen», schildert Christina Beckmann. Auch modische Röcke in allen Längen sind für den Kirchgang beliebt. «Aufgelockert wird das Ganze mit einer Bluse aus glitzerndem Stoff oder einem pailettenbesetzten Top.» Kleider werden in dieser Saison von Overalls abgelöst, so Beckmann. «Die Overalls sind meist schwarz und eng anliegend geschnitten.» Details wie breite Gürtel, Schnallen und kleine aufgesetzte Taschen sorgten dafür, dass es nicht langweilig aussieht.

Als Abwechslung zum ewigen Schwarz empfiehlt Ute Lentfer Creme- und Camel-Töne. «Ein cremefarbener Hosenanzug mit Nadelstreifen kann sehr schick aussehen.» Farblich abgestimmte Pantoletten mit kleinem Blockabsatz passten zum Hosenanzug ebenso gut wie zum Rock.

Als Ergänzung zum edlen Outfit darf die Handtasche nicht fehlen: Mit Perlen oder Stickerei verziert sind die neuen Täschchen ebenso elegant wie praktisch. Wer den passenden Schmuck zur Konfirmation sucht, kommt an einem Klassiker kaum vorbei: «Die Kette mit Kreuzanhänger ist heute nicht weniger angesagt als vor 20 Jahren», sagt Christina Beckmann. Als Modeschmuck sind die Kreuze in allen Größen und Varianten zu haben.

Anders als die Konfirmanden im Teenageralter kleiden sich katholische Kinder zur Erstkommunion eher traditionell als modisch. «Der dunkle Anzug und das weiße Kleid sind für viele noch Standard», sagt Andrea Übel aus Feilbingert bei Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz). Für die dortige katholische Gemeinde organisiert die zweifache Mutter seit fünf Jahren einen Basar für gebrauchte Kommunionkleider.

«Im Geschäft sind die Sachen sehr teuer, und nach der Kommunion ziehen die Kinder sie nie wieder an», erzählt Übel. Auf Gebraucht-Basaren dagegen seien die Kleider und Anzüge mit allem Zubehör für einen Bruchteil des Neupreises zu haben. «Es gibt aber auch Eltern, die sich für ein gebrauchtes Kleid schämen», so Übel. Nicht selten herrsche unter den Familien ein Wettstreit um das schickste Kommunionkind.

Um derartige Rivalitäten zu vermeiden, stellen immer mehr Gemeinden einheitliche Kleidung für alle Kommunionkinder zur Verfügung, erzählt Martin Engelbrecht von der Pressestelle des Bistums Essen. «Das geschieht aus Rücksicht auf den sozialen Hintergrund der Familien.»

Einen Konkurrenzkampf um die teuersten Kleider und edelsten Marken beobachtet Stefan Krebs auch unter den Konfirmanden: «Unter den Jugendlichen wächst der Hang zur Selbstinszenierung.» Viele Pfarrer stellten das Konkurrenzdenken im Konfirmandenunterricht zur Diskussion. «Aber der Einfluß der Kirche ist in diesen Dingen sehr begrenzt», bedauert Krebs. Dennoch hofft der Pfarrer, bei den Teenagern auch mit den Inhalten der Konfirmation durchzudringen - damit der eigentliche Sinn hinter dem modischen Outfit nicht in Vergessenheit gerät.