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Hospizschwestern unterstützen Sterbebegleitung zuhause

Von Susanne Rytina 21.11.2007, 08:18

Stuttgart/dpa. - Viele Menschen möchten gerne daheim sterben und nicht im Krankenhaus. Die Hospizschwester Heike Linder begleitet ambulant Sterbende und ihre Familien. So besucht sie eine 80-jährige Dialyse-Patientin mit einem schweren Nierenleiden.

Ihr wurde vor drei Jahren ein Bein amputiert. Auch das andere müsste nun abgenommen werden ­ sie lehnt es ab. «So will ich nicht weiterleben», sagt sie. «Das hat für mich keine Lebensqualität mehr.» Ihr Mann sagt: «Die Entscheidung war für die Familie nicht einfach. Aber sie möchte es selbst bestimmen.» Hilfe bekommt das betagte Ehepaar auch von seiner Tochter. Die 43 Jahre alte Linder und ihre drei Kolleginnen vom Hospiz Stuttgart lindern Symptome und Schmerzen. Seit vier Jahren leistet der ambulante Dienst kostenlos Pionierarbeit. Seine Mitarbeiterinnen begleiten in Stuttgart derzeit rund 400 Menschen in den letzten Wochen und Monaten bis zum Tod. Die vielen Anfragen zeigen, dass immer mehr Menschen in vertrauter Umgebung sterben wollen.

Oft zweifeln Angehörige, ob sie die Belastung aushalten. «Begleitung, Entlastung und eine gute Schmerzbehandlung sind das Wichtigste», erklärt Linder. Sie berät sich mit dem Pflegedienst, dem Hausarzt und der Dialysestation, wie die Schmerzen der 80-Jährigen gelindert werden können, deren Bein abstirbt. Eine Möglichkeit sind Morphinpflaster. In dieser schwierigsten Phase des Lebens helfen die Hospizschwestern auch bei alltäglichen Problemen. Woher kommt das Pflegebett? Wie wird das Bein ideal gelagert? Welche technischen Hilfsmittel können das Leben erleichtern? Was muss in die Patientenverfügung?

Doch oft brauchen die Patienten und ihre Angehörigen vor allem seelische Zuwendung. Die Seniorin konnte lange nachts nicht schlafen. Ihr Mann geriet damit an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Inzwischen nimmt sie auf den Rat der Hospizschwester Medikamente zur Beruhigung, die sie vorher abgelehnt hatte.

Auch zwischen den Familienmitgliedern vermittelt Linder. So sagt der Sohn der Patientin: «Ich verstehe nicht, warum du lieber sterben willst.» Zu ihm hätte die Mutter gerne mehr Kontakt, traute es sich aber nicht zu sagen. Linder versucht, Brücken zu bauen und letzte Wünsche zu erfüllen.

Die größten Ängste kommen meist in der Nacht oder an Feiertagen. Wenn der Atem rasselt, der Puls kaum mehr spürbar ist, der Geist sich eintrübt und es scheint als sähe man in eine andere Welt ­ vor diesem Moment des Todes fürchten sich nach Linders Worten die meisten. Dann kommen die Hospizschwestern und die Ehrenamtlichen auch nachts. Am Ende sind es nur noch kleine Handreichungen. «Es hilft, wenn jemand da ist, der keine Angst hat», sagt Hospizschwester Linder.

Weitere Informationen: www.hospiz-stuttgart.de