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Tierischer Liebling Ohne Angst ins neue Revier

Katzen fühlen sich in ihrer gewohnten Umgebung am wohlsten. Ein neues Domizil bedeutet deswegen vor allem eins: Stress. Worauf Besitzer achten sollten.

Von Fabian Busch Aktualisiert: 05.09.2022, 15:20
Katzen sind neugierig und lieben Höhlen. Deshalb sollten Katzenbesitzer während des Umzugs darauf achten, dass ihr Stubentiger nicht versehentlich in einer Umzugskiste landet.
Katzen sind neugierig und lieben Höhlen. Deshalb sollten Katzenbesitzer während des Umzugs darauf achten, dass ihr Stubentiger nicht versehentlich in einer Umzugskiste landet. Lightspruch - stock.adobe.com

Meine Wohnung, meine Menschen, mein Revier: Katzen sind Gewohnheitstiere - und am wohlsten fühlen sie sich in vertrauter Umgebung. „Sie nehmen die Katze aus ihrem Lebensraum und stecken sie in einen neuen“, erklärt Tierpsychologin Tanja Reinschmidt. Dann gilt es, Stress so gut es geht zu vermeiden.

Das fängt schon an, wenn in der alten Wohnung Kisten gepackt werden. „Katzen sind neugierig, und Katzen lieben Höhlen“, sagt Jutta Aurahs, Fachautorin und Mitglied im Bund der Katzenfreunde. Deswegen sollten Besitzer darauf achten, dass der Liebling nicht aus Versehen in einer Kiste im Umzugswagen landet.

Präparate zur Beruhigung

Generell ist es für die sensiblen Tiere anstrengend, wenn viele fremde Menschen durch die Wohnung stapfen und ständig Türen auf- und zuschlagen. „Dann besteht die Gefahr, dass die Katze entwischt, sich draußen versteckt oder wegläuft“, warnt Aurahs. Die Expertin rät, die Katze während dieser Zeit gut abgeschirmt in einem separaten Raum unterzubringen, wo sie Futter, Wasser, Spielzeug und ihr Körbchen hat und nicht gestört wird. „Das Lieblingssofa der Katze oder generell einen Ort, an dem man auch selbst entspannt, sollte man bis zuletzt in der Wohnung lassen“, sagt Aurahs. Das Tier sollte dann als Letztes umziehen. Den eigentlichen Weg ins neue Zuhause legt die Katze in einem Transportkorb im Auto der Besitzer zurück - und keineswegs in einem Lastwagen zwischen Kartons. Ob man das Tier mit Hilfe von speziellen Präparaten beruhigen sollte, hängt auch ein bisschen von seinem Charakter ab. Ihr eigener Kater sei zwar sehr schüchtern, habe einen Umzug aber eher als Abenteuer erlebt, erzählt Reinschmidt. „Es gibt auch Katzen, die begeistert mit in den Urlaub fahren – aber sie sind eher die Ausnahme“, erklärt Tierärztin Nadja de Leuw. Von Medikamenten rät sie eher ab. Besonders nervösen Tieren könne man aber natürliche Substanzen wie Kasein oder Tryptophan verabreichen, die eine beruhigende Wirkung haben: „Diese kann der Tierhalter einsetzen, ohne dass sie Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben.“

Zunächst ohne Freigang

Im neuen Zuhause können Besitzer auf Verdampfer zurückgreifen, die Pheromone im Raum verbreiten. „Die haben einen entspannenden Effekt und schaffen für die Katze eine Wohlfühlatmosphäre“, sagt de Leuw. Generell sollte der Vierbeiner in seinem neuen Domizil erst einmal in Ruhe ankommen. Das kann zum Beispiel heißen, dass die Katze zunächst in einem Raum bleibt, wo sie ungestört und in Sicherheit ist. Nach und nach kann sie dann später die anderen Zimmer erkunden. Bei der Eingewöhnung helfen auch vertraute Gerüche. Man nehme das alte Zubehör wie Körbchen oder Kratzbaum am besten mit, sagt Jutta Aurahs: „Wenn in der neuen Wohnung nur neue Möbel stehen, wird die Katze irritiert sein.“

Vor einer besonderen Herausforderung stehen Katzen, die es als Freigänger gewohnt sind, auch außerhalb des Hauses unterwegs zu sein. Die Befürchtung, die Katze könne nach dem Einzug weglaufen und ihr altes Revier aufsuchen wollen, ist nach Einschätzung von Tanja Reinschmidt zwar meistens unbegründet. Trotzdem rät sie dazu, Türen und Fenster zunächst geschlossen zu halten und Freigänger in den ersten vier bis sechs Wochen nicht aus der Wohnung zu lassen. Wie lang dieser Zeitraum sein soll, ist allerdings umstritten und hängt ebenfalls vom Charakter der Katze ab. Nach Einschätzung von Nadja de Leuw können auch eine bis vier Wochen ausreichen. In seltenen Fällen können die Tiere in dieser Zeit auch unsauber werden: „Das kann immer wieder vorkommen, wenn die Katze in ihrer neuen Umgebung noch nicht glücklich ist“, sagt die Tierärztin.

Zunächst wird der Stubentiger die neue Umgebung aus dem Fenster betrachten. „Katzen bilden eine Landkarte, bestehend aus Gerüchen und Geräuschen“, erklärt Reinschmidt. Irgendwann dränge es sie dann nach draußen. Doch auch da müsse sich das Tier erst eingliedern, denn die meisten Reviere seien bereits von anderen Katzen besetzt. „Ganz wichtig für Freigänger ist: Sie müssen kastriert, gechipt und bei einem Haustierregister gemeldet sein“, betont Aurahs. Denn wenn eine Katze etwa auf einen Hund trifft und in Panik wegläuft, kann es sein, dass sie in neuer Umgebung nicht nach Hause findet.

Ein Umzug ist für die sensiblen Tiere extrem anstrengend. Das Lieblingssofa der Katze sollte man daher lieber bis zuletzt in der Wohnung lassen.

Jutta Aurahs, Fachautorin und Mitglied im Bund der Katzenfreunde

Wichtig: Bezugsperson

Eine Sache ist Jutta Aurahs wichtig: Zum Teil halte sich der Mythos, eine Freigänger-Katze hänge mehr an ihrem Revier als an ihren Menschen. So komme es vor, dass Halter ihr Tier deshalb einfach zurücklassen. Doch auch wenn ein Umzug für die Tiere Stress bedeutet: Eine Katze zieht immer noch lieber mit ins neue Heim, als ausgesetzt zu werden. Katzen brauchen ihre Bezugspersonen, um zu überleben. „Katzen sind heute zu 100 Prozent auf die Versorgung durch Menschen angewiesen“, so Aurahs.