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Grillen mit Hund und ohne Stress

Von Miriam Braun 06.06.2008, 14:52

Hamburg/Bonn/dpa. - Endlich Wochenende, und die Sonne strahlt - also Steaks gekauft, die Kühlbox gepackt, in den Park und den Grill angeworfen. Da will und soll auch der Hund dabei sein.

Aber Vorsicht: Bei leckerem Geruch von Fleisch und Grillwürsten vergisst selbst der bravste Vierbeiner leicht seine Erziehung und tut, was er nicht darf: Er bedient sich. Deshalb beachten Halter besser einige Dinge, damit das Grillen für alle zum stressfreien Vergnügen wird.

Auch wenn die Kulleraugen noch so groß sind und der Blick noch so treuherzig wird: Hunde sollten auf keinen Fall Grillfleisch oder auch nur Reste des Gebrutzelten bekommen. «Grillfleisch ist meist schon mariniert und gewürzt, das können Hundemägen nicht vertragen», sagt Martina Schnell von der Stiftung für Tierschutz Vier Pfoten in Hamburg.

«Das Verfüttern von Grillresten mit Knochenanteilen kann sogar lebensbedrohlich werden», warnt Tierärztin Tina Hölscher von Aktion Tier in Berlin. Knochensplitter können Darmwände durchbohren, wodurch Futterpartikel in die Bauchhöhle gelangen. Das kann dramatische Entzündungen zur Folge haben. Die meisten Halter denken dabei nur an Hühnerknochen. «Die splittern aufgrund ihres Aufbaus am stärksten. Aber auch andere Knochen sind gefährlich und können brechen.»

Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die Aujezkysche Krankheit. Sie kann über rohes Schweinefleisch auf Hunde übertragen werden. «Das ist eine ganz fiese Krankheit mit tollwutähnlichen Symptomen», sagt Martina Schnell. Für Menschen ist sie ungefährlich, aber Hunde können daran sterben. Selbst halbgares Schweinefleisch, das der Vierbeiner in einem unbeobachteten Augenblick vom Grill zieht und frisst, könne gefährlich sein.

Hat das Tier stark gewürztes oder rohes Fleisch verspeist oder sich einen Knochen einverleibt, sollten die Halter «genau beobachten, ob der Hund viel hechelt und ob es ihm sichtlich schlechter geht», sagt Hölscher. Hat er Verstopfung und Probleme mit dem Absetzen von Kot, könne ihm pro zehn Kilo Körpergewicht ein Esslöffel pflanzliches Öl oder Milchzucker verabreicht werden. Im Zweifel schnappt sich der Halter den Hund aber besser und geht mit ihm zum Tierarzt. Der kann ihn auch noch zwei Stunden nach dem Fressen zum Erbrechen bringen.

Aber wie verhindert der Besitzer, dass es überhaupt soweit kommt oder dass der Hund um den Rost und die Kühlbox schleicht, so dass weder er noch die Zweibeiner Spaß haben? Am besten klappt das, indem er vorher zu Hause gefüttert wird, rät Martina Schnell. Wer dazu keine Zeit hat oder auf Nummer sicher gehen will, nimmt die übliche Futterration und den Napf mit.

Etwas mehr an Vorsorge kann aber trotzdem nicht schaden. Matthias Backes, Präsident des Deutschen Grill-Vereins in Bonn, empfiehlt, das Fleisch und die Würste möglichst hoch und somit nicht in Reichweite des Vierbeiners zu lagern.

Reste gehören hundesicher entsorgt - «in robuste Mülleimer, oder man packt sie wieder zurück in die Kühlbox. Dann müsste der Hund erst einen Reißverschluss bedienen, um dranzukommen», rät Backes. Die größte Vorsicht hilft aber nichts, wenn ein gefräßiger Hund sich kurzerhand bei anderen Parkbesuchern bedient. Deshalb gilt es, auch die Mülleimer oder Plastiktüten nebenan im Auge zu haben.

«In jedem Fall braucht der Hund auch beim Grillen immer reichlich frisches Wasser zum Trinken», sagt Martina Schnell. Beim Brutzeln im öffentlichen Park empfiehlt Backes, sich vorher zu erkundigen, ob der Hund dort frei herumlaufen darf. Aber selbst wenn das erlaubt ist, empfiehlt es sich, eine Leine mitzunehmen.

Einen angeleinten Vierbeiner lässt der Halter besser nicht in der prallen Sonne oder im direkten Grillrauch sitzen. «Der dürfte gerade für die feine Hundenase sehr unangenehm sein», sagt Matthias Backes. Besonders freut sich der Hund, wenn sein Herrchen oder Frauchen nach dem Grillen einen ausgiebigen Spaziergang mit ihm macht. «So kommt das Tier noch zu seinem wichtigen Auslauf», sagt Martina Schnell.

INFO: Vorsicht mit heißer Kohle und Anzünder

Beim unbeobachteten Herumstöbern in Mülleimern oder -tüten kann der Hund auch auf heiße Kohle stoßen. «Wenn das Tier da mit seinen Pfoten drüber läuft, kann es Verbrennungen geben», warnt Martina Schnell von der Organisation Vier Pfoten. Reste von Grillanzünder können zu bösen Verätzungen führen. «Gerade wenn der Hund sonst mit leeren Plastikflaschen spielen darf, sollte man da Acht geben». Zudem tummeln sich am Müll Wespen, die den Hund stechen könnten.